Duell am Donnerstag: Grüne Gentechnik

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Gentechnik zur Futtermittelproduktion stößt in der Europäischen Union und vor allem in Deutschland auf heftigen Widerstand. Verkauf und Verzehr von mit gentechnisch verändertem Futter gemästeten Tieren ist in Deutschland erlaubt – gleichzeitig hat unsere Regierung aber gerade erst den Anbau eben dieser Futerpflanzen verboten. Ja was denn nun? Ist die grüne Gentechnik die ersehnte Erlösung vom Welthunger, oder führt sie ins Verderben? Alexandra Kuszlik und Bernhard Klouth sagen: Auf zum Duell!

Pro

Glückliche braunbunte Hühner gackern scharrend zwischen Strohballen und picken hastig die Körner auf, die ihnen die rosige Alpenbäuerin aus der Schürze zuwirft. Davon träumen vor allem die Vertreter der akademischen Mittelschicht vor den Supermarktregalen deutscher Großstädte.

Bäuerliche Idylle gibt es nicht mehr
Macht die Augen auf! Diese Idylle gibt es nur noch in den kitschigen Heimatfilmen eurer Großeltern. In unseren Hühnerställen wird optimiertes Normgeflügel aufgezogen: effizient, keimfrei und von konstanter Qualität. Unsere Äpfel sind auf Süße getunt, die Gurken stapelbar. Wer die Scheuklappen beiseite gelegt hat, weiß: In der modernen Landwirtschaft wächst schon lange nichts mehr wie es will. Die gute alte Zeit ist vorbei – genauer: Es hat sie nie gegeben.

Die Urkatastrophe für die Ökojünger liegt schon über 11.000 Jahren zurück. Damals, als unsere Vorfahren die Höhlen verließen, begannen sie bereits, Pflanzen und Tiere nach ihren Bedürfnissen zu züchten. Die Erträge stiegen rasant. Hunger und Not konnten zurückgedrängt werden, die Menschheit entwickelte sich prächtig.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts setzen die Genetiker Röntgenstrahlung ein, um das Erbgut von Pflanzen und Tieren zu verändern. Nur mit Hilfe genveränderter Bakterien können lebenswichtige Arzneimittel für chronisch Kranke, wie z.B. Insulin, in ausreichender Menge produziert werden. Willig essen wir seit Jahrzehnten von transgenen Schimmelpilzen produziertes Erdbeeraroma in unserem Joghurt. Doch ausgerechnet jetzt, wo es Dank moderner Gentechnik endlich gelungen ist, diese nukleare Holzhammermethode durch präzise Verfahren zu ersetzen, macht sich Verstörung breit?

Gurken essen macht nicht grün
Holt man sich Rat bei Experten, dann wird klar: sämtliche unabhängige Studien, z.B. von den Bundesinstituten für Lebensmittelforschung und Risikobewertung kommen zu demselben Ergebnis: Der Verzehr transgen erzeugter Lebensmittel ist völlig ungefährlich. Der Übergang fremder Erbinformation auf den Verbraucher ist ausgeschlossen. Die DNA ist ein komplexes Molekül, das im Verdauungstrakt in kleinste Stücke zerlegt und damit inaktiviert wird. Jeder Mensch nimmt täglich ein Gramm artfremde DNA auf – fürchtet sich etwa jemand, nach dem Verzehr einer Salatgurke grün zu werden? Auch die Angst vor einem erhöhten Krebs- oder Allergierisiko durch die grüne Gentechnik entbehrt jeglicher Grundlage. Fehlen die Argumente, schreckt die Ökolobby auch vor solch verantwortungsloser Panikmache nicht zurück.

Den Kopf in den Sand zu stecken, ist nicht hilfreich
Freilich, keine neue Technologie ist frei von Nebenwirkungen zu haben. Die Praxis der Patentierung und Monopolisierung optimierten Saatgutes ist zweifellos fragwürdig. Sie hat in der Vergangenheit zu Ungerechtigkeiten, vor allem in der dritten Welt geführt. Ferner werden immer mehr Ackerflächen zur Produktion von Biotreibstoff genutzt, der Lebensmittelanbau zurückgedrängt. Diese Missstände sind nicht zu leugnen, aber sie sind nicht der Gentechnik anzulasten, sondern der Profitgier großer Konzerne. Sie einzudämmen, ist Aufgabe der Politik. Die große Chance, mithilfe der grünen Gentechnik den Hunger in der Welt zu besiegen, darf nicht den Profitinteressen, vor allem US-amerikanischer Firmen geopfert werden. Statt den Kopf in den Sand zu stecken, wird es höchste Zeit, für eine rationale Auseinandersetzung. Technischer Fortschritt bedeutet immer Eingriffe in die Natur. Chancen und Risiken müssen gegeneinander abgewogen werden. Im Falle der grünen Gentechnik ist das Ergebnis klar: Die Chancen überwiegen die Risiken bei weitem.

 

contra

Die Auswirkungen genetisch veränderter Lebensmittel sind völlig unklar, da keine Erfahrungswerte bestehen. Gen-Gegner vermuten, dass sich das durch die Nahrung aufgenommene Erbgut der genetisch veränderten Lebensmittel nicht gleich abbaut. Andere meinen, sie machen gegen Antibiotika resistent, wieder andere Kritiker befürchten sogar eine Zunahme von Krebsfällen

Meist wurden die Pflanzen soweit genetisch verändert, dass sie selbst Insektizide produzieren, man weiß auch nicht, in wie weit sich das auf andere Lebewesen auswirkt- weder auf Tiere, noch auf den Menschen.

Sicherheit und Kontrolle ist nicht möglich
Zudem schaden die üblichen Mono- Kulturen voraussichtlich den Äckern, da sie diese „auslaugen“. Man weiß auch nicht, wie sich die Nahrung auf den Menschen auswirkt, man hat auch da keine Erfahrungswerte.

Kontrolle über Anbauflächen ist praktisch unmöglich, denn durch den Pollenflug landen genetisch veränderte Samen auch auf weiter entfernten Äckern, somit unterliegen auch diese dann gentechnischen Veränderungen.

Hunger der Welt mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln nicht zu bekämpfen
Der Kampf gegen den Hunger der Welt ist für manche Experten ein Pro-Argument für die Gentechnisch veränderten Lebensmittel. Die haben aber bisher keinen Wirkung gegen den Welthunger gezeigt, denn diese Lebensmittel landen vor allem im Tierfutter- Fleisch kann sich die sehr arme Bevölkerung aber meist gar nicht leisten!

Konkurrierende Anbauflächen
Oder aber es wird Mais für den „ökologischen“-E10-Sprit angebaut, dies lohnt sich finanziell mehr für die Bauern, birgt aber andere Probleme: Immer mehr landwirtschaftliche Flächen zum Lebensmittelanbau konkurrieren mit dem Mais-Anbau zur Benzinherstellung, da entscheidet der Bauer oftmals mit der Geldbörse, was bei ihm angebaut wird.

Gentechnische Optimierung der Pflanzen weder nötig oder sinnvoll
Es heißt, durch den Eingriff ins Erbgut einer Pflanze lasse sich die Qualität, zum Beispiel die Vitamin-, oder Ballaststoffmenge optimieren, sowie die Verbreitung von Krankheitserregern vermeiden.

Gegen vermeidbare Krankheitserreger gibt es andere Mittel, und auch unter Pflanzen gibt es eine „natürliche Auslese“-das ist eben die Natur. Die holländische „Optimierung“ der ursprünglich mal aromatischen Tomate haben alle miterlebt. Offensichtlicherweise ist oftmals eine Optimierung weder nötig, noch sinnvoll.

Uber die Zeit hat sich das, was sinnvoll ist, in der Natur durchgesetzt, dazu brauchte es keine Genetiker.

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Foto: stockxchng/bizior, Teaserfoto: S. Hofschlaeger / pixelio.de, Montage: Steinborn/Schweigmann

Teaserfoto: flickr.com/apfelherz

3 Comments

  • Erich Grantzau sagt:

    Ja, wer so ein Contra verfaßt,der/die hat ganz offensichtlich alles was mit naturwissenschaftlichen Faktenwissen zu tun hat, frühzeitig abgelegt (abgewählt).
    Nur dann kann man so „GENfrei“ von der Leber weg schreiben.
    Gene sind nun einmal Dreck und dieser „Gendreck“ muß bekanntlich weg – das weiß doch jeder.
    Eine andere Basisweisheit die jeder inzwischen verinnerlicht hat ist: „Atom aus – Natur an“.
    Das Contra kann nur von einem Denkorgan stammen, bei dem die Gene weg sind
    (weil „Gendreck“ weg muß) und die Atome aus sind, weil selbige nun einmal böse Strahlung aussenden.
    Also auf auf, mit GENfreien- und ATOMaus-Denkorganen in die neue grüne Zukunft.

  • Hannelore Schmid sagt:

    Zur Contra-Position: Vermutungen, Meinungen und Befürchtungen (jeweils ohne wissenschaftliche Begründung!), der Verweis auf angeblich fehlende Erkenntnisse, auf „voraussichtliche“ Schäden, dazu dubiose Heilserwartungen an die „Natur“, was auch immer der/die Autor/in unter „Natur“ verstehen mag – das ist nichts als Palaver. Es erscheint mir ziemlich peinlich, wenn im Debattenmagazin einer Universität derart platte Positionen vertreten werden. Hat der/die Autor/in im Biologieunterricht gefehlt oder das Fach abgewählt? Warum schreibt er/sie ausgerechnet über ein Thema, von dem er/sie offenkundig nichts versteht? Und warum bestand die Redaktion bei der Contra-Position nicht auf den „schlagenden Argumenten“, die im Vorspann angekündigt sind? Die Forderung von HJ Jacobsen nach einer Nullrisikogarantie bei Bio-Lebensmitteln unterschreibe ich im Übrigen gerne, nachdem eine schwangere junge Frau in meinem Bekanntenkreis durch EHEC-verseuchte Sprossen schwer erkrankte. EHEC sind Keime, die die Natur uns beschert …

  • HJ Jacobsen sagt:

    Natürlich hat Pro Recht: Pro bringt Argumente, Contra gibt nur das ungefähre Geraune von möglicherweise drohenden Gefahren, für die es seit den mehr als 30 Jahren, die es diese Technik nun schon gibt, keinerlei Hinweise gibt. Stattdessen haben wir 53 Tote durch EHEC-verseuchte Sprossen aus einem Bio-Betrieb! Wer fordert mit mir ein Verbot von Bio-Lebensmitteln, bis die Bio-Betriebe eindeutig nachgewiesen haben, dass dies nie nie wieder passiert?????

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