Studieren neben der Karriere

Seit 2007 spielt Carsten Rothenbach in der zweiten Bundesliga, erst beim FC St. Pauli, jetzt beim VfL Bochum. Er ist einer der wenigen Profi-Fußballer, die es neben der Karriere schaffen zu studieren.  Im Interview erklärt er, warum er trotz Karriere studiert und welche beruflichen Pläne er verfolgt.

Carsten Rothenbach beim Interview. Foto: Kiana Afrahi

Der 32-jährige Carsten Rothenbach wurde in Heidelberg geboren und spielte beim Karlsruher SC und FC St. Pauli, bevor er im Sommer 2012 zum VfL Bochum wechselte. Teaserbild: VfL Bochum/ Foto: Kiana Afrahi.

Neben der Fußballkarriere studieren: War das von Anfang an dein Plan oder wann hast du dich dafür entschieden?

Carsten Rothenbach: Im Grunde schon. Eigentlich hatte ich vor, nach dem Abitur gleich zu studieren, doch dann kam mir so ein bisschen der Profivertrag dazwischen – im positiven Sinne. Dann habe ich noch einmal einen Versuch gestartet, ein Sportstudium in Karlsruhe anzufangen. Allerdings hat auch das nicht geklappt, weil einfach der Zeitaufwand zu groß war. Und dann hab ich irgendwann angefangen in Hagen zu studieren.

Es ist ja schon eine Doppelbelastung: Wieso hast du dich dafür entschieden?

Rothenbach: Auf der einen Seite ist es schon eine Doppelbelastung, aber es ist auch ein guter Ausgleich zum Beruf. Wenn man beruflich Sport treibt und dann in seiner Freizeit ein bisschen was für den Kopf machen kann, ist das ein guter Ausgleich. Aber auf der anderen Seite hast du natürlich Recht, dass es auch irgendwann belastend wird, gerade wenn es Richtung Klausuren geht, oder wenn man auf einer Auswärtsfahrt ist und es stehen gleichzeitig Klausuren an, dann wird es natürlich zur Belastung.

Du hast ja einige Verletzungen schon gut überstanden. Ich weiß, dass du wegen einer Sehnenverletzung am Knie fast die ganze Rückrunde für den FC St. Pauli ausgefallen bist. Ist es so, dass man sich in solch einer Situation insbesondere Gedanken um ein zweites berufliches Standbein macht?

Rothenbach: Gerade in so einer Phase ist es für einen selbst ganz gut, wenn man noch was anderes hat. Das man sich da die Bestätigung holen kann. In so einer Phase hat man dann auch mehr Zeit fürs Studium, obwohl man gerne den ganzen Tag auf dem Platz stehen möchte.  Aber ich glaube als Fußballer kann es immer relativ schnell zu Ende gehen, ob es leistungsmäßig ist oder ob es dann auch aus Verletzungsgründen ist. Von daher war mir das von Anfang an bewusst, dass es wichtig ist, ein zweites Standbein zu haben.

Du studierst an der Fernuni in Hagen BWL. Warum gerade BWL?

Rothenbach: BWL war eigentlich das, was sich direkt so angeboten hatte. Alles andere wäre, glaube ich, schwierig geworden, gerade mit Präsenzphasen, die in anderen Studiengängen einfach mehr gewesen wären. So habe ich im Grundstudium freie Hand, kann dann lernen, wenn mir das gerade passt. Es gibt natürlich Klausuren, die sind vorgeschrieben, das ist klar. Aber auch in der Schule fiel mir das alles einfacher, als wenn es Richtung Sprachen gegangen wäre. Da waren mir Mathematik & Co einfach ein bisschen näher.

Mehrfach die Woche Training, am Wochenende sind die Spiele und jetzt bist du ja auch noch Vater geworden. Wann findest du die Zeit, um für dein Studium zu lernen?

Rothenbach: Ja klar, im Moment ist es schon schwierig. Also erstens geht die Familie immer vor – logisch. Aber wenn man natürlich Nachwuchs bekommt, will man da jede Sekunde mit dem Kleinen und auch mit der Frau verbringen. An zweiter Stelle steht für mich noch immer das Sportliche. Das Studium muss man dann auch einfach ein bisschen hinten anstellen. Im Moment ist es schwierig, da bleibt kaum Zeit, aber es läuft mir ja auch nicht davon. Also wenn ich mich nach meiner Karriere, nochmal drei Jahre in den Hörsaal setze, habe ich da auch nichts gegen. Also den Luxus, den gönne ich mir auch gerne.

Du brauchst schon länger mit dem Studium als Andere, die sich hinsetzen und sagen ‚Ich zieh jetzt ein BWL-Studium durch‘.  Wie schaffst du es, Zeiten einzuhalten, was Klausuren oder Hausarbeiten angeht?

Rothenbach: Klausuren sind in Hagen deshalb schwierig, weil einmal im halben Jahr der Termin steht, der nicht verrückbar ist. Wenn wir da ein Spiel haben, oder eine wichtige Trainingseinheit, dann fällt die Klausur natürlich aus und kann erst ein halbes Jahr später geschrieben werden. Deshalb zieht sich das bei uns auch ein bisschen länger als bei anderen. Aber im Grunde bin ich da relativ offen. Ich versuche so viel wie möglich zu machen und so viele Scheine wie möglich. Mir ist wichtig, dass ich einen Anschluss habe, wenn ich mal mit dem Fußball aufhöre und nicht mehr so lange brauche. Dann könnte ich immer noch auf ein Vollstudium umsteigen und dann, denke ich, geht das auch relativ schnell.

Siehst du dich denn später wirklich in einem Betrieb, anstatt auf dem Rasen. Ich meine, der Weg des Trainers wäre dir doch auch noch offen?

Rothenbach: Der bleibt auf jeden Fall offen! Also für mich wäre es natürlich optimal im Sportbereich bleiben zu können. Mittlerweile ist der Bereich Sport so groß geworden, dass auch BWLer gesucht werden. Ich glaube, in jedem Fußballverein und Profiverein sind sehr viele, die auch BWL studiert haben. Aber ich lass mir das offen. Das sind so Pläne, die man hat, oder die man sich auch gerne offen lässt. Ob man dann Trainer wird oder was anderes, das entscheidet man meistens spontan – je nachdem welche Möglichkeiten man bekommt. Es wird einem sicherlich nicht auf dem Silbertablett präsentiert, aber zumindest habe ich die Option in die Richtung.

Vielen Dank, Carsten, für das Gespräch und weiterhin alles Gute für dich!

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