Wenn am Samstag die erste Mondsichel am Himmel zu sehen ist, beginnt für die rund vier Millionen hier lebenden Muslime der Fastenmonat. Ramadan, arabisch رمضان , bedeutet: der heiße Monat. Und das könnte wörtlich zu nehmen sein, fällt doch die islamische Fastenzeit in unseren Breiten in diesem Jahr in den Sommer.
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Neben hohen Temperaturen haben die Gläubigen als zusätzliche Herausforderung lange Tage zu überstehen. Denn von Sonnenaufgang bis zum Fastenbrechen in der Abenddämmerung vergehen im Augenblick gut 16 Stunden – eine lange Zeit, in der sowohl aufs Essen als auch aufs Trinken verzichtet werden muss.
Für den Organismus ist der Wechsel zwischen langen Abstinenzphasen und der geballten Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme zu ungewohnten Zeiten, eine nicht zu unterschätzende Belastung. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt vor den Nebenwirkungen des Fastens. Die größten Gefahren sind der Mangel an Nährstoffen, ein gestörter Tagesrhythmus und Austrocknung.
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Weil unser Körper kontinuierlich Zucker verbraucht und beim Fasten tagsüber keine Nährstoffe zugeführt werden, sinkt der Blutzuckerspiegel. Viele wichtige Organe, besonders unser Gehirn, reagieren darauf empfindlich. Bei Unterzuckerung sind Heißhungerattacken, Konzentrationsmangel und Benommenheit die Folge. Damit die wichtigen Organe dennoch genügend Energie zur Verfügung haben, greift der Körper auf schnell verfügbare Energiereserven zurück. Dazu gehören die Glykogenspeicher in Leber, Nieren und Muskeln. Diese können schnell in Traubenzucker umgewandelt werden und decken den Energiebedarf für einen Tag. Das reicht während des Ramadan völlig aus – vorausgesetzt die Energiespeicher werden nach Sonnenuntergang beim Fastenbrechen wieder aufgefüllt. Hunger ist während des Ramadan normalerweise kein Problem für die Gesundheit.
Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit und Schwindel
Damit seine Organe funktionieren, ist unser Körper darauf angewiesen, seinen Wassergehalt konstant zu halten. Über die Atemluft und die Haut geht ständig Wasser verloren. Wird der Flüssigkeitsverlust nicht regelmäßig durch Trinken ausgeglichen, sinkt der Wassergehalt des Körpers immer weiter ab. Es droht eine Exsikkose, d.h. die Austrockung des Körpers. Erste Anzeichen dafür sind Müdigkeit und Trockenheit von Haut und Schleimhäuten. Unter dem Wassermangel leiden die Köperzellen. Die Flüssigkeit innerhalb und außerhalb der Zellen verändert sich, der Elektrolythaushalt wird gestört. Die Nervenzellen reagieren darauf besonders empfindlich. Erhöhte Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit und Schwindel sind die Folge.
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Auch im Blut fehlt dann Wasser, es wird sozusagen eingedickt – der Blutdruck sinkt und die Organe werden schlechter durchblutet. Das Blut fließt nicht mehr so gut und das ist gefährlich, denn so entstehen leichter Blutgerinseln. Das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, steigt.
Kampflos ins WM-Viertelfinale dank Ramadan?
Um dem entgegenzuwirken, sollte man während des Ramadan körperliche Aktivität und Hitze möglichst meiden. Während der Nacht und am frühen Morgen ist reichlich trinken Pflicht, um den Flüssigkeitsverlust am Tage auszugleichen. Auch durch eine gezielte Auswahl der Lebensmittel beim Fastenbrechen, kann man seinen Körper unterstützen. Viele Obst- und Gemüsesorten, z.B. Äpfel oder Karotten, enthalten Pektin. Dieser Stoff, der auch Marmelade seine geleeartige Konsistenz verleiht, schließt Wasser chemisch ein und gibt es erst nach und nach im Verdauungstrakt frei. So kann man gleichsam Wasser in den Tag „hinüberretten“.
Der Fastenmonat Ramadan beginnt an diesem Samstag. Muslimen ist die Nahrungsaufnahme nur vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang gestattet. Allerdings sieht der Koran Ausnahmen vor. So können „Menschen auf Reisen“ die Fastentage nachholen. Von diesen Ausnahmeregelungen werden wohl nicht wenige Spieler der FIFA-WM in Brasilien Gebrauch machen – die Finalrunde beginnt zeitgleich mit dem Ramadan. Deutschlands Achtelfinalgegner Algerien würde fastend wohl kaum eine Halbzeit durchhalten. Egal, unsere Elf wird in jedem Fall als Sieger vom Platz gehen.
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