Marketing für die Manege

Ein Bericht von Christina Schönberger

Theorie und Praxis zusammenbringen, das war der Gedanke des Marketing-Seminars „Studenten treffen Zirkus“ an der TU Dortmund. Neben besagter Theorie stand vor allem die Anwendung auf dem Stundenplan: Für den Circus Sperlich aus Bochum erstellten die Studierenden der Fakultät Kulturwissenschaften ein Marketingkonzept.

Vor Ort informierten sich die Studierenden über die Wünsche und Bedürfnisse des Zirkus. Foto: Johannes Schrievers

Vor Ort informierten sich die Studierenden über die Wünsche und Bedürfnisse des Zirkus. Foto: Johannes Schrievers

Durch Zufall lernte Seminarleiter Johannes Schrievers auf einer Kommunion Rolf Böhm kennen, der im Verein Circusfreunde e.V. aktiv ist. Über ihn kam der Kontakt zum Circus Sperlich aus Bochum zustande. „Zirkusse leiden unter Unbekanntheit“, erklärt Johannes Schrievers. Damit war die Idee, ein Marketingkonzept für einen Zirkus zu erstellen, geboren. Der Circus Sperlich ist ein kleiner Familienbetrieb, dessen Geschichte bis ins späte 19. Jahrhundert zurückreicht. Selbständig ist der Zirkus in dieser Form seit 20 Jahren.

Seminarteilnehmer Daniel Brudniewicz arbeitet an der Erstellung des Marketingkonzepts. Foto: Sandra Bolesch

Seminarteilnehmer Daniel Brudniewicz arbeitet an der Erstellung des Marketingkonzepts. Foto: Sandra Bolesch

Neben sechs Erwachsenen und zwei Enkelkindern müssen jeden Tag auch vier Ponys, vier Ziegen und weitere Tiere versorgt werden. Da bleibt nicht viel Zeit für ausgeklügelte Marketingstrategien. „Wir sind ein offener Zirkus, ohne Zäune und Barrieren. Und natürlich zukunftsorientiert“, sagt Zirkusdirektor Gerhard Sperlich. Deshalb nahm er die Idee einer Seminarkooperation gerne an.

Von der Theorie zum praktischen Konzept

„Das Seminar war in drei Blöcke gegliedert“, erklärt Teilnehmerin Janina Cordbrüning. Sie studiert im siebten Semester Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften, Politik und Soziologie. „Im ersten Block haben wir uns mit der Theorie beschäftigt: Was ist überhaupt ein Marketingkonzept? Im zweiten Block haben wir dann direkt mit dem Zirkus zusammengearbeitet. Am Ende stand dann das Konzept mit Protokollen und Fotos.“  Teilnehmerin Sandra Bolesch ergänzt: „Wir haben zum Beispiel Vorschläge gemacht, wie die Website modernisiert werden könnte oder wie man die Plakate gestalten sollte.“

Studierende Katharina Hemming (2. v. r.) übergibt das Konzept an Zirkusdirektorin Florina Sperlich (2. v. l.). Mit im Bild: Rolf Böhm (links), Seminarleiter Johannes Schrievers (rechts). Foto: Christina Schönberger

Studierende Katharina Hemming (2. v. r.) übergibt das Konzept an Zirkusdirektorin Florina Sperlich (2. v. l.). Mit im Bild: Rolf Böhm (links), Seminarleiter Johannes Schrievers (rechts). Foto: Christina Schönberger

Besonders gut hat den Studierenden gefallen, dass es nicht nur um theoretische Wissensvermittlung ging: „Das trockene Thema Marketingkonzeption haben wir mit Leben gefüllt“, sagt Janina Cordbrüning. Und auch der Seminarleiter ist zufrieden: „Win-win – das ist oft eine Floskel, aber in diesem Seminar hat es geklappt.“ Obwohl auch er anfangs einige Bedenken hatte: „Wie geht ein Student ins Seminar rein, der keine Kenntnisse in Marketing hat? Es war ein Balanceakt, die Studierenden mit Vorkenntnissen und die ohne unter einen Hut zu bekommen.“ Doch letztendlich hat alles gut funktioniert und ein mehrere Zentimeter dickes Konzept ist entstanden. Dieses wurde in einer kleinen Abschlussfeier im IBZ den Zirkusdirektoren Florina und Gerhard Sperlich übergeben.

„Wir werden sehen, was wir verändern können“

Der 55-Jährige Zirkusdirektor, der in Dortmund in einem Zirkuswagen geboren wurde und bereits in der fünften Zirkusgeneration in diesem Zirkus ist, will das Konzept zunächst gründlich studieren. „Dann werden wir sehen, was wir verändern können. Man muss immer weiter schauen. Es reicht nicht, nur ein guter Clown zu sein, man muss auch ein guter Manager sein.“ Stolz ist er auch ein bisschen: „Das ist das erste Mal, dass so etwas für einen Zirkus gemacht wurde.“ Sein Sohn Robert (31), der als Artist im Zirkus arbeitet lobt die angenehme Zusammenarbeit mit den Studierenden. Auch wenn es nicht immer einfach war, das Training und die Marketingarbeit unter einen Hut zu bekommen. Über das Konzept freut auch er sich: „Wir werden mit kleinen Schritten anfangen und sehen, was machbar ist.“ Und auch nach dem Abschluss des Seminars bekommt der Zirkus weiterhin Unterstützung von Seiten der TU. Die Dortmunder Marketing Initiative (DOMA!N) wird sich weiterhin um die Marketingstrategien des Zirkus kümmern.

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