So wenig studieren manche Studenten

Wer an der Diskussion an diesem Abend folgen wollte, musste sich sehr konzentrieren.

Unterschiedlicher Zeitaufwand: Manche Studenten verbringen über 40 Stunden pro Woche mit dem Studium – andere nur die Hälfte.

Die einen bummeln, die anderen pauken pausenlos: Eine Befragung unter Studierenden zeigt, wie viel Zeit verschiedene Studiengänge in Anspruch nehmen. Der Extremfall: Veterinärmediziner studieren pro Woche doppelt so viel wie Soziologen.

Eigentlich sollte der Bachelor ja ein klares Zeichen dafür sein, wie viel Zeit ein Student in sein Studium investiert hat. Normalerweise müssen Studierende im Laufe der Regelstudienzeit von drei Jahren 180 Credit Points sammeln. Jeder Credit Point steht dabei für ungefähr 25 bis 30 Stunden Arbeitszeit. Ein Bachelor -Titel sollte also 4500 bis 5400 Stunden Arbeit wert sein,  was 29 bis 35 Arbeitsstunden pro Woche sind. Das ist ein reiner Durchschnittswert, weil in der Theorie davon ausgegangen wird, dass Studenten in der Vorlesungszeit genauso viel Zeit fürs Studium aufwenden wie in den Semesterferien.

Eine neue Befragung zeigt jetzt: In manchen Fächern arbeiten Studenten wesentlich mehr als in anderen.

Fleißige Naturwissenschaftler, faule Geisteswissenschaftler

An diesem Dienstag (28.10.) stellte das Bundesministerium für Bildung und Forschung die 12. Studierendensurvey vor; eine Befragung zur Studiensituation in Deutschland, an der sich knapp 5000 junge Männer und Frauen beteiligten. 

Eines der Ergebnisse: Die Unterschiede beim Zeitaufwand zwischen den Fächern sind beträchtlich. Während Soziologen 22,6 Stunden pro Woche für die Uni arbeiten, ackern Chemiestudenten 36,9 Stunden pro Woche für ihren Bachelor. Es fällt auf, dass naturwissenschaftliche Studiengänge eher am oberen Ende der Skala anzutreffen sind: Pharmazie: 39,5 Wochenstunden, Physik: 33,8. Spitzenreiter sind Veterinärmediziner, die für ihr Staatsexamen 44,6 Stunden pro Woche pauken.

Deutlich entspannter lassen es die Geisteswissenschaftler angehen. Einige Beispiele: 

  • Kunstwissenschaften: 25,2 Wochenstunden
  • Politikwissenschaften: 26,1 Wochenstunden
  • Erziehungswissenschaften: 26,2 Wochenstunden

Es gibt sie also doch noch, die Bummel-Studiengänge.

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Regelstudienzeit? Egal!

In der Studie heißt es, dass immer mehr Studierende mit ihrem Studium zufrieden sind. Und dennoch: Knapp die Hälfte der befragten Studierenden fühlt sich mit ihrem Arbeitspensum überfordert. „Ich denke nicht, dass es sich dabei um eine intellektuelle Überforderung handelt“, sagt Moritz Kordisch, Vorsitzender des Asta der TU Dortmund. Er schätzt, es sei eher eine zeitliche Überforderung.

Die Befragung gibt gleichzeitig auch einen Hinweis darauf, wie Studenten mit der Überlastung umgehen. Viele möchten dem Zeitstress entkommen und ihr Studium verlängern – Regelstudienzeit hin oder her.

Teaserbild: Mary Hense

6 Comments

  • (anonym) sagt:

    Na ja.
    Nicht alle Studenten schaffen es, die 20- bis 40-Stunden-Woche einzuhalten.

    Habe ich mir auch vorgenommen, habe es letzte Woche protokolliert: Es war eine 1,5-Stunden-Woche.
    Geplant waren ca. 30 Wochenstunden.

    Geschätzt hätte ich, dass ich eine 60- bis 70-Stunden-Woche gehabt hätte.
    So viel also zu den Schätzungen, da vertut man sich auch sehr schnell.

  • Anna sagt:

    „Fleißige Naturwissenschaftler, faule Geisteswissenschaftler“

    …. und wo mögen wohl die Rechtswissenschaften, Ingenieurswissenschaften etc angesiedelt werden?

    Ein interessanter Beitrag der so wie viele andere auch nur darauf abzielt, aufzuzeigen, wer ist besser wer ist schlechter, wer gibt sich Mühe, wer gammelt vor sich hin und so werden Gerüchte weiter verbreitet und aufrecht erhalten. In Deutschland gibt es 18.000! Studiengänge wovon 8.700 Studiengänge grundständig sind und zu einem ersten Hochschulabschluss führen. Nun wurden 5.000 Teilnehmer befragt. Dieser Umstand alleine wirft schon einige Fragen auf.
    Wer mit 22,6 Wochenstunden in Soziologie ein Vollzeitstudium absolviert qualifiziert sich maximal als Studienabbrecher oder Dauerstudent. Ich habe selbst Soziologie studiert und wäre mit der Wochenstundenzahl nicht durchgekommen und auch sonst ist mir aus meinem Studiengang niemand bekannt, der einen Abschluss erzielte in dem er sich nur durchs Studium geschlafen hat. Sicher ist es so, dass Geisteswissenschaftler verhältnismäßig wenig Präsenzzeit an der Uni ableisten dafür aber um einiges mehr als Hausarbeit bringen müssen, das scheinen Sie, mein lieber Herr Doeckel in ihrer Recherche nicht beachtet zu haben. Wieviele Soziologen in den höheren Semestern waren denn unter den Befragten?

  • Tobias sagt:

    Andreas,

    soso und was treibst du in den Semesterferien so? Ich kenne genug Chemiker und Physiker an der TU und außer 2-3 Klausren ist da nichts.
    Außerdem möchte ich gar nicht sagen, dass eines aufwändiger ist, als das andere, sondern dass alles seinen gewissen Anspruch hat. Ich möchte mir nicht Anmaßen, über den Schwierigkeitsgrad und den Anspruch an Anstrengung von Studiengängen zu urteilen, die ich persönlich gar nicht studiere. Möchtest du das etwa? Als angehender Akademiker hoffentlich nicht, das wäre dann nämlich genau so wissenschaftlich, wie diese ‚Studie‘ 😉

  • Ine sagt:

    Faule Geisteswissenschaftler, die ganz nebenbei ein Latinum nachholen, weil sie so gerne durchs Studium bummeln.Dieser Artikel ist für mich unfundierter Journalismus, aber auch das ist halt eben „nur“ eine Geisteswissenschaft.

  • Andreas sagt:

    Tobias,

    Ich studiere Chemie und komme so schon auf 40h Anwesenheitszeit, da ist dann noch kein Protokoll, verfasst keine Vorlesung nachbereitet, keine Übung bearbeitet und auch noch nicht für die wöchentlichen Antestate gelernt…ich glaube schon das ein Naturwissenschaftliches Studium um einiges härter, anstrengender und vor allem Zeitintensiver ist als viele andere Studiengänge…

  • Tobias sagt:

    Das liest sich so, als hätten die lieben GeWi-Studenten lediglich ihre Anwesenheitsstunden aufgelistet und nicht ihre tatsächlich investierte Arbeitszeit. Wer mit Anwesenheit und Nachbearbeitung in Fächern wie Anglistik oder Sozialwissenschaften unter 25-30h/Woche bleibt, der studiert einfach nicht, sondern sitzt Zeit ab. Statistisch nicht verwertbar.

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