Dogsharing: ein Hund, ein Besitzer, ein „Sharing-Partner“

Viele Studierende sind Hundefreunde. Neben Seminarvorbereitungen, Präsentationen und Klausuren, fehlt jedoch meistens die Zeit für ein eigenes Haustier. Die Alternative für alle, die Zeit mit einem Vierbeiner verbringen möchten, aber nicht bereit für einen eigenen Hund sind, ist das sogenannte Dogsharing.  

Franziska (27 Jahre) wohnt in Berlin und ist überaus tierlieb. Ein Leben ohne Hund findet sie langweilig. Dennoch war ein eigener Hund im Studium keine Option. Da sie nicht ganz auf einen vierbeinigen Gefährten verzichten wollte, hat sie sich auf einer Dogsharing-Plattform angemeldet, und Hund Charly und seine Herrchen kennengelernt.

Bei diesen hat sich vor knapp einem Jahr die Arbeitssituation verändert, sodass der Hund tagsüber oft alleine sein musste. Außerdem hatten die Besitzer eine längere Reise geplant und kannten niemanden, der sich so lange um Charly kümmern würde. Während des Urlaubs, an Wochenenden und auch kurzfristig unter der Woche hat sich so Franziska um den Vierbeiner gekümmert. Das Kennenlernen der beiden war eine typische Win-Win-Situation. 

Charly ist super pflegeleicht und gut erzogen. Er hat von Anfang an auf mich gehört und mir nie Probleme gemacht.

Bei den Futtermengen und den „Gassizeiten“ gab es klare Vorgaben. Ansonsten konnte Franziska über die Zeit mit Charly selbst bestimmen: „Das Leben mit einem Vierbeiner ist deutlich abwechslungsreicher, und man hat immer einen Freund und Beschützer an seiner Seite.“ Mittlerweile hat Franziska ihr Studium abgeschlossen und arbeitet selbst. Zu ihrem Bedauern ist die Zeit für den Hund dadurch knapper geworden. Demnächst soll sich das aber wieder ändern. Über die Beziehung zu Charly ist übrigens auch eine Freundschaft mit dessen Besitzern entstanden. Immer wieder treffen sie sich. 

In Deutschland gibt es zahlreiche Dogsharing-Plattformen, wie etwa dogsharing-deutschland.de oder hundelieb.com. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie das Ausleihen eines Hundes aussehen kann.

Was ist Dogsharing überhaupt?
Dogsharing darf wörtlich genommen werden, denn es bedeutet tatsächlich sich einen Hund zu teilen. Beim Dogsharing gibt es verschiedene Aspekte, die für Hundehalter, Sharing-Partner und Hund von Vorteil sind.
1. Zeitlich flexibel

Beim Dogsharing können die Zeiträume, in denen der Sharing-Partner sich um den Hund kümmert, ganz verschieden sein. Teilweise springen die Sharing-Partner ganz spontan ein, oder manchmal ist der Aufenthalt schon länger im Voraus geplant, zum Beispiel, wenn Urlaub ansteht.

2. Kommunikativ

Über die verschiedenen Dogsharing-Plattformen können Hundehalter andere Hundehalter oder Sharing-Partner in ihrer Umgebung finden, um die Vierbeiner gemeinsam spielen und toben zu lassen. Hierbei wird die soziale Ader der Hunde geschult, und die Menschen können sich austauschen oder sogar Freundschaften schließen.

3. Kostenlos
Ein positiver Nebeneffekt des Dogsharings ist, dass es für Hundehalter und „Sharing-Partner“ kostenfrei ist. Das schont den Geldbeutel und sorgt dafür, dass alle mit Leidenschaft dabei sind.

Das Thema Dogsharing wird im Internet immer wieder stark diskutiert und wirft dort kritische Fragen auf. Andrea Wibbelt-Fälker ist Hundetrainerin aus Dortmund und steht Dogsharing positiv gegenüber. 

Hundetrainerin Andrea Wibbelt-Fälker mit ihren zwei Hunden. (Foto: Hundetraining Dortmund)

Hunde sind sehr anpassungsfähige Tiere und leben von heute auf morgen, ohne großartig zu reflektieren.

Für sie ist es wichtig, dass jemand die Führung übernimmt und den Hunden eine klare Linie vorgibt. Wenn diese Linie aber klar definiert ist, und sich alle Sharing-Partner daran halten, ist es kein Problem sich einen Hund zu teilen. Das Wort teilen verwendet sie jedoch nur sehr zögerlich, da es immer einen Hunde-Eigentümer gibt und dieser auch entsprechend versichert sein muss. Der rechtliche Aspekt spielt für die Hundetrainerin die größte Rolle, da er an einigen Stellen Risiken mit sich bringen kann, wenn nicht von Anfang an alle Rechte und Pflichten klar festgelegt sind. Es muss etwa geprüft werden, ob die Haftpflicht-Versicherung auch bei dem Sharing-Partner greift. Weitere Fragen, die geklärt werden müssen, sind unter anderem:

  • Wer übernimmt die Verantwortung, wenn mein Hund beim Spaziergang einen anderen beißt, oder gebissen wird?
  • Wer trifft spontane Entscheidungen? Halter oder „Sharing-Partner“?
  • Wer kümmert sich im Krankheitsfall, und wer übernimmt die Kosten?
  • Wer ist verantwortlich, wenn der Hund wegläuft?
  • Wer übernimmt die Verantwortung, wenn die Leinenpflicht nicht beachtet wird? (In Dortmund herrscht überall Leinenpflicht.)

Was sollte beim Dogsharing beachtet werden?

Für diejenigen, die ihren Hund mit einem Partner teilen, oder selbst Partner werden wollen, empfiehlt Andrea Wibbelt-Fälker einen vorab festgelegten und möglichst detailliert aufgelisteten Vertrag, der genau solche Fragen klärt. Entgegen den Meinungen in vielen Internet-Foren, die das Thema Dogsharing negativ betrachten und sogar als Tierquälerei diskutieren, sieht die Hundetrainerin kein Problem bei der Sache. Wichtig sei es, den Sharing-Partner gewissenhaft auszuwählen und eine positive Einstellung zum Hund-Abgeben zu haben.

Der Abschied fällt den Hunden leichter als gedacht

Laut der Hundetrainerin fällt es den Hunden oft leichter sich von seinem Herrchen zu verabschieden und zu einem neuen Menschen zu kommen, wenn das Herrchen kein emotionales Problem damit hat, seinen Schützling abzugeben. „Hunde sind sehr sensibel und merken sofort, wie sich sein Herrchen fühlt. Wenn die Herrchen ein gutes Gefühl dabei haben den Hund in fremde Hände zu geben, dann macht es auch dem Hund nichts aus zu einem anderen Menschen zu gehen und dort zu bleiben.“ Auch die jeweiligen Dogsharing-Portale sieht Andrea Wibbelt-Fälker nicht als Problem, sondern als einfache Möglichkeit schnell den passenden Hund oder Sharing-Partner zu finden. „Es ist eine gute Möglichkeit für die Sharing-Partner einen passenden Hund in ihrer Umgebung zu finden.“

Das Beschnuppern ist wichtig

Für die Hundetrainerin ist es selbstverständlich, dass es ganz klare Absprachen in Bezug auf Kommandos, Futter und Gassizeiten gibt. Nur so kann das Dogsharing artgerecht sein, denn jede Hunderasse bringt spezielle Bedürfnisse mit sich. Ebenfalls sollte vorher bei einer Art Kennenlernen geprüft werden, ob der Hund die Kommunikation des Sharing-Partners versteht und auf ihn hört, oder, ob der Hund ständig versucht sein Teilzeit-Herrchen auszutricksen. „Wenn sich Herrchen, Sharing-Partner und Hund gut verstehen, und alle Absprachen getroffen sind, gibt es nichts, was dagegen sprechen sollte. Für mich ist das Dogsharing eine sehr gute Alternative zu herkömmlichen Hundesittern und Pensionen, da das Dogsharing ohne Bezahlung läuft und die Menschen dadurch mit Herzblut bei der Sache sind“, sagt Hundetrainerin Andrea Wibbelt-Fälker.

Teaser- und Titelbild: Hundetraining Dortmund

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