Warten auf die Meisterfrisur

Im Oktober hat Kevin Großkreutz gewettet: „Ich gehe erst wieder zum Friseur, wenn wir Meister sind.“ Die Schale hat Borussia Dortmund noch nicht geholt – und das sieht man dem BVB-Star mit der Zottelmähne auch an. Der Weg zum Meistertitel erweist sich für ihn als haarige Angelegenheit. Wir haben bei seinem Stammfriseur im Dortmunder Stadtteil Eving vorbeigeschaut.

Foto: Anne Wunsch

Abdullah Jigit freut sich auf die Meisterschaft des BVB - und auf Kevins "Matte". Foto: Anne Wunsch

Seit einem halben Jahr saß der prominenteste Kunde von Abdullah Jigit nicht mehr auf seinem Friseurstuhl. Aber der 23-Jährige, der seit einigen Tagen seinen Kunden nur noch im BVB-Trikot die Haare schneidet, ist sich sicher: lange wird es nicht mehr dauern. Für den großen Tag ist alles vorbereitet. Schere und Rasierer liegen bereit. Das Schaufenster des kleinen Friseurladens „Hairstudio Deniz 2000“ in der Dortmunder Nordstadt ist standesgemäß in schwarz-gelb geschmückt.

Sogar eine Meisterschale aus Plastik hat Jigit besorgt. Jetzt fehlt nur noch der Titel, und dann die neue Meisterfrisur. „Ich hoffe, dass der BVB bald Meister wird, als Fan und als Friseur von Kevin“, sagt Jigit. „Wenn er zu mir kommt, überlegen wir uns was Flottes. Aber die Haare werden nicht mehr so kurz wie früher, das will Herr Klopp auch nicht.“

Immer die passende Frisur

Die Meinung von Trainer Jürgen Klopp ist dem  Friseur wichtig. Nur ungern erinnert er sich an den Tag zurück, als er in der Zeitung lesen musste, dass Klopp seinem Nachwuchsstar empfehle, den Friseur zu wechseln. „Da war ich schon ganz schön beleidigt“, gibt er zähneknirschend zu. Aber heute sieht er das anders: „Herr Klopp hatte schon auf eine Art und Weise Recht. Das muss vernünftig geschnitten werden, und nicht einfach so welche Muster da rein. Das passt einfach nicht ins Fernsehen.“

Bei seinen Haaren war der Evinger Großkreutz jedoch schon immer sehr experimentierfreudig. „Wir haben schon alles gemacht. Ob Muster oder Farbe, da haben wir schon alles durch. Bei Länderspielen hat er sie sich oft schwarz-rot-gold färben lassen.“

Von Merkur zur Borussia

Foto: Anne Wunsch

Bei dieser Schaufenster-Deko ist klar: hier wird die Meisterfrisur geschnitten.. Foto: Anne Wunsch

Den Friseur zu wechseln kam für Großkreutz aber sowieso nicht in Frage. Seit vier Jahren kommt Großkreutz regelmäßig. Und den Mann an der Schere kennt der BVB-Profi sogar noch länger. Als sie sechs Jahre alt waren, fingen Großkreutz und Jigit gemeinsam an gegen den Ball zu treten. Da war an Borussia Dortmund noch nicht zu denken. Beim FC Merkur 07 starteten die beiden ihre ungleichen „Fußballerkarrieren“. In der C-Jugend war für Jigit dann Schluss mit Fußball. Er konzentrierte sich auf seine Ausbildung. Neidisch ist er auf seinen erfolgreichen Freund aber nicht.

Ganz im Gegenteil: „Ich bin sehr stolz auf Kevin. Er hat hart gekämpft und sich seinen Erfolg verdient. Ich finde es schön, dass es einer von uns geschafft hat.“ An ihrer Freundschaft hat sich seitdem nichts verändert, sagt Jigit stolz und kann sich ein Lachen nicht verkneifen. „Gestern habe ich ihn noch an der Dönerbude hier nebenan getroffen. Es ist also alles beim Alten geblieben. Das ist ein ganz normaler Junge.“ Außerdem hat Jigit in Eving schon selbst Kultstatus erreicht. Viele Kinder kommen zu ihm, weil sie aussehen wollen, wie ihr Idol. „Jeder Dritte möchte die Frisur von Kevin. Und dann mache ich das so.“

Vorfreude auf den großen Tag

Foto: Anne Wunsch

Abdullah Jigit bei der Arbeit. Nuri Sahin würde er auch gern einmal die Haare schneiden. Foto: Anne Wunsch

Wenn der BVB die Meisterschaft perfekt machen sollte, weiß der Friseur mit dem schwarz-gelben Trikot ganz genau, welchen Tag er sich freihalten muss. Denn sein prominentester Kunde hat einen festen Friseurtag: „Kevin kommt immer donnerstags, weil er da kein Training hat.“ Auf den großen Tag freut sich Jigit schon. Nervös ist er nicht – das sagt er jedenfalls. Aber es wird auf jeden Fall etwas Besonderes. „Die Haare hebe ich auf, als Denkmal sozusagen. Diese Meisterschaft werden wir dann nie wieder vergessen.“

Obwohl Jigit schon sehr stolz ist, der Friseur von Kevin Großkreutz zu sein, hat er doch noch einen Traum: „Nuri Sahin würde ich auch gerne die Haare schneiden. Das ist einer meiner Lieblingsfußballer.“ Und wer weiß, vielleicht ist Nuri Sahin von Großkreutz‘ neuer Meisterfrisur so begeistert, dass Abdullah Jigits Traum noch in Erfüllung geht.