Germanistik: Bangen um die Seminarplätze

Ein Beitrag von Hannah Sanders

Jeder Student kennt das: Der Stundenplan ist fertig zusammengestellt, alles passt – und dann macht einem das Vergabesystem einen Strich durch die Rechnung. Der Wunschplatz ist schon weg und wenn Plan B, C und D auch nicht mehr funktionieren, verzögert sich in manchen Fällen sogar das Studium. Dieses Semester sorgt vor allem das neue Vergabesystem in der Germanistik für Unmut unter den Studenten. Auch Christin Faißt, sechstes Semester Kultur- und Literaturwissenschaften, musste um ihre Seminarplätze bangen.

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Pokern um die Seminarplätze: Studentin Christin Faißt hatte nochmal Glück gehabt. Foto: Hannah Sanders

Voll? Das war es schon immer in der Germanistik, sagt Christin Faißt. An die überfüllten Räume in ihren Germanistikkursen hat sie sich schon gewöhnt. Dass die Studenten auf den Tischen oder auf dem Boden sitzen, weil einfach kein Platz mehr ist – Alltag, meint Christin. Dass die Wunschkurse schon vergeben sind und mühsam Alternativen gefunden werden müssen – ganz normal. Aber so schlimm wie dieses Semester war es noch nie. „Der Studiengang ist einfach wahnsinnig überlaufen“, sagt Christin. Das Institut nennt das auf seiner Internetseite: „Engpässe auf Grund stark ausgelasteter Personal- und Raumkapazitäten.“

Engpässe bei den Seminarplätzen

Besonders das neue Vergabesystem für die Germanistik-Veranstaltungen sorgt bei den Studenten für Unmut. Ab diesem Semester darf sich jeder nur noch für einen Seminarplatz pro Modul anmelden. Übrig gebliebene Plätze werden in einer zweiten Runde vergeben. Auch dann dürfen sich die Studenten jeweils nur für einen Platz pro Modul bewerben. Erst in dieser zweiten Runde können sie einen Extra-Antrag stellen, wenn sie für ihren Studienabschluss nur noch ein bestimmtes Seminar benötigen. Durch die neuen Regelungen solle „größtmögliche Chancengleichheit bei der Seminarplatzvergabe“ gewährleistet werden, schreibt das Institut auf seiner Internetseite. Der Asta sieht das völlig anders und rät den Studenten mittlerweile, gegen die Uni zu klagen. (wir berichteten) Bei der Studentenvertretung sind rund 800 namentliche Beschwerden eingegangen.

Christin Faißt ist froh, dass sie selbst von diesen Regelungen zumindest nicht direkt betroffen ist: „Ich weiß gar nicht, wie die das schaffen sollen, hat das jemand mal vorher durchgerechnet, ob das überhaupt geht?“ Christin studiert Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften im sechsten Semester. Ihr Studium setzt sich in erster Linie aus Kursen der Germanistik und der Anglistik zusammen. Sie muss also auch einige Germanistik-Veranstaltungen besuchen. Die Vergabe der Seminarplätze ist in den Angewandten Studiengängen allerdings anders organisiert, als in der Germanistik, deshalb kann sie sich, im Gegensatz zu anderen, für mehr als nur einen Kurs pro Modul anmelden.

Banges Warten auf die Seminarplätze

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Die Studenten der Germanistik sind verärgert und äußern auf Facebook ihre Meinung.

Aber auch bei den Angewandten Studiengängen gibt es seit diesem Semester Veränderungen. „Vorher konnte einfach jeder zu den Veranstaltungen hingehen. Jetzt bekommen wir von der Germanistik vier Plätze pro Veranstaltung, die wir dann unter unseren Studenten verteilen“, erklärt Jennifer Bühsing von der Studienkoordination. Ob es dadurch für die Studenten schwieriger wird, die Wunschplätze zu bekommen – „Schwer zu sagen“, meint Bühsing. Christin Faißt musste jedenfalls um ihre Kurse bangen. „Es war gar nicht klar, ob ich überhaupt einen bekomme“, erzählt sie. „Da habe ich mir schon Sorgen gemacht. Ich fänd’s halt ärgerlich, wenn sich das Studium verzögern würde, nur weil einem die Verwaltung einen Strich durch die Rechnung macht.“

Besonders ärgert sich Christin aber darüber, dass die Studenten durch die Seminarvergabesysteme in ihrem Studium eingeschränkt werden: „Da wird uns immer gesagt, wählt die Kurse, die zu eurem späteren Werdegang passen und die euch liegen. Aber das klappt einfach nicht immer: „Entweder, es passt nicht in den Stundenplan oder man kriegt keinen Platz!“ Um sein Studium in der Regelzeit zu schaffen, müssen deshalb eben Abstriche gemacht werden, meint sie. „Aber manchmal ist es schon echt blöd, wenn man in seinem Studium so eingeschränkt ist.“

Am Studentenalltag vorbei

So wird die Planung des Stundenplans etwa dadurch erschwert, dass die einzelnen Institute ihre Vorlesungsverzeichnisse zu unterschiedlichen Terminen herausgeben. Hat man sich einen Kurs bereits gesichert, der sich dann aber  mit einer Pflichtveranstaltung in einem anderen Fach überschneidet – Pech gehabt. „Die Verwaltungsstellen können sich manchmal einfach nicht in den praktischen Alltag eines Studenten versetzen“, sagt Christin. Im Poker um die Plätze ist es für Christin am Ende nochmal gut ausgegangen: „Unsere Studienkoordination hat sich gut für uns eingesetzt und im Endeffekt hatte ich dann Glück.“ Ob die, die weniger Glück gehabt haben, gegen die Uni klagen werden, bleibt abzuwarten. Die Ergebnisse der zweiten Vergaberunde werden bis Ende März bekannt gegeben. Dann wird sich zeigen, wie viele Studenten am Ende leer ausgehen.

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