Kommentar: #Leave – ein Schlag ins Gesicht Europas

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Dr. Sebastian Berg, Markus Thürmann, Dr. Sigrid Fretlöh, Siebo Janssen (v.l.)

Knapp eine Woche ist es nun her, dass die scheinbar manifestierten Grundzüge Europas erschüttert wurden.  Die Briten haben mehrheitlich für einen Austritt aus der Europäischen Union gestimmt. Die politischen Systeme auf dem Kontinent wird das vor eine Zerreißprobe stellen.

„Nichts was wir als gegeben betrachten, ist selbstverständlich. Man muss dafür täglich kämpfen.“ Diese Worte richtete Markus Thürmann ans Publikum. Damit ist Europa gemeint – in seinen Grenzen und Werten.  Viele der jungen Gäste im Welt-Raum der Ruhr-Universität Bochum kennen nichts anderes: Friede, Visa-Freiheit, gefestigte politische Systeme. Das Votum der Briten könnte die bisherige Selbstverständlichkeit auf den Kopf stellen.  Die Auswirkungen des möglichen Brexits wurden bei der Podiumsdiskussion diskutiert. Gastgeber waren die Jungen Europäischen Föderalisten, ein parteiunabhängig und europaweit agierender Verband. 

Es gibt Begriffe, unter denen sich jeder etwas vorstellen, aber nur schwer erklären kann. Der Mythos vom europäischen Gedanken ist so einer.  Die politischen Eliten Europas waren und sind sich nicht einig – weder in Flüchtlings- noch Finanzkrise, was fatal für das Vertrauen der Basis in sie ist. Die Stunde der Populisten, schlägt nicht erst seit dem 23. Juni 2016. Großbritannien-Expertin Dr. Sigrid Fretlöh hat Recht, wenn sie sagt:

Das Referendum war eine der katastrophalsten Entscheidungen eines britischen Premierministers. David Cameron hat mit dem Feuer gespielt und damit die EU angezündet.

Ebenso Historiker Siebo Janssen, der einen Domino-Effekt mit weiteren Referenden in anderen europäischen Ländern befürchtet:

Es würde das europäische Projekt vor die Wand fahren. Auf der Welle der Radikalisierung steuert Europa auf eine grundlegende Deformation beziehungsweise Zerstörung der EU zu.

Das kommt einem Schreckensszenario gleich. Die vermutlich größte Herausforderung der aktuellen Politik ist, aufzuklären und Vertrauen zu gewinnen. Janssen identifiziert eine „permanente Verschwörungstheorie gegen die Eliten“ und eine völlig „uninspirierte Pro-Kampagne“ in Großbritannien. In der Tat ist die offensichtliche Unfähigkeit der so genannten etablierten Parteien Großbritanniens ein Armutszeugnis. Weder Konservative, noch die Labour Party haben es geschafft, einen klaren, gemeinsamen Kurs zu fahren, weil überzeugte Europäer in Führungspositionen fehlen. Der selbe Effekt droht auch in Deutschland durch den Aufstieg rechter Parteien wie der AfD. Das ließe sich verhindern, wenn sich die deutsche Große Koalition mit CDU und SPD nicht im Nirgendwo der politischen Mitte verlaufen würde. 

Niemand lacht mehr über Donald Trump

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Der Welt-Raum an der RUB war gut besucht.

Argumentationsketten der Brexit-Befürworter müssten eigentlich schon längst aus den Köpfen verschwunden sein. Die Welt lachte lange Zeit über Donald Trump und seinen Slogan „Make America great again.“ Nun hat ein völlig unberechenbarer Mensch eine reelle Chance, US-Präsident zu werden. Das kann am Ende nicht gut ausgehen.  EU-Gegner wie Ukip-Chef Nigel Farage fahren die gleiche Schiene und demontieren damit die Wertegemeinschaft Europa, die in den letzten Jahrzehnten mühevoll errichtet worden ist. Der Traum vom alten Empire, das mittlerweile nur noch aus einer Nordsee-Insel besteht, lebt. Ein wirtschaftlich starker Staat fühlt sich von Brüssel unterdrückt und an der Würde gepackt. Das klingt absurd. Wo solcher Revanchismus hinführt, konnte man in Europa bereits mehrfach leidvoll erfahren – besonders auf deutschem Boden. Die Briten haben es verpasst, Flagge zu zeigen. Damit meine ich die Blaue mit den goldenen Sternen. Nehmen, aber nicht geben wollen. So einfach geht das nicht. Europa in schwierigen Zeiten den Rücken zu kehren ist feige, wenn man vorher Jahre mit profitiert hat.

Viel erschreckender ist aber, dass knapp zwei Drittel der 18 bis 24-Jährigen Briten nicht gewählt haben. Es ist ungeheuerlich, dass diese jungen Menschen sich offenbar keine Gedanken um ihre Zukunft machen. Sie hatten die Chance, ein Zeichen für die europäische Gemeinschaft zu setzen – und haben kläglich versagt. Mit genau diesen Leute werden wir noch Jahrzehnte zusammen leben. Wenn wir uns in einer solch grundlegenden Frage nicht einig sind – worüber denn dann? 

Die Verlierer sind am Ende nicht die Briten, sondern wir alle in Europa. Der Austritt wäre ein Schlag ins Gesicht Europas – politisch und moralisch. Dieser Brand muss dringend im Keim erstickt werden.

Vorschaubild: © flickr.com/Justus Blümer

Beitragsbilder: Christian Woop.

 

 

 

1 Comment

  • Es wäre sehr hilfreich wenn der Autor zu Beginn überhaupt schildern würde, worum es geht. Ich habe den ersten Satz gelesen und dann nichts mehr gelesen weil es nervt wenn man weder in der Überschrift noch in der unteren Überschrift erkennt, von was der ARtikel überhaupt handeln soll. Pardon, aber ähnliche Fehler sind mir be pflichtlektüre schon öfter aufgefallen. Das ist wie Lauftraining, wenn man ständig Steine und anderes im Weg liegen hat, aber keinen Hürdenlauf machen will; irgendwann und zwar bald gibt man das Lesen auf.

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