Ein Film für den BVB-Gründervater

Interview mit Projekt-Initiator Gregor Schnittker:

pflichtlektuere.com: Wie seid Ihr zu der Idee gekommen? Stand die Idee schon länger im Raum?

Die drei Initiatoren: Jan-Henrik Gruszecki, Marc Quambusch und Gregor Schnittker (v.l.n.r.)

Die drei Initiatoren: Jan-Henrik Gruszecki, Marc Quambusch und Gregor Schnittker (v.l.n.r.)

Gregor Schnittker: Der Ausgangspunkt war Janni, der sich gefragt hat: “Warum wurde Franz Jacobi bis heute nicht gewürdigt, obwohl er doch eigentlich großen Verdienst am Verein trägt?” Janni hat dann Marc dafür begeistert. Die beiden haben schon die Doku-Reihe “Verrückt nach Fußball”, die ja auf ZDF lief, zusammen gedreht. Und irgendwann war ich dann mit dabei. Janni hat mir so lange davon erzählt, bis auch ich im Boot war. Es ist eine kühne Idee, dennoch glaube ich an unseren Erfolg. Aber ein bisschen wahnsinnig sind wir schon, denke ich manchmal.

Werdet Ihr von Vereinsseite unterstützt – oder stemmt Ihr das Projekt komplett alleine?

Der Verein kennt das Projekt und findet es gut und auch wichtig. Er stellt uns Kommunikationswege zur Verfügung, um die Kampagne zu bewerben und vermittelt auch mal direkten Kontakt zu möglichen Sponsoren, von denen wir denken, dass sie gleichermaßen an der Geschichte vom BVB interessiert sind und denen es nicht nur um Werbung geht. Ganz wichtig bei alle dem jedoch ist: Wir sind komplett unabhängig, weil wir die Geschichte nach eigenen Recherchen und eigener redaktioneller Planung erzählen wollen.

Inwiefern seid Ihr drei prädestiniert das Projekt nach vorne zu treiben und umzusetzen?

Uns eint schon mal die Lust, dieses Projekt anzugehen. Zudem große Neugier und wohl auch Idealismus. Viele BVB-Fans wissen ja alles oder vieles über die Gegenwart und die jüngere Vergangenheit des BVB, aber fast nichts über die Gründertage. Wir alle, also Janni, Marc und ich haben die Fähigkeit zu recherchieren und mit Menschen journalistisch in Kontakt zu treten. Marc ist schon ewig Filmemacher und hat enormes organisatorisches Talent, kennt sich zudem mit neuen Medien bestens aus. Das gilt auch für Janni und der ist ja sowieso ein BVB und Fußball-Tausendsassa und was mich qualifiziert, kann man sich echt fragen (lacht), aber ich glaube, ich kann mich ganz gut in so Themen “reinfressen.” Wir sind dabei aber natürlich nicht so anmaßend zu sagen, das nur wir das ganze auf die Beine stellen könnten. Wir benötigen schon Hilfe. Große Hilfe.

Wie kamt Ihr zu der Idee mit einer Crowd Funding-Plattform?

Schwarmfinanzierung ist eine gute Form der Projektfinanzierung, die heute häufig genutzt wird, sinnvoll und risikoarm ist. Sollten wir nämlich die 120.000 € bis September nicht zusammenkriegen, bekommen beim Crowd Funding alle Spender ihr Geld zurück.  Wenn wir die Fundingschwelle von aber 120.000 €  erreichen, ist die Existenz des Jacobi-Films  gesichert. Das ist vertraglich vereinbart, damit jeder weiss, dass das Geld am Ende auch zielorientiert umgesetzt wird. Für dieses Projekt ist es zudem auch die beste Möglichkeit, viele Leute ins Boot zu holen. Es bietet eine optimale Möglichkeit für jeden Einzelnen, sich einzubringen. Dieser Film soll schließlich ein Film von allen Borussen für alle Borussen werden. Da hilft das kleine Portemonnaie, wie auch das größere. Da hilft jemand, der noch Fotos von Opa und Oma am Borsigplatz hat oder jemand, der weiß wie sich an einem Set sinnvoll Licht setzen lässt. Einiges soll ja auch nachgestellt werden. Wie aufwändig wir das leisten werden, ist abhängig vom Geld und der Kompetenz unserer Förderer.

Warum fangt Ihr jetzt mit dem Projekt an und stellt Euch nicht im Sinne der Finanzierung mit Spendendosen vor’s Westfalenstadion?

Die Überlegung gab es. Aber wir haben uns dagegen entschieden und setzten auf mehrere zeitlich nacheinander gelagerte Impulse. Es gab jetzt die Startphase mit einer gewissen Euphorie in den verschiedenen Netzwerken und im Freundeskreis. Da passt die fußballfreie Zeit glaube ich sogar ganz gut. Dann sorgen Kollegen, also Pressevertreter durch Ihre Berichterstattung ja auch viel für die öffentliche Wahrnehmung und einen weiteren Impuls. Dann erhoffe ich mir ganz persönlich von der Mannschaft nach ihrem Urlaub einen Initiative und ich kann mir gut vorstellen, dass Leute wie Sebastian Kehl, Roman Weidenfeller, Neven Subotic und Kevin Großkreutz das Projekt für uns bewerben oder selber in Absprache mit dem Team ein paar Euro aus der Mannschaftskasse spendieren und zu guter letzt kommen wir ja noch in den Beginn der neuen Saison rein, wo es sich Spieltag für Spieltag noch bewerben lässt. Die Finanzierungsphase endet ja erst im September. Wir haben also noch Zeit und auch noch reichlich Energie, möglichst viele Schwarzgelbe auf das Projekt aufmerksam zu machen.

Wie kann man Euch helfen?

Jeder kann uns helfen! Finanzielle Hilfe ist das eine. Aber, wie schon angedeutet, bedarf es auch ideeller und kompetenter Unterstützung. Es haben sich auch schon in diesen ersten Tagen viele Leute bei uns gemeldet, die uns ganz praktisch helfen wollen. Zum Beispiel Leute, die Ahnung vom Film haben, Tontechniker, Kameraleute, Journalisten mit Lust und Energie zu recherchieren und und und. Weil wir aber noch nicht wissen, ob wir die 120.000 € zusammenkriegen, können wir mit dieser Hilfsbereitschaft noch nicht arbeiten. Wir sammeln diese Angebote aber, um später darauf gegebenenfalls zurück zu kommen. Es freut uns auf jeden Fall und man sieht schon jetzt, was für ein kreatives Potenzial diese Fanszene hat. Aber da müssen wir noch Geduld haben und auch um Geduld bitten. Es gibt eine Reihenfolge und das ist schon wichtig. Aber das stört uns selbst manchmal auch, dass wir uns noch ein bisschen inhaltlich bremsen müssen. Zunächst muss die Energie in die Sammelphase fließen.

Was käme wenn die 120.000 Euro erreicht würden an Arbeit auf Euch zu?

Ab 120.000 € gäbe es einen guten Film, ab 200.000 € gäbe es sehr guten Film. So selbstbewusst haben wir das für uns schon definiert und das ist dann auch die Messlatte. Das kann man sich vielleicht ein bisschen so vorstellen wie Guido Knopp bei ZDF History, aber wahrscheinlich wird es doch ganz anders. Wer Marc und Jannis Groundhopperfilme gesehen hat, der weiß, dass das schon ein gewisses Niveau hat. Wir wollen die BVB-Gründungsgeschichte erzählen, Franz Jacobi würdigen und seine tapferen Mitstreiter der ersten Stunde und es soll in der Anmutung schon eine Geschichte werden, die uns ganz nah dran bringt. Die Historie soll man sehen, empfinden, sprichwörtlich riechen und fühlen können.

Provokant gefragt: Gibt es Handlungsbedarf an die Gründungstage des BVB zu erinnern? Es gibt ja schon das Borusseum …

Das Borusseum gibt es zum Glück. Aber vielleicht sollten wir uns verdeutlichen, wie die Lage aktuell ist. Die Fangemeinde des BVB war noch nie so groß wie jetzt. Millionen, die mit dem BVB sympathisieren oder ihm sogar mit Tränen in den Augen zujubeln. Manchmal empfinde ich das aber wie eine große Masse, die plötzlich da ist und einen in ihrer Wucht erschlagen kann. Das ist ja nichts Negatives, im Gegenteil, das ist im Stadion ein enormer Orkan, aber wir haben schon auch den Eindruck, dass nicht alle wissen, was eigentlich das Wesen und die Wurzeln dieses Clubs sind. Aber sollte man das nicht zumindest in Ansätzen parat haben? Gerade in Zeiten großen Erfolgs sollten wir nicht vergessen, was wir für eine Geschichte haben. Wir glauben, dass der großer Hype der letzten Jahre gar nicht das eigentliche Wesen unseres Vereins ausmacht, sondern dass das Wesen von Borussia Dortmund in den Jahrzehnten davor zu finden ist, bis zurück zu den Gründertagen. Es ist uns wichtig, das festzuhalten. Diese Geschichte gilt es zu pflegen und sie weiter zu entdecken. In dieser Hinsicht sind wir vielleicht ein bisschen fundamentalistisch. Wir denken so, wie die, die das Borusseum schufen. Vielleicht ist der Film insofern eine Ergänzung. Warum nicht? Und mit einem solchen Film lässt sich unsere Geschichte lebendig darstellen, auch wenn das nicht der ausschlaggebende Gedanke für den Film gewesen ist.

Noch eine provokante Frage: Franz Jacobi steht als zentrale Persönlichkeit des Projekts permanent im Focus. Wie wollt Ihr sicherstellen, dass der Film nicht langweilig wird?

In jedem Film braucht man einen roten Faden, und das ist für uns Franz Jacobi. Für Leute mit schwarzgelbem Herz wird der Film kaum langweilig sein. Ich habe jetzt mit Janni und Marc im Vorfeld mit Menschen gesprochen, die Jacobi noch kannten. Das hält also allen nochmal den Spiegel vor. Dass unser Verein ja noch gar nicht so alt ist. Als diese Menschen von Jacobi erzählten, hatte ich direkt eine Gänsehaut. Zum Beispiel die Tochter des ersten Kassierers Gustav Müller. Die Dame, inzwischen weit in den 80ern, hat davon berichtet, was ihren Vater angetrieben hat. Das war schon extrem spannend. Wenn wir das in den Film kriegen, dann kann der gar nicht langweilig sein. Außerdem gibt es noch viele unbeantwortete Fragen: Etwa wie der Borsigplatz 1909 ausgesehen hat, was für eine Klima dort herrschte, was für Menschen dort lebten, wer ihre Mägen füllte, welche Rolle Sport und der Fußball spielte oder warum wir dann zu Beginn in weiß-blau-roten Trikots spielten. Es gibt noch so viel zu ergründen und wir glauben, jetzt ist es an der Zeit wieder intensiv an der Geschichte unseres Vereins zu arbeiten. Tradition ist ein hohes Gut im Fußball.

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