Duell am Donnerstag: Trikotwerbung in der NBA

 

DAS-DUELL-Kai-Sebastian

Ein Raunen ging durch die Welt der National Basketball Association (NBA), als sich die Bosse der NBA-Teams auf dem ‚Eigentümertreffen‘ darauf einigten, Werbung auf den Trikots zuzulassen. Bereits vor dem Votum am 15. April bahnte sich die Sensation an aber die Meinungen einiger Teams schienen weit auseinander zu gehen. Es ist der zweite „Traditionsbruch“ in der NBA binnen weniger Monate. Zuvor hatte die NBA-Führungsspitze, rund um Commisioner Adam Silver, beschlossen Trikots zuzulassen, die einen Ärmel haben. Die Fanwelt tobt. Die US-Sportbegeisterten Kai Steinecke und Sebastian Hahn streiten mit.

„Es macht keinen Unterschied.“

findet Kai Steinecke

Sechs mal Sechs Zentimeter, die in einer Welt für eine hitzige Diskussion sorgen, in der Topverdiener Zehnjahresverträge für über 100 Millionen US-Dollar unterschreiben nur damit sie ein paar Schuhe tragen. Eine Farce.

Mit dem Schritt startet der NBA Vorstand Adam Silver einen längst überfälligen Angriff auf die Nr.1 im amerikanischen Sportgeschäft aufschließen: Der NFL. Gleichzeitig sollen sich aus diesem Profit mittels Werbung auch Vorteile für die Zuschauer entwickeln. Ein Szenario wäre, dass durch die Werbeeinnahmen die Ticketpreise gesenkt werden könnten, was ich nur begrüßen kann bei den explodieren Ticketpreisen.

Der Tropfen auf den heißen Stein

Die NBA ist von Werbung zerfressen. Keine Sekunde eines Spiels vergeht ohne, dass ich mit Werbung bombardiert werde. „Die Halbzeitanalyse präsentiert…“, „Diese Statistik wird unterstützt von…“, „Diese Slamdunk-Wiederholung kommt von.“ Die komplette Liga wird von einem Getränkehersteller unterstützt, der mit ‚G‘ anfängt und ‚ATORADE‘ aufhört, den die Spieler bei jeder Gelegenheit – sei es noch so kompliziert – in die Kamera halten. 

Selbst die eigentliche Spielfläche ist mit Werbung bedruckt und für den Super-Gau fehlt es nur noch daran, dass die Spieler Werbesprüche in Interviews aufsagen. „Ich weiß ich habe heute schlecht gespielt. Ich war einfach schlecht in Form aber probieren sie doch mal den neuen Dyson Staubsager, der verliert nie seine Saugkraft.“

Von schweigenden Spielern und tobenden Fans

Die Spieler profitieren Gleichzeitig auch. Gut, wenn man bedenkt, was für ein geringes Gehalt LeBron und Co kassieren. Hintergrund ist, dass 50 Prozent der Werbeeinahmen an die Liga gehen und 50 Prozent an die jeweiligen Teams, was sie zu sogenannten ‚basketball related income‘ werden lässt. Deshalb gehen wiederrum von diesem Anteil 50 Prozent an die Spieler. 

Den heißblütigen Fans, die unmissverständlich klargemacht haben, dass sie „auf gar keinen Fall jemals wieder“ ein Trikot kaufen werden sage ich: „Es macht keinen Unterschied.“ Die Trikots im Verkauf werden direkt ohne Werbelogos gedruckt und jeder kann sie ganz befreit von Werbebotschaften tragen, wie es auch in allen anderen Bereichen des Lebens ist. Wie zum Beispiel bei Hollister-Klamotten. 

Und mal ernsthaft: In der Masse von Werbebotschaften machen diese kleinen Logos einen lächerlich kleinen Anteil aus. 

Ein Vergleich

Andere Amerikanische Profiligen setzen schon länger auf Werbung und sind nicht untergegangen. Darunter die NASCAR-Liga und sogar die D-NBA, also die zweite Liga des Männerbasketballs, führte bereits Sponsorenlogos auf den Trikots ein, die bedeutend größer und mittiger platziert sind, als die in ersten Liga angekündigten Banner. 

Andere Ligen könnten bald folgen: Aktuell versucht Adidas in National Hockey League (NHL) sich einen Zugang auf die Trikots zu bahnen und in der National Football League (NFL) flammen ebenfalls immer wieder Gerüchte um Sponsoren auf den Trikots auf. Letzten Endes ist die NBA ein Unternehmen wie jedes andere und das folgt einer simplen Maxime: Einnahmen maximieren.

Ein „Anschlag auf die Nostalgie“

findet Sebastian Hahn

US-Sport und Trikotwerbung – das passt irgendwie nicht zusammen. Die Jerseys von Legenden wie Michael Jordan, Magic Johnson oder auch Dirk Nowitzki sind auch so beliebt, weil sie einfach und schlicht gehalten sind. Kein unpassendes uns störendes Sponsoren-Logo auf der Brust, dafür mehr Platz für außergewöhnliche Designs und Kreativität. Außerdem boomt der Trikotverkauf auch ohne Sponsoren auf der Brust, alleine im vergangenen Herbst machte die NBA ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Neben All-Time-Klassikern der Chicago Bulls, Los Angeles Lakers oder Boston Celtics gehen auch Jerseys vom amtierenden MVP Stephen Curry zuhauf über die Ladentheke. Ein Problem in Sachen Verkaufszahlen hat die Liga also schon mal nicht.

Natürlich hat der aktuelle Commissioner Adam Silver aber auch ein anderes Ziel: Er will zur NFL, der aktuell beliebtesten Sportliga in den USA, aufschließen und dem Football Konkurrenz machen. Dafür braucht Silver aber natürlich auch mehr Einnahmen und Reichweite. Faktoren, die eben vor allem durch Werbung erreicht werden können. Silver will damit nicht nur die Einnahmen der Liga erhöhen, er will damit auch endlich zum Football aufschließen. Die NFL ist weiterhin die Sportliga Nummer eins in den USA, erst kürzlich wurde verkündet, dass ab kommender Saison ein Spiel pro Woche auf Twitter gestreamt wird. Aber zurück zur NBA: Ein Interesse seitens von Sponsoren ist vorhanden, die Besitzer der Toronto Raptors prognostizierten einen Preis von fünf Millionen Dollar pro Jahr für eine Werbefläche mit einem Durchmesser von 6,5 Zentimeter.

Zugepflasterte Werbemänner wie im Handball

Dabei soll die Werbung ausgerechnet dort prangern, wo früher das klassische NBA-Logo seine Platz hatte: auf dem rechten Ärmel der Spieler. Um dies zu ermöglichen, verschob die NBA ihr Logo schon in dieser Saison in den Nackenbereich der Jerseys. Abgesehen vom rechten Ärmel können die Teams aber noch an weiteren Stellen Werbung platzieren, Größe und Form sind dabei vollkommen egal. Statt wie bisher in schlichten und stylischen Jerseys über den Court zu spazieren, drohen der NBA in Zukunft zehn zugepflasterte Werbemänner, ähnlich wie es im Handball bereits der Fall ist. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, aber schöner werden die Trikots dadurch sicher nicht.

Silver begründet den Schritt offiziell damit, dass „die Menschen immer weniger Live-Fernsehen schauen. Sie schauen weniger Werbung, für Firmen wird es so schwerer potentielle Kunden zu erreichen. Trikotwerbung wird daher ein wichtiges Mittel sein, um direkt mit ihnen zu interagieren.“ Natürlich ist jedes verkaufte und dann getragene Jersey willkommene Werbung für potentielle Sponsoren, es ist aber vollkommen unklar, ob die Fans die Änderungen auch positiv aufnehmen. Für mehr Reichweite hätte die Liga auch, ähnlich wie die NFL, mehr in ihren Social-Media-Auftritt investieren können, um vor allem junge User zu binden. Auch hier lässt sich übrigens prima mit Werbung arbeiten – ohne allerdings ein Stück Nostalgie in den Müll zu werfen.

„Werde mir definitiv kein Trikot kaufen“

Denn ich werde mir definitiv kein Trikot kaufen, auf dem von oben bis unten nur Werbung zu finden ist. Dafür geht für mich der Charme verloren, das NBA-Trikot verkommt zum Werbeprodukt. Statt mit Farben und Design zu glänzen, wird durch unpassende Werbung das Jersey verschandelt. Da kann die Werbung der Liga noch so viel Geld bringen, ich werde das nicht unterstützen.

das-duell-feederFoto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Brinkmann/Schweigmann 
Teaserfoto: flickr.com/Marco Verch

Beitragsbild: flickr.com/Basket Streaming

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