Das „All you can eat“-Büffet beim Asiaten ist ein Paradies: So viel essen wie und vor allem, was man will. Man hat ja schließlich dafür bezahlt. Schnell landet dann mehr auf dem Teller, als der Bauch verkraften kann. Doch für die unüberlegte Gier am Büffet gibt es ab jetzt eine „Strafgebühr“. Die erheben manche Restaurants neuerdings, um weniger Abfall und mehr Nachhaltigkeit zu schaffen.
Lebensmittelverschwendung ist gerade in der Gastronomie ein Problem. Während man sich Zuhause seine Portion selbst anrichtet, übernimmt diese Aufgabe im Lokal der Koch. Dann landet im schlimmsten Fall zu viel auf dem Teller und er wird regelrecht zur „Schlachtplatte“. Gerade All-you-can-eat-Büffets haben besonders hohe Abfallquoten: Gäste schaufeln sich die Teller regelrecht voll und wollen am liebsten alles probieren. Die Folge ist klar: Die Hälfte vom Teller bleibt liegen und landet im Müll.
Um das zu vermeiden, setzen einige Restaurants jetzt auf die „Strafgebühr“. Also eine bestimme Geldsumme, die der Gast für sein liegengelassenes Essen zahlen muss. Rund ein bis zwei Euro pro 100 Gramm berechnen die Gastronomen. Das soll für weniger Verschwendung von noch genießbaren Lebensmitteln sorgen.
Einige Restaurants wenden dieses Konzept bereits seit Längerem an. Unter anderem das Restaurant Himalaya in Menden und die Sushi-Restaurantkette Okinii aus Düsseldorf. Wer hier nicht aufisst, muss zahlen. „Verschwendung wird nicht geschätzt – bestellen Sie bitte nur so viel, wie sie verzehren können“, heißt es auf der Webseite von Okinii. Und die Maßnahme zeigt Wirkung: Die Okinii-Kette verzeichnet seit der Einführung deutlich weniger Überbestellungen der Kunden. Das Unternehmen gibt an, die Restegebühr habe somit ihren Sinn und Zweck erfüllt.
Für die Reste von Überbestellungen berechnet das Restaurant – abhängig vom Gericht – eine Gebühr von ein bis zwei Euro. Pro Stück Sushi, verlangt Okinii zum Beispiel einen Euro. Noch härter greift ein nigerianisches Restaurant in London durch: Hier kostet es umgerechnet sogar fünf Euro, wenn Reste in den Müll wandern müssen. Das eingenommene „Restegeld“ spendet das Londoner Lokal an Oxfam Shops.
Gäste sollen nachhaltig Speisen lernen
Was dabei nach „Strafgebühr“ und Erziehungsmaßnahme klingt, soll etwas in den Köpfen der Gäste bewirken. Gastronomen greifen aus einem bestimmten Grund zu der Strafgebühr, sagt Thorsten Hellwig, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) Nordrhein-Westfalen. Denn der angemessene und wertschätzende Umgang mit Lebensmitteln spiele in der Gastronomie eine wichtige Rolle.
„Das hängt zum Einen mit der Wertschätzung für Lebensmittel an sich zusammen und zum anderen damit, dass aus den Lebensmitteln, die Koch oder Köchin verarbeiten, ein neues Produkt entsteht. Was für den Schreiner der Tisch ist, ist für den Koch das Menü“, sagt Hellwig. Grundsätzlich würden sich Gastronom und Koch freuen, wenn der Gast seinen Teller leer isst.
Mit der Gebühr wolle die Gastronomie nicht für zusätzliche Einnahmen sorgen oder das Essverhalten des Gastes verändern. „Das Ziel ist es, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden und weniger Abfall entsteht“, sagt Hellwig.
Gebühr gibt es nur bei All-you-can-eat
Wer beim nächsten Restaurantbesuch sein Steak nicht schafft, muss aber keine Angst haben. „Rechtlich möglich ist es, sofern der Gast ausreichend darauf hingewiesen wird“, sagt Thorsten Hellwig. Nur Restaurants mit Büffet-Angebot seien bislang für eine Restegebühr bekannt. Die meisten nutzen die Gebühr dabei als eine abschreckende Maßnahme. Häufige werde sie nämlich gar nicht erst erhoben, sagt Hellwig.
„Die Gebühr ist also im Ergebnis der Versuch des Gastronomen, die Gäste für den sorgsamen und wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren und bei Büffet-Angeboten die Portionsgröße dem Hunger anzupassen“, sagt Hellwig. Im À-la-carte-Restaurant bestimme das Lokal die Menge und ist daher auch für die Reste verantwortlich.
Das einfache Konzept scheint Wirkung zu zeigen. Und die Gastronomen wollen damit nicht etwa in die Rolle des Erziehers schlüpfen, sondern für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln sorgen. Um die Menschen zu einem nachhaltigeren Konsum zu bewegen, hilft offenbar manchmal nur, sie die Konsequenzen selbst spüren zu lassen – nämlich durch den Griff in das eigene Portemonnaie.
Die Gebühr soll für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln sorgen, doch wie viel Service geht dabei verloren? Ist der Gast noch König? Wir haben auf dem Campus herumgefragt! Das sagen Studierende zur Strafgebühr:
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