Fern der Heimat auf der Suche nach Demokratie

Arbeitslosigkeit, schlechte Jobperspektiven und eine schwache Wirtschaft treiben viele Spanier zu Protesten auf die Straße. Besonders die Bewegung „Democracia Real YA“ („Echte Demokratie Jetzt“) motiviert viele Menschen, die aktuelle Situation in ihrem Land nicht mehr tatenlos hinzunehmen. Auch die Spanier außerhalb ihrer Heimat organisieren verschiedene Demonstrationen. Beispielsweise demonstrierten in Düsseldorf viele in Deutschland lebende Spanier an dem Wochenende, an dem die Kommunal- und Regionalwahlen in Spanien stattgefunden haben. Unter den Demonstranten war auch Mario Abele, der in Dortmund studiert.

Demonstranten in Düsseldorf haben sich zusammengeschloßen mit ihren Landsleute. Foto: Mario Abele

Zwischen Madrid und Düsseldorf liegen circa 1.800 Kilometer. Trotzdem unterstützen Spanier in Deutschland ihre Landsleute. Foto: Mario Abele

Weshalb gehen so viele Spanier auf die Straße?

Mario Abele:
Am besten beschreibt die Gründe wohl ein Zitat aus dem Manifest der „Democracia Real YA“-Bewegung: „Wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektiven, die sich uns in unserem Heimatland bieten: Die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- und auch sprachlos.“ Ich stehe dafür ein. Die Situation muss sich verändern.

Hast du Ideen, wie die Regierung die Situation in Spanien verbessern kann?

Mario Abele: Zu den größten Problemen Spaniens gehört die Arbeitslosigkeit. Zuerst müsste man also Arbeitsmarktreformen durchführen. Das muss für die Regierung höchste Priorität haben. Außerdem müssen die Bezüge der Politiker kontrolliert werden. Die meisten von ihnen werden viel zu gut bezahlt. Und meiner Meinung nach sollte auch das politische System umstrukturiert werden. Momentan gibt es in Spanien zwei große politische Partien, die uns immer regieren, sonst gibt es keine andere Wahl. Außerdem haben wir das Gefühl, dass die Parteien schnell die Probleme Spaniens vergessen, nachdem sie die Wahl gewonnen haben.

Wie ist es dazu gekommen, dass ihr euch von Deutschland aus an den spanischen Protesten beteiligt?

Mario Abele: Ich und die anderen Dortmunder Erasmus-Studenten aus, die aus Spanien kommen, wollten irgendwie auch an den Demonstrationen in unserer Heimat teilnehmen. Das war für viele unmöglich und so haben wir geholfen, den Protest in Düsseldorf zu organisieren. Damit wollten wir Solidarität mit unseren Landsmännern zeigen.

Erasmus-Studenten aus Spanien haben auch teilgenommen in der Demonstration in Düsseldorf. Foto: Mario Abele

Besonders junge Spanier leiden unter der Situation in ihrem Land. Foto: Mario Abele

Wie habt ihr es geschafft, die Demonstration zu organisieren?

Mario Abele: Das Internet hilft uns sehr. Wir haben bei Facebook und Twitter zusammengefunden und uns organisiert. Das hat anscheinend funktioniert, weil wir in Düsseldorf mehr als 150 Leute waren. Die sozialen Netzwerke helfen uns auch dabei, mit unseren Freunden in Spanien verbunden zu sein. Wir sprechen häufig über unsere Probleme und Zukunftsängste. Außerdem können wir uns gegenseitig über die Demos informieren.

War die Demonstration in Düsseldorf etwas Besonderes für euch?

Mario Abele: Ja. Ich war überrascht, dass so viele Leuten dort waren. Die Stimmung war wunderbar: Da haben wir so viele junge Leute getroffen, die die gleichen Probleme wie wir haben. Wir haben alle Angst, dass wir keine Arbeit finden könnten, wenn wir zurück nach Hause kommen. Während der Demonstration hatten wir die Chance, mit vielen Personen zu sprechen und Meinungen auszutauschen. Außerdem haben wir gemerkt, dass die Deutschen auch Interesse an unseren Sorgen und Problemen haben. Aufmerksamkeit ist für uns sehr wichtig.

Denkst du, dass sich die Situation in Spanien nach den Demonstrationen verändern wird?

Mario Abele: Ich bin nicht sicher, aber ich habe die Hoffnung, dass sich die Situation bessert, wenn wir zusammen dafür kämpfen. Leider zeigen die Ergebnisse der Kommunal- und Regionalwahlen, dass noch viel Zeit vergehen wird, bevor sich in Spanien etwas ändert.  Trotzdem werden wir weiter gemeinsam dafür kämpfen. Wir wollen fast jede Woche demonstrieren, solange die Bewegung „Democracia Real YA“ noch lebendig ist. Zum Beispiel treffen wir uns am kommenden Sonntag (29. Mai) um 12 Uhr auf dem Kölner Domplatz. Alle, die sich mit uns solidarisieren wollen, sind natürlich willkommen.

Spanien glauben, dass die Situation in ihrer Heimat sich verändern kann. Foto: Mario Abele

Mehr als 150 Personen haben bei einer Demonstration in Düsseldorf auf die Situation in Spanien aufmerksam gemacht. Foto: Mario Abele