Kaffee – Die Dosis macht’s

Ob zuhause beim Frühstück, für unterwegs im Becher oder nachmittags zur Entspannung nach getaner Arbeit – Kaffee ist das beliebteste Heißgetränk in Deutschland. Bis zu 150 Liter Kaffee pro Jahr trinkt der Deutsche im Schnitt. Dem Getränk werden zudem gesundheitsfördernde Effekte nachgesagt. 

Die Gerüchte reichen von einem allgemeinen „Kaffee ist gesund“ bis hin zu spezifischen Auswirkungen auf das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken. Die pflichtlektüre hat sich einige dieser Gerüchte genauer angeschaut – und festgestellt: die Dosis macht’s!

Kaffee hilft gegen Depression

„Bei Depressionen kommt der Kreislauf nicht so richtig in Gang. Man fühlt sich antriebslos. Kaffee kann dagegen wirken“, sagt der Ernährungsmediziner Peter Vogelgesang. Das Koffein regt den Kreislauf an. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, in eine Depression zu fallen. Bei Depressions-Patienten kann Kaffee positive Effekte auf den Allgemeinzustand haben.

Allerdings muss auf die Dosis geachtet werden, wie Peter Vogelgesang anmerkt: „Man sollte nie ein zu hohes Maß an Koffein zu sich nehmen. Dadurch kann nämlich der gegenteilige Effekt eintreten.“ 

Kaffee senkt das Stresslevel

Dass erhöhter Kaffeekonsum gegen Stress helfen soll, ist ein Gerücht. Im Gegenteil: Wenn man mehr Kaffee trinke, bekomme man auch mehr Stress. Die Herzfrequenz erhöhe sich und man werde zittrig, wodurch man dann noch nervöser werde, erklärt Peter Vogelgesang.

Die Oecotrophologin Christa Markowski-Detert vergleicht den Kaffeekonsum zur Stressbewältigung mit dem Rauchen. Dabei handelt es sich eher um einen psychologischen Effekt als um eine medizinische Wirkung. Diese Wirkung tritt vor allem bei routinierten Kaffeetrinkern auf und hängt mit der Gewohnheit zusammen, die den Betroffenen beruhigt. 

Kaffee macht wach

Das Gerücht, dass Kaffee wacht macht, kann nur zu Teilen bestätigt werden. Kurzfristig ist diese Wirkung durchaus zu beobachten, bestätigt Heike Englert, Professorin für Ernährungsmedizin an der Fachhochschule Münster. Das Koffein, das im Kaffee enthalten ist, dockt im Gehirn an den Rezeptoren an, die eigentlich für das Enzym Adenosin zuständig sind. Adenosin senkt Puls und Blutdruck, um körpereigenen Stress zu vermeiden, wodurch man sich müde und schlapp fühlt.

Langfristig bildet das Gehirn bei ständigem Koffeinkonsum neue Rezeptoren aus. Der Körper gewöhnt sich an die tägliche Dosis, wodurch die aufmunternde Wirkung nachlässt. Zudem kann es zur sogenannten Genusssucht kommen, weil der Körper das Koffein einfordert, wenn es ihm nicht wie gewohnt zugefügt wird.

Kaffee beugt Diabetes vor

Kaffee beugt laut einer Studie der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) tatsächlich der Typ 2 Diabetes vor. In der Studie wurden die Teilnehmer neun Jahre lang begleitet. Dabei ergab sich, dass das Erkrankungsrisiko für Diabetes des Typ 2 weiter sank, je höher der Kaffeekonsum war.

Das hat nichts mit dem Koffein zu tun, da auch die Studienteilnehmer, die entkoffeinierten Kaffee tranken, ein vermindertes Risiko auf Typ 2 Diabetes hatten. Stattdessen liegt die hemmende Wirkung darin, dass Kaffee die Glukoseaufnahme verzögert. Grund dafür sind die antioxidativen und antiinflammatorischen Komponenten im Kaffee. Antioxidantien verhindern oder verzögern außerdem zerstörerische Prozesse in den menschlichen Zellen. Personen, die bereits an Diabetes vom Typ 2 erkrankt sind, können laut Studie durch Kaffeekonsum diabetische Spätfolgen vermeiden. Die optimale Menge an Kaffee wurde in der Studie auf drei bis vier Tassen pro Tag berechnet.

Kaffee hilft beim Abnehmen

Tatsächlich kann schwarzer Kaffee die Gewichtsreduktion erleichtern. Das Koffein beschleunigt den Stoffwechsel, was beim Abnehmen hilft. „Reduziert man also die aufgenommenen Kalorien und trinkt zusätzlich zwei bis vier Tassen schwarzen Kaffee am Tag, kann man den Gewichtsverlust zu beschleunigen“, sagt Peter Vogelgesang. 

Auch hier ist aber die Dosis entscheidend. Zu hoher Kaffeekonsum steigert den Magensäuregehalt. Dadurch bekommt man schneller wieder Hunger. Mehr als vier Tassen täglich sollten also nicht getrunken werden. 

Kaffee hilft gegen Kopfschmerzen

Pauschal lässt sich nicht sagen, dass Kaffee gegen Kopfschmerzen hilft, weil es unterschiedliche Arten von Kopfschmerzen mit unterschiedlichen Ursachen gibt. Das Koffein kann verengte Blutgefäße erweitern. Kopfschmerzen, die durch mangelnden Blutfluss entstanden sind, können so gelindert werden.

„Andere sagen allerdings auch, dass Kaffeetrinken Kopfschmerzen verursacht. Das hat etwas mit dem Abbau von Histamin zu tun“, erklärt Ernährungsberaterin Christa Markowski-Detert. Koffein setzt Histamin im Körper frei. Menschen, die an einer Histamin-Unverträglichkeit leiden bekommen dadurch starke Kopfschmerzen.

Kaffee entwässert

Wer eine Tasse Kaffee trinkt muss gleichzeitig genauso viel Wasser zu sich nehmen, weil Kaffee so stark entwässert – so dachte man lange Zeit. Mittlerweile ergaben Studien, dass ein gesunder Mensch drei bis vier Tassen Kaffee am Tag zu sich nehmen kann und dadurch auch Flüssigkeit aufnimmt, erklärt Christa Markowski-Detert. „Alles darüber hinaus sollte jedoch durch die Einnahme anderer Flüssigkeiten ausgeglichen werden.“

Die britische Ernährungswissenschaftlerin Sophie Killer stellte die These auf, dass bei Menschen, die an Kaffee gewohnt sind, keine harntreibende Wirkung auftritt. Der entwässernde Effekt tritt nur bei sehr hohen Dosen Koffein auf, etwas ab 650 Milligramm. Das entspricht sechs bis sieben Tassen Kaffee.

Kaffee fördert die Ausdauer

Die ausdauerfördernde Substanz im Kaffee ist das Koffein, erklärt Christa Markowski-Detert. Durch die Hemmung des Adenosins wird nicht nur Müdigkeit reduziert, sondern auch die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit gesteigert. Das Koffein wirkt auf das zentrale Nervensystem und regt so das Herz an, erhöht den Blutdruck und stimuliert die Muskeln.

Für Sportler sind diese Eigenschaften besonders Leistungsfördernd. Zwei bis vier Milligramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht steigern ihre Ausdauer. Das ist etwas mehr als eine Tasse Kaffee – die enthält etwa 100 Milligramm Koffein. Außerdem ändert Koffein laut Sophie Killer das Empfinden von Anstrengung und Schmerz. Auch das kann die Ausdauer eines Sportlers fördern.

Kaffee in Deutschland
  • 150 Liter Kaffee trinkt der Deutsche jährlich, das entspricht etwa 6,4 Kilogramm Kaffeebohnen.
  • Für ein Kilogramm gerösteten Kaffee braucht man fünf Kilogramm Kaffeekirschen.
  • Die beliebteste Zubereitungsart in Deutschland ist der Filterkaffee mit 61,2 Prozent. Am seltensten wird die French-Press Methode angewendet.
  • In Deutschland kostet eine Tasse Kaffee etwa 5,7 Cent. Am meisten bezahlen die Briten für ihren Kaffee, dort sind es 10,58 Cent pro Tasse. In Frankreich ist der Kaffee günstiger und liegt bei 4,71 Cent pro Tasse.
  • Am 29. September ist international coffee day. Der Tag orientiert sich an dem US-amerikanischen Kaffeetag. 

Beitragsfoto: flickr.com/Thomas Nico Meuter

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