Unis gegen EHEC gewappnet

Der gefährliche Darmkeim EHEC breitet sich weiter aus. Eine erste Infektionsquelle haben Wissenschaftler aber nun nachgewiesen. Forscher des Hamburger Hygieneinstituts sollen das Bakterium an spanischen Salatgurken gefunden haben. Allerdings ist weiterhin unklar wie sich die Keime ausbreiten konnten. Deshalb haben die Mensen der Universitäten im Ruhrgebiet besondere Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Auf den Geländen und in den Räumen der Unis selbst ist die Lage aber noch entspannt.

Die Mitarbeiter in der Mensa der Ruhr-Uni Bochum tun gemeinsam alles gegen die Verbreitung der EHEC-Keime. Bochumer Studenten können hier zwischen den Vorlesungen sorgenfrei schlemmen. Foto: Pressestelle der RUB

Die Mitarbeiter in der Mensa der Ruhr-Uni Bochum tun alles gegen die Verbreitung der EHEC-Keime: Studenten können hier zwischen den Vorlesungen sorgenfrei schlemmen. Foto: RUB

Er verursacht schwere Durchfälle und Magenkrämpfe, kann die Nieren angreifen und führt dadurch im schlimmsten Fall sogar zum Tode: Der gefährliche Darmkeim EHEC. Jetzt fanden Forscher zumindest den Ursprung des Bakteriums. Problematisch ist allerdings, dass derzeit noch niemand hundertprozentig weiß, wie genau sich der Erreger so rasend ausbreiten kann. Zwar ist derzeit vermehrt der Norden Deutschlands betroffen, allerdings treffen auch die Unis im Ruhrgebiet Vorsichtsmaßnahmen, um der Ausbreitung des Bakteriums vorzubeugen.

Mensamitarbeiter sind alarmiert

„Hygiene steht bei uns ganz oben“, erklärt Bettina Mäschig, Sekräterin der Geschäftsführung des Studentenwerks der Uni Duisburg-Essen. Alle Mensamitarbeiter des Campus Duisburg-Essen haben per E-Mail besondere Anweisungen erhalten, wie sie gemeinsam gegen den EHEC-Erreger in ihrer Küche und an der Ausgabetheke vorgehen können. Sie sind aufgefordert, ihre Hände – vor allem nachdem sie mit erdbehafteten Gemüse und Obst in Kontakt waren – gründlich zu desinfizieren. Auch Arbeitsgeräte wie Messer und Schnittbrettchen werden mit Desinfektionsmittel gereinigt. Studenten sollten sich nicht wundern, wenn sie im Moment keinen Salat, Gurken oder Tomaten auf ihren Brötchen finden: All das gehöre zu den Vorsichtsmaßnahmen des Studentenwerks der UDE, erklärt Bettina Mäschig.

Im Moment eher wenig besucht: Die Salattheke in der Mensa der UDE. Obwohl Obst und Gemüse gründlich vom Personal gewaschen werden, trauen sich wenige an die gesunde Mahlzeit. Foto: Uni Duisburg-Essen

Trotz Vorsichtsmaßnahmen momentan eher selten besucht: Die Salattheke in der Mensa der Universität Duisburg-Essen. Foto: Uni Duisburg-Essen.

Keine Chance den Keimen

An allen Universitäten im Ruhrgebiet arbeiten die gastronomischen Betriebe mit dem sogenannten „HACCP-System“. Dieses System beinhaltet Leitlinien zum Erhitzen der Speisen, zu Auftauzeiten und Mindesthaltbarkeitsdaten. Unabhängig von der aktuellen Situation des EHEC-Bakteriums wird – unter anderem an der TU Dortmund – mit diesem System gearbeitet. Es entspricht den Anforderungen des Robert-Koch-Instituts. Christian Puslednik ist Abteilungsleiter der gastronomischen Betriebe des Studentenwerks Dortmund und betont: „Bei uns haben Keime keine Chance.“ Er hat seine Mitarbeiter angewiesen, Hände und Gemüse noch gründlicher zu waschen. Außerdem hätten ihm die Gemüse-Lieferanten bescheinigt, dass sie die Mensa der TU nicht mit Gemüse aus kritischen Regionen beliefern. Bisher habe es erst wenige Rückfragen von Studenten gegeben, erzählt Christian Puslednik.

Lieferanten tragen Verantwortung

Auch an der Ruhr-Uni Bochum ist den Gastronomen der Ernst der Lage bewusst. Judith Lindhaus ist Hygienebeauftragte des Akademischen Förderungswerks (AKAFÖ) und bestätigt, dass auch in den Bochumer Mensen mit Obst und Gemüse besonders vorsichtig umgegangen wird. Das Waschen der Hände und Arbeitsmaterialen gehöre zwar ohnehin zum Küchenalltag, würde aber im Moment noch gründlicher und öfter betrieben, sagt Lindhaus. Das AKAFÖ hat zudem Kontakt zu den Lieferanten aufgenommen und Stellungnahmen angefordert. Erste mikrobiologische Berichte haben ergeben, dass in den Lebensmitteln, mit denen die Bochumer Mensa beliefert wird, keine EHEC-Keime gefunden wurden. Außerdem düngen die Landwirte, die Obst und Gemüse unter anderem für die Bochumer Studenten anbauen, ihre Produkte nicht mit Gülle, sondern mineralisch.

Entspannte Lage außerhalb der Mensen

Vorkehrungen und Maßnahmen in den Mensen und gastronomischen Einrichtungen der Ruhr-Unis sind vor allem deshalb von großer Bedeutung, da diese in direktem Kontakt mit Lebensmitteln stehen, die an Studenten und Mitarbeiter weitergegeben werden – und laut aktuellem Stand sind Lebensmittel der Ursprung des EHEC-Bakteriums. Allerdings ist noch unklar, wie genau sich der Erreger verbreitet und inwiefern sich Menschen gegenseitig damit anstecken können.

Der Campus der TU Dortmund gleicht in den Semesterferien häufig einer Geisterstadt. Undenkbar, dass die Uni einmal mitten im Semester geschlossen wird. Foto: Pressestelle TU Dortmund

Der Campus der TU Dortmund gleicht in den Semesterferien einer Geisterstadt. Undenkbar, dass die Uni mitten im Semester geschlossen wird. Foto: TU Dortmund

Dr. Josef König, Pressesprecher der Ruhr-Uni Bochum, erklärt, dass man auf dem Gelände und in den Räumen der RUB bisher noch keine besonderen Maßnahmen treffen musste. Auch Ole Lünnemann, Pressesprecher der TU Dortmund, sind spezielle Vorkehrungen wie zu Zeiten der Schweinegrippe nicht bekannt. Sollte sich die Situation wider Erwarten doch noch verschlimmern, müsse man eventuell einen Pandemieplan entwickeln, erklärt Claudia Hannapel vom Dezernat 6 der TU. Demnach müsste die TU Dortmund sogar komplett geschlossen werden. Im Moment sei dieses Szenario allerdings noch in weiter Ferne, sagt sie.

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