„Wir haben das Geld zum Fenster rausgeworfen“

War es absehbar, dass die Mensa-Party keinen Gewinn einbringen würde?
Ja, das stand sogar im Haushaltsplan. Trotz des riesigen finanziellen Debakels konnten wir das gesetzlich vorgeschrieben Mindestniveau an Rücklagen aufrechterhalten. Wir haben damals die Beiträge gesenkt. Dem AStA ging es finanziell gut. Wenn wir das Geld, das wir in dem Jahr eingenommen hatten in die Rücklage gepackt hätten, würde der Landesrechnungshof vielleicht misstrauisch werden. Er hätte uns gefragt, wie wir an so viel Geld gekommen sind. Um dem vorzubeugen haben wir unsere Sozialausgaben erhöht, Initiativen besser finanziert und ausländische Studierende kräftiger unterstützt.
Am nächsten Morgen war klar: Es ist nicht viel bei der Party rumgekommen. Gewinn war aber auch nicht nötig. Trotzdem musste keine Firma auf ihr Geld warten.

Und was ist an dem Vorwurf dran, es hätten tausende Euros in der Barkasse gefehlt?
Es ist kein Geld auf der Party weggekommen, wie später behauptet wurde. Der Landesrechnungshof hat unter anderem bei der Prüfung festgestellt, dass die Getränkeeinnahmen nicht mit der ausgeschenkten Menge übereinstimmten. Das meiste Bier ist hinterher im Kulturcafé ausgeschenkt worden. Darüber wurde kein Protokoll geführt. Es wurden auch keine Kassenprotokolle an den Theken geführt, wie vereinbart. Die Leute aus der Planungsgruppe sind an dem Abend eigenmächtig zu den Leuten an den Theken hingegangen und haben den gesagt, das wäre zu viel Bürokratie mit den Protokollen und die sollten das lassen. Dass man diese Protokolle aber braucht, um nachzuweisen, dass wir wirklich kein Geld eingenommen haben – daran haben die scheinbar nicht gedacht.

Fabian Ferber blickt mit gemischent Gefühlen zurück

Fabian Ferber blickt mit gemischten Gefühlen zurück. Foto: F. Hückelheim

Hast du nach deinem Rücktritt drüber nachgedacht, die Uni zu wechseln?
Ja, kurz. Es gab eine Zeit, in der ich nicht wusste, was am nächsten Tag sein sollte. Ich hatte Schiss zur Uni zu gehen. Aber wenn man Mist baut, dann muss man auch dazu stehen. Natürlich verfolgt mich die Geschichte: Ein Jahr später wurden mir auf einer Party sogar noch Schläge angedroht, weil ich ja angeblich Geld gestohlen haben sollte und mir davon einen schönen Urlaub gemacht hätte. Es wäre falsch gewesen zu gehen. Wer die Öffentlichkeit im Positiven sucht, der muss die Öffentlichkeit auch im Negativen ertragen können. Allerdings stört mich, dass Leute von der bsz und dem Asta mir unterstellen, ich würde mich nicht für Stellungnahmen melden. Dabei haben die mich gar nicht gefragt. In der bsz wird einseitig Presse gemacht. Das ist nicht okay. Ich versuche aber immer zur Normalität zurückzukehren. Es sind viele Freundschaften in die Brüche gegangen. Viele Leute haben geglaubt, was andere über mich geschrieben haben.

War es ein Fehler, damals nicht direkt zuzugeben: „Was ich gemacht habe, war falsch!“
Ja. Ich war damals sehr ängstlich und auch taktisch. Mir widerstrebte es, der JuSo-HSG zu schaden.

Erwarten dich weitere zivilrechtliche Folgen?
Ob der Asta jetzt wirklich gegen mich klagt, weiß ich nicht. Ich habe im August eine Zahlungsaufforderung über 230.000 Euro erhalten von einer Halterner Rechtsanwaltskanzlei. Bisher habe ich keine Mahnung erhalten. Das liegt vielleicht daran, dass gegen den ehemaligen Finanzreferenten noch ein Verfahren läuft. Ich glaube nicht, dass der Vorwurf gegen mich vor Gericht Bestand haben wird.

Du scheinst inzwischen gelassen mit den Partyfolgen umzugehen.
In meinem Leben sind im vergangen Jahr viele Dinge passiert. Wenn das Haus, in dem man sein ganzes,  bislang kurzes Leben lang gewohnt hat, abbrennt, dabei eine nahe stehende Person umkommt, dann wirkt auch die Causa Mensaparty vergleichsweise harmlos. Ich saß auf der Fensterbank im Dachgeschoss, es brannte hinter mir und ich habe auf bessere Zeiten gehofft, keine Ahnung, was im nächsten Moment passieren wird. Diese Sache hat mir klargemacht, dass es Dinge gibt, von denen die Welt unter geht. Aber dazu gehört nicht ein Rechtsstreit um 200.000 Euro. Ich habe da im Moment eine gewisse Distanz zu.

3 Comments

  • Martin D. sagt:

    Also mal ganz ehrlich Herr Ferber,

    der damalige AStA wurde doch nach Gutsherrenart geführt. Nichts ging ohne den allmächtigen Vorsitzenden und auf einmal waren es „die anderen“?
    Nach dem was ich weiß, war der gute Fabian über alles informiert. Jetzt in der Öffentlickeit einen auf Opfer machen ist erbärmlich. Ich denke auch, dass dieser GAU nicht nur einer Person in die Schuhe zu schieben ist. Aber dass ein AStA-Vorsitzender, der so gehandelt hat wie Ferber, versucht die Schuld auf anderer zu schieben ist echt peinlich!

    Man erinnere sich doch mal an den Finanzreferenten Onkel Bully! Der hat doch überhaupt keine Ahnung! Dem musste doch fabian alles vorsagen. es bleibt zu vermuten, dass Herr Ferber über die gesamte Planung informiert war.

    Herr Ferber ist doch angehender Jurist, oder? Mir kann man nicht erzählen, dass ein Jurist nicht genau weiß bzw. prüft auf was er sich so einlässt. Entweder ist der Typ extrem dumm oder er versucht sich öffentlich rein zu waschen.

  • Ja, sowas passiert auch in der großen Politik …

  • Jens Schulze sagt:

    Laut Infokasten waren 5000 Besucher eingeplant. Wenn 4000 Karten zu 28 Euro zusätzlich verkauft worden wären, hätte man also 112.000 Euro mehr eingenommen. Dann wäre also immer noch ein Verlust von über 100.000 Euro geblieben. Erstaunlich, wie verschwenderisch man mit Geld umgehen kann, wenn genug davon da ist. Vor allem, wenn es nicht das eigene ist. Passiert so etwas eigentlich auch in der großen Politik?

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