Der lange Weg zum Seminar

Parkplatzchaos an der Ruhr-Uni Bochum: Seit im vergangenen Winter die vier maroden Parkhäuser westlich des Campus geschlossen wurden, fehlen rund 2000 Parkplätze. Doch darunter leiden nicht nur Studenten, die bei der täglichen Anfahrt aufs Auto angewiesen sind – für Radfahrer ist die aktuelle Situation sogar ziemlich gefährlich.

Gefährliche Stelle für Radfahrer: Bei der Anfahrt über die Max-Imdahl-Straße ist die linke Fahrspur komplett zugeparkt. Foto: Laura Zacharias.

Gefährliche Stelle für Radfahrer: Bei der Anfahrt über die Max-Imdahl-Straße ist die linke Fahrspur komplett zugeparkt. Foto: Laura Zacharias.

Für viele ist es ein täglicher Nervenkitzel, manch anderer Student hat es schon aufgegeben, an der Ruhr-Uni Bochum einen Parkplatz zu ergattern: „Ich fahre, wenn ich morgens komme gar nicht mehr zu den Hauptparkplätzen, da habe ich eh keine Chance“, sagt Anna Schlegel. Die Gelsenkirchenerin studiert Englisch und Französisch, ist um zur Uni zu gelangen aufs Auto angewiesen. Also parkt sie lieber gleich am Rand der Max-Imdahl-Straße, und läuft 10 Minuten – genau wie hunderte ihrer Kommilitonen es tun, seit die vier maroden West-Parkhäuser der Uni, die schon länger durch Stahlstützen gesichert werden mussten, endgültig geschlossen sind.

Eine verständliche Reaktion, die aber für Radfahrer eine große Gefahr darstellt: „Die Max-Imdahl-Straße ist der zentrale Anfahrtsweg für viele, die mit dem Rad zur Uni kommen“, erklärt Matthias Brunnert vom ASstA-Verkehrsreferat. Wenn die eine Fahrspur komplett zugeparkt sei und sich Radfahrer zwischen den fahrenden Autos auf der anderen hindurch quetschen müssten, gebe es häufig gefährliche Situationen. Doch auch für die Autofahrer hat Brunnert Verständnis: „Wer da parkt, hat meist keine andere Wahl.“ xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Früh kommen – kürzer laufen

Bis zu 45 Minuten früher, so Brunnert, kämen viele Studenten inzwischen mit dem Auto zur Uni, nur um es trotz Parkplatzsuche noch rechtzeitig in die Vorlesung zu schaffen. Für Uni-Pressesprecher Dr. Josef König ein vermeidbares Übel: „Es gibt ja einige Parkplätze, die etwas weiter außerhalb liegen, sodass man vielleicht 10 Minuten laufen muss“, meint er. „Die Studenten können nicht erwarten, dass sie unmittelbar vor der Tür einen Parkplatz finden.“

Maroder Zustand: In den geschlossenen Parkhäusern tropft es aus allen Ritzen, Stahlstützen sichern die Gebäude. Foto: Laura Zacharias

Maroder Zustand: In den geschlossenen Parkhäusern tropft es aus allen Ritzen, Stahlstützen sichern die Gebäude. Foto: Laura Zacharias

Schwierig sei die Parksituation an der großen Uni mit über 30.000 Studierenden auch in ihrer knapp 50-Jährigen Geschichte schon häufiger gewesen. „Ich kann nur dazu aufrufen, mehr Fahrgemeinschaften zu bilden“, so König. Denn auch die U-Bahnlinie 35 sei zu Stoßzeiten bereits ausgelastet, und sowohl an der Wagenlänge, als auch an der fünfminütigen Taktung der Linie zur Uni könne zur Zeit nichts geändert werden.

Laut Reinhard Daniel, dem stellvertretenden Leiter der Dortmunder Niederlassung des Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW, von dem die Uni die Parkhäuser gemietet hat, soll es bereits im August, spätestens September eine erste Entspannung geben: „Zwei der vier Parkhäuser werden wir statisch bearbeiten, so dass sie dann wieder benutzbar sind“,sagt er. Die beiden anderen würden komplett neu aufgebaut, das Datum der Fertigstellung jedoch noch offen. „Wir haben viel investiert um die Parkhäuser zu erhalten“, so Daniel. Aber die Häuser seien rund 40 Jahre alt, stark beansprucht und stets der Witterung ausgesetzt gewesen, was eine Erneuerung nun unvermeidlich mache. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Kein Verständnis: Philosophiestudent Dirk Focke sieht die Uni in der Pflicht, den Pendlern schnellstmöglich wieder mehr Parkmöglichkeiten zu schaffen. Foto: Laura Zacharias

Kein Verständnis: Philosophiestudent Dirk Focke sieht die Uni in der Pflicht, den Pendlern schnellstmöglich wieder mehr Parkmöglichkeiten zu schaffen. Foto: Laura Zacharias

Zentrale Parkplätze morgens für Studenten gesperrt xxxxxxx

Wie man die Situation bis dahin in den Griff bekommen könnte, dafür hat der AStA noch viele Ideen: „Zum einen könnte man mit der Bogestra ein Park-and-Ride Konzept einrichten“, sagt Matthias Brunnert, „bei dem Shuttlebusse die Studierenden von Parkflächen , die etwas außerhalb liegen, zur Uni befördern.“ Doch noch eine andere, viel kurzfristiger umsetzbare Lösung liege auf der Hand, so Brunnert, zu der das Studierendenparlament nun einstimmig eine Resolution verabschiedet habe, die dem Kanzler vorgelegt wird. Die zentralen Parkhäuser 1-8, die morgens vor neun Uhr nur Mitarbeitern zugänglich sind, könne man auch für Studierende öffnen. „Die studentischen Vertreter sind sich einig, dass die Absperrung ein Unding ist“, sagt der AStA-Referent.

In diesen Tagen hilft jedoch nur: Geduldig warten, dass ein Parkplatz frei wird oder einen unfreiwilligen Fußmarsch einlegen. Dirk Focke macht das jeden Tag und kann nicht verstehen, wieso seit dem Winter noch nichts passiert ist: „Es ist nun mal eine Pendleruni hier“, sagt der Psychologiestudent kopfschüttelnd, mit Blick auf die maroden Betonbauten, deren abgesperrte Einfahrten komplett zugeparkt sind. „Und wenn man Exellenzuni sein will, muss man sich auch um banale Dinge wie Parkplätze kümmern.“