Duell am Donnerstag: Sonnenbank Flavour im Winter – hot or not?

Duell am Donnerstag Sinan vs. Britte

Mit dem Winter kommt die Zeit der blassen Gesichter – oder der künstlich gebräunten. Die Sonne aus der Röhre kostet nicht viel, doch hilft der Solariumteint gegen den Winterblues? Oder stresst das UV-Bad Haut und Geldbeutel unnötig?

Sonnenbank Flavour macht gut Laune,

findet Sinan Krieger.

Breit gebaut, braun gebrannt – 100 Kilo Hantelbank! Ich weiß, das im wahrsten Sinne des Wortes eingebrannte Bild eines Sonnenstudio-Besuchers könnte positiver ausfallen, doch spätestens Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias Bushidozerschmetterte mit seinem Sonnenbankflavourim Jahre 2006 jegliche Hoffnung auf Rehabilitation. Zeilen, wie Hugo Boss, Bangbus, Extrem notgeil Armband, Breitling, Backstage, Showtimelassen allerdings auch wenig Platz für Interpretation.

Schlechtes Licht

Nein, hier soll es noch nicht um das UV-Licht der Röhren gehen, sondern weiter um das Bild, welches die Betreiber bedauerlicherweise in den letzten Jahren abgegeben haben und so eine gewisse Mitschuld am schlechten Ruf der künstlichen Sonne haben – die nunmal gesetzlich erst ab 18 Jahren erlaubt ist. Im Kampf um die Kundschaft, den fallenden Preisen durch diverse Discounter und steigenden Mieten, scheinen diese Regelungen allerdings immer wieder, na sagen wir mal, weiterinterpretiert zu werden 17 Jahre ist eben fast 18.

Natürlich ist das ein Problem, welches diese Branche aber keineswegs exklusiv hat. Alkohol, Zigaretten, Glücksspiel oder Diskotheken – überall lassen die Kontrollen bei zahlender Kundschaft zu wünschen übrig und überall stelle ich mir die selbe Frage: Wenn es doch immer wieder aufgedeckt wird, warum wird es weiter gemacht? Die Antwort scheint fast schon zu simpel: Der Gewinn am Taschengeld der Minderjährigen ist weitaus höher als die Sanktionen des Gerichts. Kein Akteur erstrahlt hier in einem guten Licht, ganz im Gegenteil.

Zu viel = schädlich

Über die möglichen Folgen künstlicher UV-Bäder müssen wir nicht diskutieren. Es wäre vermessen zu sagen, dass schon nichts passieren wird, wenn zeitgleich Menschen an Hautkrebs erkranken. Mir geht es nicht darum, diese Tatsache wegzudiskutieren, sondern um auf die oben genannte Gleichung zu verweisen. Ein Eisbecher macht dich nicht dick, ein Bier nicht zum Alkoholiker und ein UV-Bad auch nicht krank zu viel ist nie gut! Schließlich warnen Experten auch vor der Einstrahlung der natürlichen Sonne. Auch hier kann es zu Hauterkrankungen kommen, doch scheinbar wird hier eine Grenze im Selbstverständnis gemacht: Meine Arbeitskollegen sollen schließlich sehen, dass ich im Urlaub war!

Es ist genau diese Doppelmoral, die ich nicht verstehen kann. Wer wirklich die absolute Grenze von 50 Sonnenbädern im Jahr übertrifft, geht ein bewusstes Risiko ein. Wer glaubt, dass er für 4,99 Euro bei 20 Minuten UV-Bestrahlung Qualität erwarten kann, ist naiv. Zu glauben, dass die Sonnenstudios Aufklärung betreiben sollten, ebenfalls. Es ist ein generelles Problem, wenn wir immer nur den einen Grund für irgendwas Suchen. Die Antwort auf die Frage Hautkrebs ist nicht in zwei Minuten zu beantworten.

Gutes Licht

UV kann mehr als nur Krebs. Positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, Senkung des Blutdrucks als auch Cholesterinspiegel und vor allem die positive Wirkung auf Hautkrankheiten wie Neurodermitis machen UV-Bestrahlungen zur medizinischen Praxis. Schonmal von SAD gehört? Nein? Das bedeutet nicht, dass du eine saisonal affektive Depressionnicht schonmal hattest. Müdigkeit, Anntriebslosigkeit und generelle Schlappheit die Rede ist nicht von deinem Zustand in der Klausurenphase am Ende des Semesters, sondern von der sogenannten Winterdepression. Es sind die verteufelten UV-Strahlen, die dagegen helfen.

Das Münz-Mallorcableibt somit der Gute-Laune-Kickfür zwischendurch. Nur eben ohne Flug, Hotel und Schinkenstraße. Auf Letzteres kann ich aber persönlich verzichten. Von den Kreisliga-Mannschaften ganz zu schweigen.

 

„Sonne auf Knopfdruck? Nein, danke!“,

findet Britta Röös.

Gerade jetzt an den immer kälter werdenden Tagen strömen unzählige Menschen in die Solarien. Gebräunte Haut wirkt schön, gesund und sportlich – aber auch im Winter? Die Vorstellung, mit Schal, Mütze, Handschuhen und einem braun gebrannten Gesicht durch den Schnee zu laufen, ist für mich eher abschreckend als reizvoll. Ein Besuch im Solarium würde für mich niemals in Frage kommen – weder im Sommer, noch im Winter.

(Un-)natürlich braun

Jeder Mensch hat einen unterschiedlichen Teint und das ist genetisch bedingt. Die Natur entscheidet dabei nicht wahllos: Es hat einen bestimmten Grund, wieso zum Beispiel Schweden eine viel hellere Haut als Senegalesen haben. Die Sonne scheint unterschiedlich stark in ihren Lebensgebieten.

Wieso sollte ich also zu einem Solarium gehen und mich durch eine Lichtröhre künstlich verändern? Wenn es nötig wäre, dass wir in Deutschland einen erhöhten Lichtschutz benötigen, dann hätte es die Natur so eingerichtet – und uns brauner gemacht.

Zumal eine auffallende Bräune – vor allem im Winter – unnatürlich und synthetisch aussieht.

Zu viel Risiko  

Tatsache ist, der Mensch braucht Sonnenlicht. Nur das “Wie viel” ist für unsere Gesundheit ein ganz entscheidender Faktor. Egal ob natürliche oder künstliche Strahlung: Der von den meisten als schön empfundener Bräunungsvorgang ist in Wahrheit ein belastender Schutz- und Reparaturmechanismus unseres größten Organs.

Die Haut durchläuft dabei jedes Mal den Prozess der Melaninbildung, welches dann als braunes Farbpigment in den oberen Hautschichten sichtbar wird. Je häufiger die Haut einem solchen Vorgang ausgesetzt wird, desto weniger funktioniert der Schutzmechanismus. Außerdem: Die den Prozess auslösenden UV-Strahlen sind in einer zu hohen Dosis gefährlich und können sogar das Erbgut beschädigen oder das Hautkrebsrisiko erhöhen.

Auch im Winter gibt es Sonne

Obwohl die bei Sonnenbänken eher weniger vorkommende UV-B Strahlen die Bildung von Vitamin D anregen, welches den positiven Effekt der Kalziumeinlagerung in unseren Knochen hat, ist das dennoch kein Grund für mich, um sich zu einem Sonnenbankanbeter zu entwickeln.
Denn auch im Winter reicht bereits ein täglicher zehn-minütiger Spaziergang bei Tageslicht, um genügend Vitamin D zu bilden. Ebenfalls kann der Osteoporose-vorbeugende Wirkstoff zusätzlich über die Nahrung aufgenommen werden.
Auch wenn Hautbräune in den meisten Köpfen mit einem Gute-Laune-Kick verbunden ist, muss ich meinem Körper diesen Stress nicht zumuten und kann mir diesen auch auf eine definitiv ungefährlichere Art holen – selbst im Winter.

Kein Geld = kein Bräune Push-Up

Außerdem macht sich das ständige Auf-die-Sonnenbank-Legen mit der Zeit im Geldbeutel bemerkbar. Selbst wenn der Besuch eines Solariums unter zehn Euro kostet – über den Winter betrachtet summiert es sich. Genauso gut könnte man diese Geld lieber sparen und für ein Urlaubswochenende an einem sonnigen Ort ausgeben – das ist viel gesünder und macht dazu noch viel mehr Spaß.

Auch wenn es für manche verlockend klingt, im Winter nicht als „menschlicher Frischkäse“ herumzuwandern, sehe ich darin keinen Grund, mich auf die Sonnenbank zu legen. Es gibt genügend andere Methoden, sein Aussehen (im Winter) positiv zu verändern sowie gesund und sportlich zu wirken. Dafür muss ich meine Haut keinem Gesundheitsrisiko aussetzen.

das-duell-feederFoto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Schweigmann/Knorre

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