Homo-Ehe in den USA: ja, aber nicht überall?

"Will Jesus judge me for loving or you for hating?" - Eine ethische Debatte um die Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Ehen in den USA

„Will Jesus judge me for loving or you for hating“ – ein Plakat der Befürworter von gleichgeschlechtlichen Ehen. Foto: Dave Schumaker/flickr.com

Eine Heirat zwischen homosexuellen Partnern – das kommt in 14 US-Staaten nicht infrage. Der Oberste Gerichtshof muss nun entscheiden, ob diese Verbote zulässig sind, oder nicht. Die US-Bürger sind sich nicht einig, was sie von der Gleichgeschlechtlichen-Ehe halten sollen. „Klar, die sind ja auch teilweise einfach viel konservativer als wir Studis hier an der Uni in Deutschland“, denken sich da vermutlich einige. Doch auch auf dem Dortmunder Campus gibt es unterschiedliche Ansichten.

„Will Jesus judge me for loving or you for hating?“, steht auf dem Plakat. Damit begegnen die Befürworter der Homo-Ehe in den USA ihren Kritikern, die mit dem Willen Gottes argumentieren. Gleiche Rechte für alle fordert die „Answer“-Bewegung (Act Now to Stop War and End Racism) in den USA. Auch auf dem Campus der Universität Dortmund teilen die meisten Studierenden diese Einstellung: „Die Ehe sollte eine Festigung der Partnerschaft darstellen, es ist eine persönliche Entscheidung. So etwas darf nicht politisch eingeschränkt werden“, sagt Marcel Ruschau, Lehramtstudent.

Seit vielen Jahren wird in den USA die Debatte um die homosexuelle Eheschließung geführt, auf ethischer und rechtlicher Ebene – zu einem einheitlichen Ergebnis für alle Bundesstaaten kam man bislang jedoch nicht. Vor zwei Jahren wurde das erste bundesweite Urteil gefällt: Die knappe Mehrheit, nämlich die Gruppe der Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe, setzte sich durch. Bundesbehörden dürfen eine legal eingegangene Ehe zwischen zwei gleichgeschlechtlichen Partnern nicht anders behandeln als das Äquivalent zwischen Mann und Frau, das betrifft zum Beispiel staatliche Förderungen. 

In 14 US-Staaten verboten

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„Inwiefern betrifft dich bitte meine Ehe?“ Foto: Dave Goehring/flickr.com

Trotzdem ist die Ehe zwischen Homosexuellen in 14 von 50 Bundesstaaten noch verboten, darunter in Ohio und Texas. Über die Frage, ob das legal und legitim ist verhandelt seit Dienstag, 28. April, der Oberste Gerichtshof. Im Juni wird das Urteil der neun Richter erwartet. Von diesen gelten vier als konservativ und vier als liberal – die Entscheidung könnte also von einer einzigen Person abhängen und zwar von Anthony Kennedy. Dieser soll sich jedoch bereits in der Vergangenheit gegen das Ehe-Verbot in Kalifornien ausgesprochen haben.

Auch die Meinungen im US-Volk sind gespalten. 38 Prozent der 50.000 befragten Amerikaner sprachen sich gegen die Homo-Ehe aus. Streng Konservative und Gläubige halten Abweichungen von der gängigen Mann-Frau-Verbindung für unnatürlich. Einige befürchten, eine Legalisierung könne ein Türöffner für alternative Beziehungsformen wie Polygamie werden. Solche Meinungen gibt es an der Dortmunder Universität auch: „Gleichgeschlechtliche Beziehungen widersprechen ein wenig der menschlichen Natur, rein evolutiv“, sagt Merve*. Die 20-Jährige Muslimin studiert Wirtschaftswissenschaften und ist trotz ihrer Ansicht tolerant gegenüber homosexuellen Beziehungen. „Ich habe auch Freunde, die homosexuell sind. Das ist okay. Aber ob so eine Heirat richtig ist… Da bin ich mir nicht so sicher.“

Kein Grund für andere Behandlung

Nach telefonisch durchgeführten Umfragen des Public Religion Research Institute befürworten allerdings 54 Prozent der befragten Amerikaner die einheitliche Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Ehen. 

Auch Unternehmen beziehen klar Stellung: 379 Firmen, darunter Nike, Starbucks, Walt Disney, Facebook, und Google unterzeichneten gemeinsam einen Brief an den Obersten Gerichtshof. James Esseks von der Bürgerrechts-Vereinigung ACLU sagte gegenüber der tagesschau, dass es um Paare ginge, die jahrelang zusammen wären und ihre Liebe vor Freunden und Familie bekunden wollten.

[Die Ehe] ist ein ur-amerikanisches Konzept. Es gibt keinen Grund, dass [homosexuelle Paare] anders behandelt werden als andere Leute.

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Foto: Dave Schumaker/flickr.com

Das sieht auch der 19-jährige Bioingenieurwesen-Student Markus Lubos so. Die Ehe sei nämlich ein Zeichen der Liebe und jeder, der sie empfindet, sollte diese auch ausleben dürfen.

Regelungen weltweit

Weltweit haben 19 Staaten die Eheschließung für gleichgeschlechtliche Lebenspartner eröffnet. Die Niederlanden haben als erstes Land bereits 2001 ein entsprechendes Gesetz eingeführt. Frankreich, Spanien, Portugal und Luxemburg zogen nach. 

In Deutschland gibt es erste Gesetzentwürfe, gleichgeschlechtliche Ehen gibt es jedoch noch nicht. Eingetragene Lebenspartner sind Eheleuten aber in Rechtsfragen gleichgestellt, die einzige Ausnahme bildet die gemeinschaftliche Adoption. 

*Name redaktionell geändert

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