Nebenjob Zombie

Der Himmel ist verdunkelt, Nebelfelder schleichen über den Weg, tiefrote Lichter blitzen im Gewimmel der Besucher auf. Im Nacken spüre ich heißen Atem. Ich drehe mich langsam um und blicke in ein ekelhaftes, blutiges, zerfetztes Gesicht mit tiefen Narben. Panik erfüllt mich. Ich möchte sofort wegrennen. Doch dann entspanne ich mich, atme tief durch und denke mir: „Halt, das ist alles nur ein Fake!“ 

Alexa und ich sind im Moviepark Kirchhellen, um hinter die Kulissen des alljährlichen Horrorfests zu blicken.  Ich fühle mich wie eine Schauspielerin in einem Horrorfilm. Hinter diesen Attraktionen stecken viel Arbeit und Kreativität. Darum kümmern sich die Darsteller, die wie geistesabwesend durch den Park wandern oder in den Spukhäusern für Schrecken sorgen. Wir haben hinter die Kostüme geschaut und Monsterdame Nadine alias Amy Crane um ein Interview gebeten:

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Darstellerin Nadine alias Amy Crane liebt es, Besucher im Deathpital die Hölle heiß zu machen. Foto: Alexandra Kuszlik

Nadine, wir haben dich im Deathpital erwischt. Das Grusel-Krankenhaus ist mit Abstand das schrecklichste Haus hier im Moviepark. Überall schleichen verweste Monster durch die Gänge und es werden schaurige Operationen gezeigt, bei denen die Ärzte mit den Gedärmen herumspielen. Ist es dein Traum, an diesem gruseligen Ort zu arbeiten und Leute zu erschrecken?

Ich arbeite jetzt seit acht Jahren als Monster. 2007 hat das Deathpital eröffnet und seitdem bin ich hier. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, woanders zu arbeiten. Als Straßenmonster hätte ich auch arbeiten können, aber die Massen der Menschen auf der Straße sind nicht so meins. Ich erschrecke lieber im dunklen und unvorhersehbaren Deathpital.

Der Job ist ja ziemlich außergewöhnlich. Wie bist du dazu gekommen?

Gemeinsam mit meiner Freundin, die hier auch schon lange arbeitet, habe ich mich 2006 im Internet in einem Monsterforum angemeldet. Meine Neigung zu solchen Horrorevents war also eigentlich schon immer da. Im Forum gab es dann Mitglieder, die gesagt haben, dass wir uns doch mal bei so einem Casting bewerben sollten. Dort wurden dann drei kurze Fragen gestellt, wie zum Beispiel was mein Lieblingshorrorfilm wäre und ob ich schon einmal beim Horrorfest gewesen sei und damit waren wir direkt dabei.

Also darf man nicht einfach so Monster werden. Es gibt Castings und Bewerbungen?

Heutzutage ist es etwas schwieriger. Man geht direkt zu einem Casting und da kann sich jeder vorstellen. Allerdings ist es sehr sinnvoll, sich eine Rolle auszudenken, die man vorstellen möchte wie zum Beispiel Hannibal Lecter. Dass man dann auch schaurig schön geschminkt ist, mit zerfetzter und blutüberströmter Kleidung, ist dabei eine Voraussetzung. Bei dem Job hilft schauspielerisches Talent natürlich enorm und vielleicht auch ein bisschen „einen an der Waffel zu haben“.

Womit würdest du heute die Jury überzeugen?

 

Dein schrägster Moment bisher hier im Park?

Vor ein paar Jahren hat sich ein Gast beim Erschrecken übergeben. Der war wohl magentechnisch nicht auf der Höhe an dem Tag. Wir wussten nicht so Recht, wie wir damit umgehen sollten. Aber wir haben unseren Job anscheinend ziemlich gut gemacht. Wirkung hat es auf jeden Fall gezeigt.

 Selber Angst hast du vor …?

…Spinnen. Als ich mit meinem Biologiestudium angefangen hab, war die dann auch weg. Ich suche derzeit bei Horrorfilmen nach dem ultimativen Kick. Walking Dead schaue ich zum Beispiel zum Einschlafen. Human Centipede dagegen ist wirklich ekelhaft.

Dich kann wohl nichts mehr schocken.  Schönes Erschrecken noch.  

Lisa Schmidla führte das Interview.

 

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