Warum unsere Haare irgendwann grau werden

Wasserstoffperoxid lässt unsere Haare ergrauen

Kein Drama: Wasserstoff-Peroxid lässt unsere Haare langsam grau werden. Foto:Pixelio/S.G.S.


Bei George Clooney finden Frauen sie sexy. Trotzdem lösen die ersten grauen Haare manchmal eine Lebenskrise aus – bei beiden Geschlechtern. Der Grund für das Ergrauen: Mit zunehmendem Alter lässt die Produktion von Melanin nach. Das ist das Pigment, das unserem Haar seine natürliche Farbe gibt. Forscher der Universitäten Mainz und Bradford haben jetzt herausgefunden: Schuld am Ergrauen ist ein Stoff, den wir vom Haarebleichen kennen – das Wasserstoff-Peroxid.

Bei grauen Haaren wirkt das Wasserstoff-Peroxid aber nicht von außen, sondern von innen. Wasserstoff-Peroxid, kurz H2O2, entsteht während des Stoffwechsels, wenn in den Körperzellen Sauerstoff zu Energie und Wasser umgebaut wird. „Normalerweise baut der Körper Sauerstoffradikale wie H2O2 problemlos wieder in ihre Bestandteile Wasser und Sauerstoff ab“, sagt Prof. Dr. Heinz Decker vom Institut für Molekulare Biophysik der Universität Mainz. Das ändere sich mit zunehmendem Alter.

Wasserstoff-Peroxid blockiert die Melaninproduktion

Decker und weitere Wissenschaftler haben herausgefunden: Das Enzym Katalase, welches das Wasserstoff-Peroxid zerstört, kommt in den Zellen älterer Menschen nur noch in sehr geringer Konzentration vor. „Und das führt dazu, dass das Wasserstoff-Peroxid nicht schnell genug abbaut wird. Seine Konzentration in der Zelle nimmt zu. Dabei kann es zur Schädigung von bestimmten Proteinen oder Enzymen kommen“, so Decker. Zu den Enzymen, welche das Wasserstoff-Peroxid angreift, gehört auch die Tyrosinase. Und die ist für die Herstellung des natürlichen Farbstoffes Melanins zuständig.

Ein Mittel gegen graue Haare?

Wasserstoff-Peroxid legt aber nicht nur die Melaninproduktion in der Haarzelle lahm. Es beeinträchtigt auch weitere Enzyme. So setzt es eine Kette von Ereignissen in Gang, die dazu führt, dass die Farbpigmente von der Haarwurzel bis zur Haarspitze verloren gehen. Grau bis weiß wirken die Haare, weil sich statt der Farbpigmente Luftbläschen in den Haarschaft einlagern.
Eine hohe Wasserstoff-Peroxid-Konzentration führt aber nicht nur zum Ergrauen der Haare, sondern ist auch die Ursache von Pigmentstörungen wie dem Vitiligo. Das ist der Fachbegriff für die Weißfleckenkrankheit. Dort, wo Wasserstoff-Peroxid die Melaninbildung blockiert, ist die Haut frei von Pigmenten – und der Körper wirkt fleckig. Betroffene hoffen, dass jetzt, nachdem die molekularen Prozesse entschlüsselt wurden, eine Heilung nicht mehr fern ist. „Natürlich denken wir darüber nach, ob man nicht einen Stoff entwickeln könnte, der die einzelnen Zellen gegen die Sauerstoffradikale schützt oder beschädigte Zellen wieder regeneriert. Letztendlich wird das aber schwierig sein“, erklärt Decker.

Wasserstoffperoxid lässt Haare ergrauen

Mit zunehmendem Alter stellen Haarzellen weniger Farbstoff her - so dass sich die ersten grauen Haare einschleichen. Foto: pixelio/Alexandra Bucurescu

Ungelöste  Fragen

Stoff zum Erforschen gibt es also genug. Da wäre zum Beispiel die Frage, warum die einen früher ergrauen als die anderen. Bisher begnügt man sich mit der Erklärung, dass die Reparaturmechanismen unseres Körpers mit zunehmendem Alter nicht mehr so gut funktionieren. Und das bei den einen eben früher und bei den anderen später. Aber, ganz ehrlich: Was wäre George Clooney ohne seine grauen Schläfen?

Text: Susanna Zdrzalek, Eldoradio

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