Die Nacht der Industriekultur: RUB mischt mit

Licht an! Das ist das Motto der zwölften Extraschicht, die an diesem Wochenende mit aufwendigen Projektionen und spektakulären Designs an insgesamt 53 Spielorten im gesamten Ruhrgebiet die Geschichte einer allgegenwärtigen Industriekultur erzählt. Als erste Hochschule überhaupt nimmt die Ruhr-Universität Bochum 2012 an dem lichtgewaltigen Spektakel teil. Was passiert, wenn sich der Campus zum Spielort verwandelt? Welche Aktionen sind hier für die Nacht der Industriekultur geplant? Wie denken die Studierenden der RUB über das kulturelle Engagement ihrer Hochschule? pflichtlektuere hat die Antworten

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Die RUB-Studentinnen Lisa, Celina und Anne freuen sich auf die Extraschicht. Foto: Hannah Bermann. Teaserbild: Ruhr Tourismus/Nielinger

Da sitzen sie, auf den Stufen zu den Hörsaalgebäuden – Bochumer Studis, die in ihrer Mittagspause schnell ein Brötchen essen und die Sonne genießen. Das Gesprächsthema an diesem Vormittag: Die Extraschicht. „Wir sind auf jeden Fall dabei“, sagen die drei Psychologiestudentinnen Lisa, Celina und Anne. Es ist Freitag und noch herrscht gähnende Leere auf dem Campus der Ruhr-Universität. Das aber soll sich schnell ändern, wenn in der Nacht der Industriekultur 10 000 Besucher das Unigelände unsicher machen. Kultur direkt vor der Haustür, das punktet. „Ich nehme mir jedes Jahr vor, die Extraschicht zu besuchen. Im Prüfungsstress geht die Planung dann meist den Bach herunter – aber bis zum Campus ist der Weg nicht weit, ich bin gespannt, was mich erwartet“, meint Lisa.

An der Extraschicht lädt die RUB 2012 zum ersten Mal auf den Campus ein – von 18.00 bis 2.00 Uhr dürfen neugierige Besucher zwischen dem Musischen Zentrum und der Universitätsbibliothek auf leuchtende, künstlerische, aber auch wissenschaftliche Stationen gespannt sein. Ein Highlight: Die Gebäudefassaden werden mit mehrsprachigen Wörtern und Sätzen illuminiert, die die Künstlerin Sigrid Sandmann auf dem Campus gesammelt hat. Neben einer explosiven Chemie-Show unter freiem Himmel dürfen sich Kulturfans außerdem auf Fotoausstellungen, Improvisationstheater und Musikacts freuen. Sogar eine Führung durch die Universitätsbibliothek steht auf dem Plan. Wem das nicht reicht, der kann beim Gehirn-Parcours mitmachen. Hier wird mit optischen Illusionen und Experimenten getrickst. Das Action-Painting verspricht Freunden von Farbeimer und Pinsel ein aufregendes Erlebnis.

Kultur statt Kohle

„Gerade hier, wo nach Nokia nun vielleicht auch bald Opel Geschichte ist, ist Bildung ein wichtiges Pfund“, meint Meike Drießen von der Stabsstelle Strategische PR & Markenbildung an der RUB. Und weiter: „Bildung und Kultur ziehen junge Leute an – das ist wichtig, wenn die Bevölkerung immer älter wird“. Da, wo aus gewaltigen Kohleindustrien eindrucksvolle Denkmäler und kulturelle Spielorte wachsen, tragen junge Leute aus der ganzen Welt zum Strukturwandel bei. Dafür sorgt die kulturelle Vielfalt in der Region. Um den globalen Austausch zu fördern, wird es in der Nacht der Industriekultur eine internationale Aktionsfläche an der RUB geben, inklusive fremdsprachigen Campusführungen, Lesungen in vielen Sprachen sowie Essen und Trinken aus aller Welt.  Sarah Stücken vom International Office an der RUB verrät: „Als kleinen Ausschnitt präsentieren wir die Länder Spanien, Polen, China, Vietnam, Russland, Iran und Kamerun. Wir wollen unseren internationalen Studierenden die Möglichkeit geben, ihre Kultur und ihr Land zu präsentieren und gemeinsam etwas Einmaliges auf die Beine zu stellen“.

Ein Ort des Geistes

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Internationale Studenten stellen die Buffets am Samstag auf dem RUB-Campus. Foto: RUBiss international student services

Ein deutliches Zeichen für den Strukturwandel im Ruhrgebiet, das soll sie sein, die RUB. Dort, wo vor noch nicht mal 100 Jahren das Herz der Stahlindustrie geschlagen hat, lehren und lernen heute kreative, aber auch kritische Köpfe. „Die Gründung der RUB war eine kleine Sensation. Vorher gab es hier keine einzige Uni und es war auch keine erwünscht“, erinnert sich Drießen. „Kritische Geister konnte man nicht gebrauchen, es sollte gearbeitet werden“.

Heute zählt die RUB – ein Ort des Geistes – zu den größten Universitäten Deutschlands. Keine Frage, dass sich Lehrende und Studierende die Chance, ein Stück Industriekultur zu leben, nicht nehmen lassen. Und kein Wunder, dass die RUB auch bei der Nacht der Industriekultur mitmischen will. Diese Nacht wird lang: Wen auf dem Unigelände das Kulturfieber packt, hat auch außerhalb der RUB einiges zu entdecken. Egal ob im Depot, der Jahrhunderthalle oder auf der Zeche Zollverein – mit Shuttlebussen geht es auf Abenteuerreise durch den Pott. Und eines ist sicher: Die Metropole Ruhr schläft nicht.

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