Lebenslanges Lernen für 30 Euro im Jahr

Sie sind schon älter, aber ihr Wissensdurst ist groß: Senioren kommen gerne an die Universitäten, um noch etwas zu lernen. An der Uni Duisburg/Essen(UDE) studieren derzeit knapp 450 Seniorenstudenten. Doch für einige ist es gar nicht einfach, sich gleich zurechtzufinden. Der Verein „Lebenslanges Lernen“ – organisiert von Senioren für Senioren – ist daher oft die erste Anlaufstelle.

Fritz Germann ist seit 2002 Seniorenstudent. Seit knapp vier Jahren ist er nun Vorstandsvorsitzender des Vereins. Foto: Thomas Borgböhmer

Fritz Germann ist seit 2002 Seniorenstudent und seit knapp vier Jahren Vorstandsvorsitzender des Vereins. Foto: Thomas Borgböhmer

„Den Verein gibt es nun schon seit 2000. Seitdem hat sich unser Angebot jährlich erweitert“, sagt Fritz Germann. Er ist Vorstandsvorsitzender vom Verein und selbst Seniorenstudent. An der UDE belegt er mit Geschichte, Philosophie und Politik gleich drei Fächer. „Der Verein war auch meine erste Anlaufstelle, als ich entschloss zu studieren. Auf eigene Faust wollte ich es dann doch nicht machen“, erzählt Germann.

Mittlerweile hat der Verein knapp 250 Mitglieder. Allerdings werden die Angebote auch von vielen Gelegenheitsbesuchern genutzt. Angefangen hat alles mit knapp 20 Seniorenstudenten. Auf Anregung eines Mitarbeiters für Weiterbildung der Uni entschloss sich die kleine Gruppe, einen Verein zu gründen. In diesem sollten die Mitglieder ihre Erfahrungen austauschen und über den Uni-Alltag diskutieren können.

Erweiterung des Angebots

„Auch die Uni zeigte großes Interesse, und so wurden uns viele Türen geöffnet“, sagt Germann. „In den letzten Jahren haben wir auch einen guten Kontakt zum Rektorat aufgebaut.“ Die Uni stellt dem Verein vor allem Räume, Technik und Hochschullehrer zur Verfügung. „Die Hochschullehrer nehmen in der Regel kein Honorar. Das wäre sonst wohl auch zu teuer“, erklärt Germann. Der Verein finanziert sich nämlich nur durch die Mitgliederbeiträge – und die sind nicht hoch: 30 Euro zahlt jedes Mitglied jährlich.

Zu den Vorträgen kommen meist um 50 bis 60 Besucher. Dabei ist vor allem das Literaturcafè sehr beliebt bei den Senioren. Foto: Thomas Borgböhmer

Zu den Vorträgen kommen meist 50 bis 60 Besucher. Beliebt bei den Senioren ist vor allem das Literaturcafè. Foto: Thomas Borgböhmer

„Wir bieten Vortragsreihen und Einzelvorträge an. Die laufen dann über das ganze Semester verteilt“, sagt Germann. Die Vortragsreihen befassen sich mit Themen wie Kunst, Religion oder auch Klimawandel. „Letztlich soll unser Angebot das Themenfeld der Uni abdecken. Nur so wecken wir das Interesse der Teilnehmer, sich an der Uni einzuschreiben“, erzählt Germann.

Das Literaturcafé ein Highlight

Zusätzlich findet drei Mal im Semester das Literaturcafé statt. Dort halten Referenten der UDE Vorträge über Shakespeare oder die Gedichte der Romantik. „Der Verein bietet eine gute Möglichkeit, die Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm zu holen“, sagt Johannes Lehmann. Lehmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Germanistik/Literatur- und Kulturwissenschaften.

Passend zum Heinrich-von-Kleist-Jahr hielt er jetzt einen Vortrag über die Bedeutung von Zeichen und Zeit in Kleists Werken. „Durch das Literaturcafé können wir die Wissenschaft präsentieren“, erzählt Lehmann. „Außerdem öffnet sich die Uni nach außen.“ Und die Leute bekommen einen ersten Einblick in den Ablauf der Uni.

Johannes Lehmann hat viel über Heinrich von Kleist und seine Werke geforscht. Deswegen war er auch der ideale Referent für das Literaturcafé. Foto: Thomas Borgböhmer

Johannes Lehmann hat viel über Heinrich von Kleist und seine Werke geforscht. Deswegen war er auch der ideale Referent für das Literaturcafé. Foto: Thomas Borgböhmer

Pflicht der Universitäten

„Damit die Veranstaltungen auf Vorlesungs- und Seminarniveau sind, geben wir uns viel Mühe bei der Auswahl der Referenten“, sagt Germann. So wird es im kommenden Semester eine Vortragsreihe unter dem Motto „Profilschwerpunkte“ geben. Dort stellen ausgewählte Referenten Themen wie empirische Bildungsforschung und medizinische Biologie vor.

„Das Bedürfnis nach Bildung ist bei älteren Menschen groß“, sagt Germann. „Die Zeit soll sinnvoll genutzt werden, und die Gesellschaft wird immer älter. Daher muss sich auch die Universität für die Senioren engagieren.“

Stagnierende Zahlen

An der Uni Duisburg-Essen sind die Seniorenstudenten laut Germann in den letzten zwei Jahren gleich geblieben. Dies könnte sich aber ab dem kommenden Wintersemester ändern. Dann fallen in NRW die Studiengebühren weg, und somit wird auch den Senioren der Zugang zu den Universitäten erleichtert.

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