Winterblues: Lichtmangel, Trübsinn und was dagegen hilft

Der Wecker klingelt, es ist düster draußen. Auf dem Weg zur Uni erinnern weder Vogelgezwitscher noch Sonnenschein daran, dass der Tag längst begonnen hat. Nach vielen Stunden in fensterlosen Hörsälen, geht es im Winter auch im Dunkeln wieder nach Hause. Der Lichtmangel stimmt auf Dauer ganz schön schwermütig. „Viele Menschen fühlen sich in der dunklen Jahreszeit energieloser und schlecht gelaunt,“ sagt Melanie Schmalt, von der psychologischen Beratungsstelle der TU Dortmund. Das gilt auch für Studenten.

Triste Stimmung im Winter kennt fast Jeder.

Triste Stimmung im Winter kennt fast Jeder. Foto: Sophia Weimer

Psychische Leiden: Ein Tabuthema

Winterdepressionen sind weit verbreitet, aber ein Tabuthema, wie die meisten psychischen Leiden. Geschätzte ein bis drei Prozent der Deutschen leiden unter dem ernst zunehmenden Krankheitsbild. Die abgeschwächte Version, den sogenannten Winterblues kennen noch viel mehr Menschen. Ihnen fehlt Sonnenschein und Bewegung, denn sommerliche Aktivitäten wie Radeln und Beachvolleyball fallen im Winter meist flach.

Schmalt spricht von einer Depressionsspirale: Wenn man wenig Schönes erlebe, sinke die Stimmung und man unternehme noch weniger Angenehmes. „Im Extremfall kann sich dies soweit verschlechtern, dass man sehr traurig oder gefühllos wird und fast gar nichts mehr macht,“ weiß die Expertin.

Mit Bewegungsunlust und Tristesse kommt oft ein weiteres Symptom daher: Ständige Hungergefühle. Vor allem mit Kohlenhydraten will der Körper seinen Energiehaushalt aufbessern. Menschen mit einer Winterdepression haben oft schlimme Heißhungerattacken. Die folgende Gewichtszunahme macht oft alles noch viel schlimmer.

Er weiß was hilft: Der Psychologe Dr. Johannes Michalak

Er weiß was hilft: Der Psychologe Dr. Johannes Michalak. Foto: Sophia Weimer

Elke Muddemann-Pulla von der Studienberatung der Uni Duisburg-Essen, weiß dass vielen Studenten auch die bevorstehenden Feiertage zu schaffen machen: „Die Familientreffen zu Weihnachten und der Jahreswechsel verbunden mit den guten Vorsätzen, erhöhen den Leistungsdruck, der auf den Studierenden lastet, sich einer ehrlichen Leistungsbilanz zu stellen.“ In Kombination mit dem Winterblues, wiege so eine Belastung oft schwer.

Hormone reagieren auf Licht und Dunkelheit

Doch wie kann der Winter das Gefühlsleben derartig beeinflussen? Die Antwort liegt in der Hormonproduktion – angeregt durch Licht oder Dunkelheit. Auf die Stäbchen und Zäpfchen, die Zellen unserer Netzhaut, fällt im Winter nur wenig Licht: Die Impulse werden nicht nur im Sehzentrum des Gehirn verarbeitet, sondern auch direkt in die Steuerzentrale des Körpers geleitet, den Hypothalamus. Dieser wirkt nun hemmend oder anregend auf die Zirbeldrüse – und hier liegt der Ursprung des Ganzen. Wenn die Zirbeldrüse das Signal bekommt: „Kein Licht“, produziert sie Melatonin – das Hormon der Dunkelheit. Melatonin macht den Körper müde. Für manche ist das kein Problem, ihr Körper schafft es, das überschüssige Hormon abzubauen. Bei anderen klappt das nicht so gut und Melatonin reichert sich an. Es folgen viele komplizierte Abläufe im Körper, die auf die Stimmung drücken.

Raus aus dem Stimmungstief

Da hilft Tageslicht. Auch bei schlechtem Wetter sollte man raus an die frische Luft. In ernsten Fällen kann sogar künstlich nachgeholfen werden. Psychologe Johannes Michalak, Dozent an der Uni Bochum, erklärt: „Lichttherapie ist bei reinen Formen der Winterdepression eine gute Behandlungsmöglichkeit. Die Patienten sitzen dabei täglich für einige Zeit in der Nähe einer speziellen Lampe mit 2500-10000 Lux. Diese Therapie hat den Vorteil, dass sie keine Nebenwirkungen hat und schon nach einigen Tagen anschlägt.“ Sie sollte allerdings den ganzen Winter durch kontinuierlich durchgeführt werden.

Schwitzen für gute Stimmung - die neue Fitnesshalle der TU                                            Quelle: Hochschulsport Dortmund

Schwitzen für gute Stimmung - die neue Fitnesshalle der TU. Foto: Hochschulsport Dortmund

Ratsam ist auch Sport. Konstanze Burger von der Zentralen Studienberatung in Bochum sagt: „Es hilft wirklich regelmäßig irgendeine Art von Sport zu betreiben.“ Allerdings solle das mit Spaß geschehen. Es lohnt sich also, sich auf die Suche nach einer passenden Sportart zu machen. Darüber hinaus rät Konstanze Burger, den Tagen eine Struktur zu geben: „Sich Ziele zu setzen, die nicht überfordern und realistisch zu erreichen sind.“ Statt direkt nach der letzten Vorlesung den nass-kalten Weg nach Hause anzutreten, könnte der Besuch in der Uni-Sporthalle ein neuer fester Programmpunkt werden. Der Hochschulsport bietet vielfältige Möglichkeiten, sich auszupowern. Mit Spaß und in netter Gesellschaft kann das nicht nur schweißtreibend, sondern ein echter Lichtblick im grauen Uni-Alltag sein.


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