Eine Klausur jagt die nächste

Bevor die Semesterferien so richtig losgehen können, sitzen noch viele Studenten in den Hörsälen und schwitzen über ihren Klausuren. An der Uni jagt oft eine Prüfung die nächste – das kann schnell in Stress ausarten. Doch selbst im Extremfall mit mehreren Klausuren an einem Tag haben Studenten nur wenige Möglichkeiten, sich zu wehren.

Anglistik oder Germanistik? Bei drei Klausuren am Tag verliert man schnell den Überblick.

Anglistik oder Germanistik? Bei drei Klausuren am Tag verliert man schnell den Überblick. Fotos: Anna-Lena Wagner (2)

Das hat auch Sabine Krotky in der vergangenen Woche erfahren: Die 20-Jährige, die Germanistik und Anglistik auf Grundschullehramt an der TU Dortmund studiert, musste gleich drei Klausuren an einem einzigen Tag schreiben und dabei auch noch zwischen ihren Studienfächern hin- und herwechseln. Beinahe hätte sie das gar nicht geschafft: “Ursprünglich war die erste Klausur um acht und die zweite direkt darauf um zehn, da hätte ich gar nicht gewusst, wie ich pünktlich in den anderen Hörsaal kommen soll“, erzählt Sabine. Glücklicherweise stimmte ihr Dozent kurzfristig zu, dass sie in der späteren Gruppe mitschreiben konnte und so eine kleine Pause zum Umschalten hatte. Endlos schien ihr der Tag trotzdem, denn die dritte Klausur folgte erst um 18 Uhr abends: “Ich war den ganzen Tag hier an der Uni, da lässt die Konzentration natürlich nach“, sagt die Studentin.

Keine konkreten Vorgaben in der Prüfungsordnung

Ist solch ein enger Prüfungsplan an der Uni überhaupt erlaubt? Dirk Ogermann, der für die Rechtsangelegenheiten im Studierendenservice der TU Dortmund zuständig ist, erklärt: “In der Prüfungsordnung gibt es keine Vorgabe, wonach bestimmte Prüfungszeiträume konkret definiert sind.“ Rechtlich gesehen müsse immer der Einzelfall betrachtet werden. Solange allerdings zwischen den Klausuren eine kurze Pause liege und sich die Studenten freiwillig zur Prüfung anmelden, könnten sie rechtlich nicht viel machen. Generell gilt: Jede Anmeldung zu Prüfungen geschieht freiwillig. Denn die Studenten können die Klausuren auch zu einem anderen Zeitpunkt schreiben. Das hat allerdings zur Folge, dass sich ihr Studium im schlechtesten Falle verlängert.

Gerade bei Lehramtsstudenten häufen sich die Prüfungen

Drei Klausuren an einem Tag – wer kann sich da noch konzentrieren?

Drei Klausuren an einem Tag – wer kann sich da noch konzentrieren?

Weil gerade Lehramtsstudenten, die zurzeit im Modellstudiengang auf Bachelor und Master studieren, mehrere Fächer gleichzeitig belegen, koordiniert der “Gemeinsam beschließende Ausschuss für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung“ (GebALL) die einzelnen Fachbereiche der TU Dortmund. Dabei achtet der Ausschuss in den “großen“ Fächern, zu denen Germanistik, Mathematik und Erziehungswissenschaften zählen, auch darauf, dass es in den Prüfungsplänen keine Überschneidungen gibt. “Für alle Fächer können wir das aber nicht garantieren, da kann es in Ausnahmefällen zu Kollisionen kommen“, sagt Prof. Dr. Stephan Hußmann, Vorsitzender des GebALL. In Zukunft soll sich das ändern: Denn in den nächsten Jahren wird an der TU Dortmund das neue Lehrerausbildungsgesetz umgesetzt. “Dabei soll es auch eine zusätzliche Stelle für das Prüfungsmanagement geben, um Klausurüberschneidungen zwischen verschiedenen Fächern zu vermeiden“, sagt Projektkoordinatorin Bianca Schumacher.

Individuelle Lösungen sind möglich

Was erstaunt: Weder beim Beschwerdemanagement noch beim AStA der TU Dortmund haben sich bisher Studenten gemeldet, denen es ähnlich erging wie Sabine, obwohl auf dem Campus häufiger von solchen Extremfällen mit drei Klausuren an einem Tag zu hören ist. Auch wenn die Studenten juristisch nicht viel machen können, stehen sie nicht ganz ohne Hilfe da: Denn wenn es zu Prüfungskollisionen kommt, haben sie die Möglichkeit sich an die Beschwerdestelle oder den GebALL zu wenden. Hier kann im Einzelfall versucht werden, eine Lösung zu finden – zum Beispiel durch individuelle Absprachen mit den Prüfungsverantwortlichen. Auch ein Hinweis beim jeweiligen Prüfungsgremium könnte hilfreich sein.

Eins ist klar: Sabine weiß jetzt, wie Studenten solch einem Prüfungsmarathon vorbeugen können. Und sollte sie noch einmal in diese Situation geraten, wird sie wohl auch eine der Möglichkeiten nutzen, um sich zu beschweren. „Denn der Tag war wirklich ziemlich hart, und ich war schon vor der letzten Klausur unendlich müde“, sagt die 20-Jährige. Zwar haben Studenten keinen Garantieschein auf eine Änderung. Aber manchmal ist es gut, wenn sie ihre Probleme ansprechen.

Text und Fotos: Anna-Lena Wagner

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