Vegetarier aus Liebe zur Umwelt

Das Café „Gut Tut“ in Dortmund liegt im Trend. Die vegetarische und gesunde Speisekarte spricht immer mehr Menschen an. Kein Wunder, denn deutschlandweit steigt die Zahl der Vegetarier. Eine mögliche Erklärung dafür ist der Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimawandel.

Reichlich Auswahl für Vegetarier: Das Café „Gut Tut“ bietet Healthfood und Bio-Snacks ohne Fleisch. Foto: Regine Beyß

Reichlich Auswahl für Vegetarier: Das Café „Gut Tut“ bietet Healthfood und Bio-Snacks ohne Fleisch. Foto: Regine Beyß

„Maria, schön dich zu sehen. Käffchen wie immer?“ Michael Kourmadias wischt einen Tisch ab, als er seinen nächsten Gast begrüßt. Die meisten Gesichter, die zur Mittagszeit langsam im Café „Gut Tut“ im Dortmunder Kreuzviertel eintrudeln, kennt er persönlich – mit Vornamen, Lieblingsgetränk und Essgewohnheiten. „Nee, ich brauch’ was zu Beißen“, antworte die betagte Dame und nimmt an einem der frisch gewischten Tische Platz. „Was gibt’s denn heute Leckeres?“

Die Auswahl ist groß. Ein leckeres Frühstück, Suppen zur Mittagszeit und jede Menge Kaffee. Nur eines sucht man im vielfältigen vergebens: Fleisch. Und das aus gutem Grund.

Seit 14 Jahren ist Gastronom Michael Kourmadias Vegetarier. Ein Buch über Schweinefleisch brachte ihn damals dazu, seine Essgewohnheiten zu überdenken und schließlich gänzlich auf Fleisch zu verzichten. Doch er merkte schnell, dass das Angebot für Vegetarier in der Dortmunder Innenstadt sehr beschränkt ist. „Ich konnte nichts Leckeres essen, abgesehen von Pommes und Weißbrot“, erinnert er sich heute. „Aber etwas Gesundes habe ich nie gefunden.“ Also nahm Kourmadias die Sache selbst in die Hand.

Legen Wert auf vegetarische und gesunde Ernährung: Michael und Evi Kourmadias gehen gemeinsam die aktuelle Speisekarte durch. Foto: Regine Beyß

Legen Wert auf vegetarische und gesunde Ernährung: Michael und Evi Kourmadias gehen gemeinsam die aktuelle Speisekarte durch. Foto: Regine Beyß

Vor vier Jahren eröffnete er zusammen mit seiner Frau Evi das Café „Gut Tut“. Hier wird nicht nur vegetarische Ernährung groß geschrieben. Über dem Eingang leuchtet der modische  Begriff „Healthfood“. Dahinter stecken Frische, Bio und eigene Herstellung. Genau das schätzen Kourmadias’ Kunden.

Doch auch wer kostengünstiger und nicht ganz so exklusiv fleischlos genießen will, kommt heutzutage auf seine Kosten. Fast jeder Discounter hat spezielle vegetarische Produkte im Angebot. Ob Veggie-Burger, Gemüse-Schnitzel oder Soja-Bratstreifen – das Angebot wächst. Kein Wunder, denn die Nachfrage steigt.  Die Zahl der Vegetarier in Deutschland nimmt seit Jahren zu. Der Vegetarierbund Deutschland geht nach Studien aus dem Jahr 2006 davon aus, dass sich zwischen neun und elf Prozent der deutschen Bevölkerung vegetarisch ernähren. Zum Vergleich: 1983 waren es gerade mal 0,3 Prozent.

Doch wie sieht er aus, der typische Vegetarier? Das wollte die Friedrich-Schiller-Universität in Jena herausfinden und hat 2006 rund 4.000 Vegetarier aus Deutschland, der Schweiz und Österreich online befragt. Das Ergebnis: Der typische Vegetarier ist weiblich, zwischen 20 und 29 Jahren alt und wohnt in einer Großstadt. Darüber hinaus ist er überdurchschnittlich gebildet und gehört keiner Religion an.

Auch die häufigsten Gründe für den Verzicht auf Fleisch legt die Vegetarierstudie offen. So stehen für die meisten Vegetarier das systematische Töten, die Schmerzen und die verletzten Rechte der Tiere ganz oben auf der Liste – keine Überraschung. Bereits auf dem vierten Platz landet allerdings das Argument „Erhalt der Umwelt und der Gesellschaft“.

Vegetarier in Deutschland. Quelle: Vegetarier Bund

Vegetarier in Deutschland. Quelle: Vegetarier Bund

Fleischkonsum und Klimawandel – dieser Zusammenhang ist nicht neu. Bereits vor Jahren erklärten beispielsweise die Welternährungsorganisation FAO und das World Watch Institute, dass die Produktion von tierischen Produkten einen erheblichen Teil der Treibhausgase verursacht. Zuletzt belegte eine aktuelle Studie des United Nations Enviroment Programme (UNEP), dass der weltweite Fleisch- und Milchkonsum unbedingt reduziert werden muss, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen.

Die Argumente scheinen zumindest Teile der deutschen Konsumenten zu erschrecken. So verzeichnete der Vegetarierbund im Jahr 2009 rund 3.000 Anfragen zum Thema Fleischkonsum und Klimawandel. „Im Jahr zuvor waren es nur 500“, so Geschäftsführer Sebastian Zösch im Magazin Focus.

Doch trotz der erschreckenden Warnungen der internationalen Organisationen bilden Vegetarier auch in Deutschland immer noch eine Minderheit. Und es ist mehr als fraglich, ob der Deutsche – sei es den Tieren oder der Umwelt zuliebe – irgendwann tatsächlich auf seine Currywurst verzichtet.

3 Comments

  • Kay sagt:

    Schön, dass Vegetarismus mal Thema ist. Allerdings hätte ich mir vllt noch gewünscht, dass die Debatte gesund/ungesund angesprochen wird, da die meisten Menschen eine vegetarische oder vegane Lebensweise für ungesünder halten – was zumindesten einigen Studien zufolge nicht der Fall ist, eher im Gegenteil: Weniger böses Cholesterin, weniger Fett, dafür mehr Gemüse & Obst etc.
    Das wäre also ein weiterer möglicher Beweggrund, auf Fleisch/tierische Lebensmittel zu verzichten: Die eigene Gesundheit.
    Vielleicht in unserer – zumindest teilweise – gesundheitfixierten, hippen, jungen Gesellschaft ein schlagkräftigeres Argument als Umwelt oder die „armen Tiere“.
    Denn auch dass ist unsere Generation: hoffnungslos Ich-bezogen.

  • Marcel sagt:

    Ich finde es klasse das immer mehr Menschen Vegetarier werden. Noch besser finde ich es das es immer mehr Restaurants und Imbisse gibt die auch vegetarische und inzwischen sogar schon vegane Gerichte anbieten. Weiter so!

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