Wissenswert: Die Bienenvolkswirtschaft

Die Biene ist laut Rechnungen rund 256 Milliarden Euro wert – wirtschaftlich gesehen. Tatsächlich leistet sie natürlich mehr als nur Honig und Wachs. Schließlich ist sie als Bestäuber unbezahlbar und Voraussetzung für biologische Vielfalt und ein funktionierendes Ökosystem. Ohne Bestäuberinsekten wie die Biene wäre die Landwirtschaft – und somit die Menschheit – also in großen Nöten. Gleich ob der morgendliche Kaffee, frische Erdbeeren im Sommer oder die Tomatensoße zur Pizza: Ohne Bienen steht es schlecht um viele Leckereien.

Über 700.000 Bienenvölker gibt es in Deutschland - doch die Zahl sinkt. Foto: Christoph Aron  / pixelio.de - Teaserbild: kai Stachowiak  / pixelio.de

Über 700.000 Bienenvölker gibt es in Deutschland – doch die Zahl sinkt. Foto: Christoph Aron / pixelio.de – Teaserbild: kai Stachowiak / pixelio.de

In Deutschland gibt es etwa 700.000 Bienenvölker. Jede Biene hat ein Sammelgebiet von rund 50 Quadratkilometern – das entspricht der Größe der Kölner Innenstadt. Das bedeutet Arbeit für die kleinen Tiere. Für nur ein Pfund Honig fliegen die Insekten 120.000 Kilometer weit. Doch die Erträge und die Bienenpopulationen gehen weltweit zurück.

Bienen machen ja nicht nur Honig“, sagt Stefan Busch, Hobby-Imker. „Andere Produkte wie Pollen, Gift oder Gelee Royal sollen auch sehr gesund sein. Aber vor allem brauchen die meisten Pflanzen die Biene zur Bestäubung.“ 80 Prozent der Wildgewächse sind auf sie angewiesen, etwa jeder dritte Bissen, den wir nehmen, ist von ihr abhängig. Von den 100 Pflanzen, die weltweit 90 Prozent der Nahrungsmittel ausmachen, müssen 71 bestäubt werden.

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Jeden dritten Bissen verdanken wir der Biene. Foto: Nanna Zimmermann

Allein in Europa sind das über 4.000 Gemüsesorten, die ohne Insekten gar keinen oder nur einen geringeren Ertrag bringen würden. „Per Hand wäre viel zu aufwändig und teuer“, sagt Stefan Busch.

Doch seit den späten 90ern gehen die Bienenpopulationen weltweit zurück. In Europa lag die Sterberate in den letzten Jahren bei durchschnittlich 20 Prozent, allerdings schwanken die Zahlen auch innerhalb einzelner Länder stark. Für Bienenbestäubung gibt es mittlerweile sogar Geld: Weltweit „mieten“ Farmer Bienenvölker, damit diese über ihren Obstplantagen und Feldern ausschwärmen. Doch teilweise reisen die Tiere lange Zeit im LKW, was sie stresst und schwächt.

Monokulturen, Chemikalien und Parasiten gefährden die Biene

Die Gründe des Bienensterbens vermuten Experten in Parasiten und Folgen der industriellen Landwirtschaft. Monokulturen verdrängen die natürlichen und naturnahen Lebensräume. Den Tieren wird also durch Monokulturen die Lebensgrundlage genommen. Chemische Pestizide und Düngemittel schwächen und vergiften die Bestäuber zusätzlich.

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Statt auf bienenfreundliche Vielfalt setzt die industrielle Landwirtschaft auf Monokulturen und Pestizide. Foto: Nanna Zimmermann

Vor allem Chemikalien der Gruppe Neonicotinoide scheinen die Insekten schlecht zu vertragen. Die Schäden am zentralen Nervensystem, die die Tiere durch sie erleiden, können von Orientierungslosigkeit bis hin zum Tod der Biene oder des ganzen Bienenvolkes führen, wenn der Nektar oder Pollen weitergegeben wurde.

Seit Mai 2013 sind die drei bienenschädlichsten Neonicotinoide in der Europäischen Union vorübergehend verboten. Zwei Jahre lang dürfen europäische Farmer Thiamethoxam von Syngenta sowie Imidacloprid und Clothianidin von Bayer nicht verwenden. Im Juni folgte das Pestizid Fipronil von BASF. In Deutschland gibt es allerdings eine Ausnahmeregelung für den Kartoffelanbau, um den Drahtwurm zu bekämpfen.

Doch die Agrarchemie-Branche streitet die Gefahr ihrer Produkte ab. Die Prüfung durch die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA sei ungenau und unvollständig gewesen, das Verfahren fehlerhaft, klagten Bayer und Syngenta. Imker jedoch begrüßten die Verbote. „Für die Bienen ist das eine gute Sache“, sagt Stefan Busch. „Neue Pflanzenschutzmittel sollen nach der Erfahrung mit den Neonicotinoiden jetzt viel sorgfältiger geprüft werden, bevor man sie zulässt.“

Von Bienen und Blumen…

Die Biene ist Voraussetzung für ein funktionierendes Ökosystem Foto: Nanna Zimmermann

Die Biene ist Voraussetzung für ein funktionierendes Ökosystem Foto: Nanna Zimmermann

Ohne die Biene würden wir nicht verhungern. Immerhin haben die Pflanzen auch andere Möglichkeiten der Bestäubung; etwa mit Hilfe von verschiedenen Faltern, Käfern oder Fliegen. Auch einige Vögel und Säugetierarten tragen zur Bestäubung bei. Manche Pflanzen wie Weizen, Reis und Mais lassen sich sogar durch den Wind befruchten.

Doch die Biene trägt vor allem in Europa und Nordamerika den Hauptteil zur Bestäubung bei. Einige Blütenformen sind zum Beispiel für die dickere Hummel oder Falter nicht breit genug. „Außerdem haben sie ähnliche Problemen wie die Biene: Pestizide, Krankheiten und Monokulturen schaden Hummeln oder Faltern genauso“, sagt Stefan Busch. „Bienenschutz ist auch gut für andere Insekten, Bauern, Vögel, Gewässer – letztendlich profitieren wir alle davon.“

 

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