Wissenswert: Das „Treue-Hormon“

Forscher an der Uniklinik Bonn haben das „Treue-Hormon“ gefunden: Oxytocin sorgt dafür, dass Männer ihre Partnerin attraktiver finden. Von einer regelmäßigen Einnahme raten die Forscher aber ab.

Das Hormon Oxytocin kannte man bislang vor allem aus der Gynäkologie. Da wird es zum Beispiel dazu eingesetzt, um den Geburtsvorgang auszulösen. „Wir wollten jetzt aber die sozialen Effekte untersuchen, die dieses Hormon auf das menschliche Verhalten haben kann“, sagt Dirk Scheele von der Uniklinik Bonn.

Das Hormon wurde den Probanden über ein Nasenspray verabreicht. (Foto: andrmorl/pixelio.de)

Das Hormon wurde den Probanden über ein Nasenspray verabreicht. (Foto: andrmorl/pixelio.de) Teaserfoto: Lisa Tüch

Durchgeführt wurde die Untersuchung an 40 Männern, die zu dem Zeitpunkt alle in einer glücklichen Beziehung waren. Diesen Männern wurde Nasenspray verabreicht – mal mit Oxytocin, mal ohne. Anschließend wurden den Männern Bilder von ihrer Partnerin gezeigt und gleichzeitig die Gehirnströme gemessen. Dabei zeigte sich: Wenn die Männer Nasenspray mit Oxytocin bekommen hatten, wurde beim Anblick ihrer Partnerin das Belohnungssystem im Gehirn aktiv. Außerdem sollten die Männer im Anschluss Bilder von fremden Frauen bewerten. Unter Oxytocin-Einfluss fielen diese Bewertungen schlechter aus als ohne Oxytocin. Männer empfinden unter Oxytocin also ihre Frau als attraktiver und andere Frauen als weniger attraktiv.

Die Forscher vermuten, dass diese Wirkung des Hormons dem Überleben der Gattung Mensch dient. „Wenn Oxytocin die Beziehung stärkt und den Mann enger an seine Frau bindet, fühlt er sich auch eher für die gemeinsamen Kinder verantwortlich“, sagt Dirk Scheele. Die Überlebenswahrscheinlichkeit der Nachkommen steige also, wenn Oxytocin im Spiel ist.

Wirkung bei Frauen noch nicht untersucht

Ob das Hormon auf Frauen die gleiche Wirkung hat, ist noch unklar. „Aus der Tierliteratur wissen wir, dass Oxytocineffekte bei Weibchen tendenziell stärker auftreten, als bei Männchen“, sagt Dirk Scheele. Er vermutet daher, dass die Ergebnisse bei Frauen noch besser ausfallen.

Allerdings gibt es auch Fälle, in denen Oxytocin bei Frauen sogar genau das Gegenteil bewirkt. Nachweisen konnte man das schon bei der Wirkung auf das Angstzentrum im Gehirn: Während Männer unter Oxytocin-Einfluss weniger Angst verspüren, werden Frauen sogar noch ängstlicher. Vielleicht könnte Oxytocin bei Frauen also sogar zu Untreue führen.

Erzwingen sollte man ewige Treue mit dem Hormon nicht. (Foto: Rita Gäbel/pixelio.de)

Erzwingen sollte man ewige Treue mit dem Hormon nicht. (Foto: Rita Gäbel/pixelio.de)

Ebenfalls noch untersuchen wollen die Forscher in Bonn, welche Rolle das Hormon bei kaputten Beziehungen spielt. Hilft Oxytocin bei Liebeskummer oder verstärkt es ihn sogar – das ist noch unklar.

Besser nicht regelmäßig einnehmen

Können Frauen also Seitensprüngen ihres Partners demnächst zuvorkommen, indem sie ihm einfach etwas Oxytocin ins Nasenspray kippen? Dirk Scheele rät dringend davon ab: „Niemand weiß, wie lange die Wirkung anhält oder welche Nebenwirkungen auftreten können.“ Bei der Studie in Bonn sind zwar keine Nebenwirkungen aufgetreten, da haben die Probanden aber auch lediglich einmal eine sehr kleine Dosis Oxytocin verabreicht bekommen. Mit der Treue aus dem Nasenspray wird es also erst mal nichts – das muss weiterhin auf ganz natürlichem Wege klappen.

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