Exotenfächer an den Ruhr-Unis

Als Jurastudent beschäftigt man sich mit Gesetzesbüchern, Historiker sitzen in Vorlesungen zur französischen Revolution oder dem deutschen Kaiserreich und Maschinenbauer bauen Maschinen. Das kann sich irgendwie jeder so ein bisschen vorstellen. Bei anderen Studiengängen ist es nicht auf den ersten Blick so ersichtlich, was eigentlich gelehrt und gelernt wird. Dozenten und Studierende der Fachrichtungen Hebammenkunde, Water Science und Rehabilitationswissenschaften haben mit der Pflichtlektüre über ihr Exotenfach“ gesprochen.

Hebammenkunde (Hochschule für Gesundheit Bochum)

Nicola Bauer ist als Leiterin des Studiengangs von dem Weiterentwicklungspotenzial der jungen Hebammenwissenschaft überzeugt. Foto: Volker Wiciok/ HSG Hochschule für Gesundheit Bochum

Nicola Bauer ist als Leiterin des Studiengangs von dem Weiterentwicklungspotenzial der jungen Hebammenwissenschaft überzeugt. Teaserbild: Adriane Palka; Foto: Volker Wiciok/ HSG Hochschule für Gesundheit Bochum

Laura Foster gehört dem dritten Jahrgang an, der an der Bochumer Hochschule für Gesundheit Hebammenkunde studiert. Die Studenten sind Pioniere –  lange Zeit war der Weg in den Hebammenberuf nur über eine klassische Ausbildung möglich. Seit dem Wintersemester 2010/2011 besteht das Angebot, das bis vor einem Jahr einmalig an einer staatlichen Hochschule war. Inzwischen gibt es mit der Hochschule Fulda eine zweite Möglichkeit. „Das Kompetenzprofil einer Hebamme hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren stark verändert. Sie werden vermehrt auch vor der Geburt und im Jahr danach gebraucht“, erklärt Nicola Bauer, Professorin und Leiterin des Studienganges. Früher habe die Arbeit der Hebammen in erster Linie während des Wochenbetts in den Kliniken stattgefunden.

Reflektierende Praktikerinnen

Der Studiengang Hebammenkunde soll die Studierenden mit einer Mischung aus Theorie und Praxis ideal vorbereiten. „Sie erlernen ihre Fähigkeiten an Modellen, beispielsweise wie sie eine Schwangere richtig abtasten und untersuchen. Gleichzeitig lernen die jungen Frauen in den theoretischen Seminaren zu reflektieren und Begründungen, warum sie etwas wie tun“, so Bauer. In den acht Semestern bis zum Bachelor stehen außerdem 3000 Stunden in den Praxisstellen verschiedener Kliniken, ambulanter Praxen und bei freiberuflichen Hebammen auf dem Programm. Zwei Auslandsaufenthalte sollen zudem „einen Blick über den Tellerrand“ ermöglichen. Geht es nach der Professorin, so sollen ihre Schüler „reflektierende Praktikerinnen“ werden.

„Das tolle ist, dass dieser Studiengang keine Bildungssackgasse ist. Ab dem Wintersemester 2014/2015 werden die ersten den Master beginnen und auch eine Promotion ist möglich“. Im Master werde es um anwendungsbezogene Forschung und ihre Umsetzung in der Praxis gehen. Außerdem seien die Bereiche Management und Pädagogik wichtige Schwerpunkte, die auch eine berufliche Orientierung über den eigentlichen Hebammenberuf hinaus ermöglichten.

Verzahnung von Theorie und Praxis

Laura Foster schätzt nach zwei Semestern vor allem die familiäre Atmosphäre an ihrer kleinen Hoschule mit 600 Studierenden.

Laura Foster schätzt nach zwei Semestern vor allem die familiäre Atmosphäre an ihrer kleinen Hochschule mit 600 Studierenden. Foto (und alle folgenden): Franziska Jünger

Auch die 20-jährige Laura Foster kann sich vorstellen, später einmal eine lehrende Rolle einzunehmen. Sie hat an dem Studiengang besonders gereizt, dass viel Raum für Weiterbildung besteht sowie Theorie- und Praxisteile eng miteinander verzahnt sind: “ Ich wollte gerne mit Menschen arbeiten, die auch Interesse an einer Zusammenarbeit haben. Daher hätte ich auch nie Lehrer werden wollen.“

Ursprünglich wollte sie Heilpädagogin für behinderte Menschen werden. Nach einem Gespräch mit einer Hebamme in ihrem Bekanntenkreis und einigen Recherchen entschied sie sich schließlich im vergangenen Jahr für ein Studium an der Hochschule für Gesundheit. „Meine drei kleinen Geschwister waren Hausgeburten. Zusammen mit dem vierwöchigen Vorpraktikum hatte ich also schon einige Male eine Entbindung miterlebt.“ Das sei wichtig, um ein bisschen einschätzen zu können, was auf einen zukomme.

Seite 2: Water Science (Uni Duisug-Essen)

Seite 3: Rehabilitationswissenschaften (TU Dortmund)

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