Psychologische Beratung? – „Auf das Bauchgefühl hören“

Studentin mit vielen Büchern am Tisch. Foto: UGL_UIUC/flickr.com

Burnout, Aufschiebeverhalten, Stress, Prüfungsangst: Die Zahl der Studierenden, die sich in Deutschland an die psychologischen Beratungsstellen der Studentenwerke gewendet haben, ist zwischen 2005 und 2012 von rund 20.000 auf 30.000 gestiegen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Bundesbildungsministeriums. Klar – es gibt immer mehr Studierende in Deutschland. Im Verhältnis ist der Prozentsatz trotzdem gewachsen. Mittlerweile gibt es sogar Wartezeiten für solch eine psychologische Beratung. Pflichtlektüre hat mit Dr. Heidrun Olsen, Leiterin der Zentralen Studienberatung der TU, unter anderem über die Wartezeit in Dortmund und die Probleme der Studierenden gesprochen. 

In Bochum warten Studierende momentan bis zu acht Wochen auf einen Termin bei der psychologischen Beratungsstelle der Uni. Wie sieht die Situation an der TU Dortmund aus, Frau Dr. Olsen?

Was die Wartezeit betrifft, muss man differenzieren. Werktags, also montags bis freitags, ist unsere Beratungsstelle täglich erreichbar. Das heißt, dass es im Rahmen der offenen Sprechstunde keine Wartezeit auf einen Termin gibt. Dreimal pro Woche bieten wir die offene persönliche Sprechstunde an. An zwei weiteren Tagen haben die Studierenden die Möglichkeit, die offene telefonische Sprechstunde zu nutzen. Ist das Anliegen nicht akut, so beträgt die Wartezeit für einen Folgetermin zwei bis drei Wochen. Bei akuten Anliegen ermöglichen wir einen Termin schnellstmöglich, in der Regel noch am selben Tag. 

Offene Sprechstunde – die Termine
Persönliche Sprechstunde:
Dienstags: 10 bis 11.30 Uhr
Donnerstags: 13 bis 14.30 Uhr
Freitags: 10 bis 11.30 Uhr

Telefonische Sprechstunde:
Montags: 13 bis 13.30 Uhr
Mittwochs: 8.30 bis 9 Uhr
Die psychologischen Psychotherapeuten sind erreichbar unter Tel. 0231 / 755 5050.

Was sind die häufigsten Probleme der Studierenden?

Für viele Studierende, die in unsere Beratungsstelle kommen, sind Aufschiebeverhalten und Prüfungsangst ein großes Problem. Manche Ratsuchenden zweifeln daran, ob sie das richtige Fach studieren. Manche nehmen solche Zweifel leicht, für andere ist es aber eine Krise. Die persönlichen Anliegen sind hingegen ganz individuell. Unsere Berater sind alle Psychotherapeuten. Eine Diagnostik können sie vornehmen, manchmal vermitteln wir Studierende aber auch an spezialisierte Beratungsstellen weiter, zum Beispiel bei Suchterkrankungen.

Über welchen Zeitraum betreuen Sie die Studierenden im Durchschnitt?

Die Dauer hängt von dem jeweiligen Anliegen ab.

Wie merkten Studierende, dass sie die Beratungsstelle aufsuchen sollten?

Olsen

Dr. Heidrun Olsen leitet die Zentrale Studienberatung der TU.

Wir empfehlen Studierenden, dann zu kommen, wenn sie eine andauernde Verschlechterung ihres Wohlbefindens bemerken. Das ist eine individuelle Bewertung. Wir raten den Betroffenen, auf ihr eigenes Bauchgefühl zu hören. Wenn die Studierenden sich unsicher sind, ob sie fremde Hilfe in Anspruch nehmen möchten, können sie einfach bei uns in der offenen Sprechstunde anrufen. Unsere Beratung ist ein kostenloses Angebot der Hochschule. Deshalb findet keine Abrechnung über die Krankenkassen statt. Merken Kommilitonen, dass es einem Mitstudenten schlecht geht, empfehlen wir auch ihnen, uns anzurufen. Für Lehrende, die sich Sorgen um ihre Studenten machen, gibt es auch Angebote. 

Inwieweit können die psychologischen Psychotherapeuten den Studierenden weiterhelfen?

In der Sprechstunde selbst erarbeiten wir mit den Ratsuchenden gemeinsam Lösungsmöglichkeiten für ihre individuelle Situation. Dazu gibt es oftmals auch Arbeitsmaterial. Das kann sich zum Beispiel damit befassen, wie ein guter Lernplan aussieht. Der Studierende bekommt damit ein Gefühl dafür, ob er zu viel oder zu wenig für das Studium macht. Aber nicht alle Anliegen sind individuell. Deshalb gibt es auch besondere Coaching-Angebote. Dabei geht es zum Beispiel um Aufschiebeverhalten, Prüfungsangst, Stressbewältigung oder auch um die Abschlussarbeit. In der Gruppe kommen die Studierenden mit anderen in Kontakt, die vielleicht die gleichen Probleme wie sie selbst haben. Damit Studierende einen Einblick in die möglichen Beratungsanliegen bekommen, haben wir eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Jeden letzten Mittwoch im Monat gibt es einen Vortrag zu einem Thema.

Vorträge
Die „Lässig statt stressig“-Vorträge vermitteln Wissen und Denkanstöße zum Uni-Alltag. Sie sollen dazu beitragen, dass Studenten sich den Alltagsanforderungen gelassener stellen. Das Angebot ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. In diesem Wintersemester findet der 45-minütige Vortrag jeweils am letzten Mittwoch im Monat um 13.15 Uhr statt (Mathegebäude, E 21 an der Emil-Figge-Straße 59). Das Thema am Mittwoch (28. Januar) lautet „Gute Vorsätze – in diesem Jahr wird alles anders“. 
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Aufmacherbild: UGL_UIUC/flickr.com

 

 

 

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