Duell am Donnerstag – Halloween, geil oder grausam?

Süßes oder Saures?! Der Streit um Halloween ist entfacht: Carolin Rau gibt Saures und sagt, Halloween ist ein alberner Brauch, der hier nichts verloren hat. Lilian Fiala steht auf Süßes und feiert daher auch Halloween. Beide haben gute Argumente – von wem lasst ihr euch am Ende überzeugen?

Halloween – ein Brauch den wir nicht brauchen,

findet Carolin Rau.

Halloween ist ein Brauch, der aus Irland kommt und besonders in den Vereinigten Staaten sehr populär ist. Dort hätte er ruhig bleiben können – meiner Meinung nach. In den 1990er Jahren kam Halloween nach Deutschland. Wegen des Golfkrieges entschieden die deutschen Akteure, die Karnevalsfeierlichkeiten im Frühjahr abzusagen. Eine Alternative musste her und erstmals verwandelten sich die Karnevalsstädte am letzten Oktobertag im Jahr 1991 in eine Hochburg schauriger, gruselig verkleideter Gestalten.

Doch warum brauchen wir Halloween, wenn wir ein Land mit eigenen, schönen Bräuchen sind? Sei es Karneval, die fünfte Jahreszeit, zu der das Verkleiden doch viel eher gehört, oder St. Martin. Ich kenne noch die Tradition, in einer Gruppe zusammen mit der Laterne in der Hand, von Haus zu Haus zu gehen, den Nachbarn ein schönes Ständchen zu singen und mit Süßigkeiten dafür belohnt zu werden. Ein traditioneller Brauch – ebenfalls im Herbst und nur wenige Tage nach Halloween. Dazu noch viel angenehmer als Geister, Vampire und Co., die „Süßes oder Saures“ drohend vor der Haustür stehen. Als Belohnung gibt es dann Eier an der Fensterscheibe oder abgeknickte Antennen – trotz Süßigkeiten. Halloween: eher Gewalt als Harmonie.

Ganz aktuell ist das Thema Grusel-Clowns: Mit einer Axt laufen sie durch die Gegend und bedrohen willkürlich Menschen. Folgen davon können laut Experten Schockzustände bis hin zu einem Herzinfarkt sein. Es gab bereits einige Verletzte. Über 340 Mal wurden Überfalle durch die Grusel-Clowns laut der deutschen Polizei gemeldet. Verkleidet erschrecken die Grusel-Clowns Menschen und zeigen so erschreckende Parallelen zu Halloween, vielleicht inspiriert sie sogar das Horrorfest zu ihren Taten.

Halloween ist lukrativ – besonders für den Einzelhandel und Unternehmen. Genaue Zahlen gibt es nicht, die Fachgruppe Karneval im Deutschen Verband der Spielwaren-Industrie (DVSI) schätzt den Umfang der Einnahmen für das Jahr 2015 aber auf rund 200 Millionen Euro. Neben Einzelhandel und Unternehmen profitiert vor allem die Süßwarenindustrie. Marktforscher des Medienunternehmen Nielsen schätzen den Umsatz von extra für Halloween gestaltete Süßwaren im vergangenen Jahr auf rund 12 Millionen Euro, ein Zuwachs von rund 20 Prozent gegenüber 2014. Da diese Werte nur die speziellen Halloween- und nicht die Ganzjahresartikel messen, liege der tatsächliche Umsatz laut des Medienunternehmens noch deutlich höher. Halloween ist vergleichbar mit Valentinstag, nicht notwendig, aber halt da, weil es von der Industrie vermarktet wird.

Klar, ein ausgeschnitzter Kürbis mit einer leuchtenden Kerze – das hat was, steht aber nicht zwangsläufig in Verbindung mit Halloween. Und warum sollte der nicht auch mal ein Lächeln statt eines schaurigen Gesichtsausdrucks auf den Lippen tragen. Generell bietet der Herbst viel mehr als Halloween – seien es Spaziergänge durch bunte Laubberge oder gemütliche Abende auf dem Sofa, in der Hand eine heiße Tasse Kakao oder auch ein Bierchen. Und dafür braucht man ein Fest wie Halloween nicht.

 

Horror und Süßigkeiten sind das perfekte Duo,

findet Lili Fiala.

Gratis Süßigkeiten. Grund genug für mich, Halloween geil zu finden – als Kind und jetzt auch noch. Zwar gehe ich nicht mehr von Tür zu Tür, aber Halloween war bisher immer ein Grund für eine lustige Motto-Party, mit viel Essen und noch mehr Horror. Auch wenn man sonst eher auf Comedy steht, an Halloween darf es schon mal der ein oder andere Horrorfilm sein. Das Adrenalin, die abgedrehten Stories und das Gefühl, wenn man weiß, dass sich gerade alle im Raum fast vor Angst in die Hosen machen. Mein absolutes Halloween Highlight kommt aber dann doch wieder aus dem Bereich Comedy: Die jährliche Videomontage von US-Moderator Jimmy Kimmel. Jedes Jahr liefert er einen Zusammenschnitt von Aufnahmen von Eltern, die ihren Kindern einen Streich spielen. Sie behaupten einfach, sie hätten all ihre Süßigkeiten gegessen – me as a parent.

Dieses Jahr sollte man sich, um seine Freunde zu erschrecken, vielleicht nicht gerade als Clown verkleiden, kann aber ansonsten ziemlich kreativ werden. Das gehört einfach dazu – ist ja nur eine Nacht im Jahr und eine gute Alternative zu Karneval. Wem die Schlagermusik zur fünften Jahreszeit regelmäßig den letzten Nerv raubt, der bekommt am letzten Tag im Oktober stattdessen die Möglichkeit, sich kostümmäßig so richtig auszuleben. Zwar ist Halloween ein irischer Brauch und hat von daher hier eigentlich nichts zu suchen. Aber dann müssten wir anfangen, all unsere Bräuche zu hinterfragen – den richtigen Anlass von Nikolaus, Weihnachten und Ostern feiern nämlich auch nur noch die wenigsten. Außerdem hat Halloween ausnahmsweise mal nichts mit Religion zu tun und kann von jedem Menschen, unabhängig vom Glauben, gefeiert werden.

Und zum Thema lukrativ: Natürlich stimmt es, dass mit Halloween Geld gemacht wird. Aber Unternehmen profitieren von allen Dingen, die wir tun – das ist eben so in einer kapitalistischen Gesellschaft. Wenn man also aus diesem Grund aufhören würde, Feste zu feiern, stünde man sehr bald ohne jeglichen Feiertag da. Das Fest, an dem sämtliche Industrien am allermeisten verdienen, ist nämlich immer noch Weihnachten. Das Problem liegt also nicht an den Feiertagen an sich, sondern an uns. Wenn wir aufhören würden, bei jeder Gelegenheit drauf los zu kaufen, würden Unternehmen auch weniger daran verdienen.  

Halloween geht auch ganz ohne groß Geld auszugeben. Kostüme kann man mit ein bisschen Schminke und Kreativität selber machen, Süßes lässt sich super günstig backen und Horrorfilme kann man auch bei Netflix gucken. Ich finde, die Gruselnacht bietet das Rundumpaket an Spaß, Party und Horror. Ich möchte sie nie missen.

 

das-duell-feederFoto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de, Montage: Brinkmann/Schweigmann 
Teaserfoto: Carolin Rau

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