Abzocke, AGBs und Abnehmer: Der Ticket-Schwarzmarkthandel beim Fußball

Kommentar: Keine Macht den Schwarzmarkt-Händlern

Wer gelebte Ignoranz gegenüber Schwarzmarkt-Händlern erleben will, der sollte zu einem Heimspiel des Zweitligisten FC St. Pauli nach Hamburg fahren. Dort sind die Verkäufer auf der Straße verpönt, werden von den Anhängern beschimpft und ihre Tickets nicht los. In St. Pauli gibt man Schwarzmarkt-Händlern keine Chance. Und das ist gut so! Von ihnen möchte ich keine Tickets kaufen.

Die Typen, die mich schon an der Bahn in Empfang nehmen und immer etwas düster-dubios wirken, wollen nur eins: Geld. Sie sind es nicht wert, dass ich ihnen eine Karte abnehme. Sie stehen nicht zu dem Verein, zu dem ich auch stehe. Sie lieben nicht den Fußball, der mich jede Woche, jeden Tag beschäftigt. Sie machen durch ihre horrenden Preise den Markt kaputt, auf dem ich Tickets zu fairen Preisen erwerben möchte.

Auch wenn das Spiel ausverkauft ist und ich noch so gerne meine Mannschaft sehen möchte: Ich muss der Versuchung widerstehen und alternative Wege finden. Denn dann greifen schnell die Mechanismen wie in jedem anderen Wirtschaftszweig auch: Keine Käufer, kein Geld, kein Geschäft mehr.

Gute Seelen in Fanmontur

Nicht nur eine Medaille hat bekanntlich zwei Seiten; auch erworbene Eintrittskarten vor dem Stadion, auf der Straße oder im Internet.

Es gibt auch die ehrlichen, die wahren Fans. Die gehen zu fast jedem Heimspiel. Sie haben eine Dauerkarte oder ein Fanclub-Kontingent, schon frühzeitig in der Saison viele Tickets bestellt – und dann mal kurzfristig und unfreiwillig eine Karte übrig. Weil Oma Geburtstag hat, das Kind krank ist, die Arbeit ruft.

Die guten Seelen wollen dann nur ihre Karte zum Normalpreis loswerden. Ihnen geht es nicht um den schnellen Umsatz. Wenn kein Bekannter die Karte nimmt, kommt sie entweder auf eine Vereinstauschbörse ins Netz oder die Freunde nehmen sie mit zum Stadion. Dort muss man sich nur fünf Minuten umschauen und findet dutzende dieser Menschen in Kutte, Trikot oder mit Fan-Schal um den Hals, die ihre Tickets in die Höhe strecken und auf einen Abnehmer hoffen.

Wenn ich noch eine Eintrittskarte benötige, dann gehe ich gerne zu eben diesen Leuten. Ich frage sie, für welchen Platz im Stadion die Karte ist und wie viel ich dafür zahlen muss. Das Portemonnaie wird gezückt, der genannte Preis – weil gleich Originalpreis – bezahlt. Und wenn’s ein krummer Betrag ist, dann sage ich eben: „Stimmt so! Ein gutes Spiel, auf den Sieg.“

Kuttenträger statt Bomberjacken-Typen: Tschüss Schwarzmarkt-Handel, hallo Fankultur!

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