Gesucht: Politisches Engagement

Bei der Dortmunder Gruppe von Attac, dem globalisierungskritischen Netzwerk, ist der Zulauf an Studenten und jungen Leuten in letzter Zeit rar geworden. Und während die einen darüber nachdenken, wie sie Attac wieder schmackhaft machen können, hat ein frischer Uniabsolvent seine eigene Non-Profit-Organisation gegründet.

Attac Mitglied Till Strucksberg glaubt an ein grundsätzliches politisches Interesse der Studenten. Foto: Monika Kophal

Attac-Mitglied Till Strucksberg glaubt an ein grundsätzliches politisches Interesse der Studenten. Foto: Monika Kophal

2001 begann der Hype um Attac. Die regionalen sowie die Campusgruppen entstanden und entwickelten sich rasant. In Dortmund hat Till Strucksberg die Gruppe mit aufgebaut, und bis heute ist sie stabil. Nachdem die Wellen des politischen Engagements schnell wieder flacher wurden, zerbrach die regionale Campus-Gruppe bereits nach vier Jahren.
Die Gruppe von Till Strucksberg hat derzeit 170 Mitglieder, die im E-Mail-Verteiler sind und regelmäßig spenden. Mitglieder, die sich wirklich bei Aktionen und längerfristigen Projekten beteiligen, lassen sich an zwei Händen abzählen. Es gab bessere und schlechtere Zeiten.

Anders war das bei der Campus-Gruppe von „Attac“. „Es gab am Anfang drei sehr engagierte Studenten, die alles aufgebaut haben“, erklärt Strucksberg. „Doch wie das dann so ist, der eine war fertig mit dem Studium, der andere ist weggezogen und der dritte wurde schwer krank.“ Der weitere Verlauf ist für ihn nachvollziehbar: „Wenn die drei Stammaktivisten gehen, dann fällt die Struktur zusammen.“

Es gibt also noch die Dortmunder Gruppe, allerdings sind von den Mitgliedern gerade mal zwei um die 20 Jahre alt, der Rest ist älter als 50 Jahre. Strucksberg bedauert: „Zwar liegt unser Themenschwerpunkt nicht auf studentenspezifischen Themen, aber wenn etwas in dem Bereich ansteht, engagieren wir uns auch dafür.“

Der Versuch an die Studenten heranzutreten ist da, richtig klappen will es aber nicht. „Wir haben uns schon öfter an den Asta die Universitäten Dortmund gewendet, zum Beispiel für die Demonstration am kommenden Samstag in Bochum“, sagt Strucksberg. „Umfairteilen“ heißt diese bundesweite Aktion, die auf Missstände der Steuerverteilung aufmerksam machen will. „Der Asta der TU hat uns erst nach der zweiten Anfrage geantwortet und das war die Mitteilung, dass sie an diesem Thema kein Interesse haben“, fügt er hinzu.

Die Jungen holen die Studenten ins Boot

Die Studenten sind in der Attac-Gruppe Dortmund willkommen. Und auch das Interesse an einer Neugründung der Campus-Gruppe besteht. Eine Facebook-Seite, die als Weg zu den Studenten genutzt werden könnte, gibt es nicht. Und das Strucksberg sich selbst an die Uni stellt und aufmerksam macht, fühlt sich unpassend an. „Das wäre doch komisch, wenn wir als Ältere uns da hinstellen und werben“, merkt er an.

Doch die Idee, dass die zwei jüngeren Aktivisten den Weg zu den Studenten suchen, die gefällt. Der Dortmunder Aktivist sieht ein anderes Problem. „Ich habe von einigen Studenten gehört, dass sie gar nicht mehr die Zeit für solche Aktionen haben. Die haben ja ständig Klausuren und Vorlesungen.“ Zusätzlich erwähnt er, dass an der Uni Dortmund nicht nur Ruhrpotter studieren: „Denen fehlt einfach oft das Interesse für regionale Themen“, sagt Strucksberg. An das grundsätzlich fehlende politische Interesse bei Studenten, glaubt er aber nicht.

Die jungen Engagierten sind zu finden

Christoph Knipprath ist einer dieser „Jungen“. Er hat sich zu seiner Zeit als Student auch in Hilfsorganisationen engagiert. Jetzt hat er die NGO „Sports for Development“ gegründet. Bereits während seines Studiums engagierte er sich in lokalen Entwicklungsprojekten in Südafrika. Politisches Engagement ist für ihn wichtig. „Engagement ist wichtig, egal ob politische Bildungsarbeit, Umweltschutz oder Entwicklungszusammenarbeit. Gerade unsere Generation sollte sich für die nachhaltige Entwicklung einsetzen.“

Es war direkt nach seinem Studium, als er bei einem Sportprojekt in Ghana mitarbeitete, bei dem Kinder vor Ort durch Sport zusammengeführt werden. Er fand das Konzept super und vermisste genau solche Ideen in deutschen NGOs. „Meine Leidenschaft und mein Fachbereich ist einfach der Sport und damit will ich meinen Teil zur nachhaltigen Entwicklung beitragen“, erklärt Knipprath. Konzepten anderer NGOs ist er dennoch offen gegenüber. „Es gibt viele gute Organisationen, wie beispielsweise die Transions Town Bewegung oder Attac. Gerade die Thesen und Ansätze von Attac halte ich für sinnvoll.“

Christoph Knipprath kann sich zwar vorstellen, in der Zukunft mit Attac gemeinsame Aktionen durchzuführen, doch zuvor will er seine eigene Organisation vorantreiben. Um die ersten Spenden zu sammeln und seine Idee publik zu machen, lief er Mitte September beim Kölner Spendenmarathon „run of colors“ mit.

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