Das sagen TU-Studenten zum Abhörskandal

Der US-Geheimdienst NSA soll womöglich jahrelang Angela Merkels Handy überwacht haben. Das ergibt sich laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung aus Unterlagen des Whistleblower Edward Snowden. Der ehemalige NSA-Mitarbeiter hatte im Juni zahlreiche Geheimdokumente veröffentlicht, aus denen hervorging, dass die NSA Zugriff auf die persönlichen Daten von Milliarden Menschen auf der gesamten Welt hat. Dass auch die Kanzlerin überwacht worden sein könnte, hat die Diskussionen um den NSA-Skandal neu entfacht. Pflichtlektüre-Autorin Teresa Bechtold hat am Freitag auf dem Campus der TU Dortmund gefragt, was Studenten von der Überwachung halten.

Maschinenbau Student Timo überrascht es kein bisschen, dass womöglich auch das Handy der Bundeskanzlerin überwacht wird. „Der Abhörskandal der NSA war so umfangreich, dass klar war, dass die auch die deutsche Regierung ausspionieren“, sagt der 22-Jährige. Der eigentliche Skandal ist seiner Meinung, dass die Regierung erst wieder hellhörig wird, nachdem auch die Kanzlerin betroffen ist. „So lange nur der kleine Bürger ausspioniert wird, ist es denen egal. Das finde ich ein bisschen schade“, sagt er.

Mario, Kai und Wilhelm diskutieren über den Abhörskandal um Angela Merkel.

Mario, Kai und Wilhelm diskutieren über den Abhörskandal um Angela Merkel. (Teaserbild: Pixelio/Rödi, Fotos: Teresa Bechtold)

Das sieht Wirschaftswissenschaftsstudent Kai ähnlich. „Wenn normale Bürger abgehört werden, wird das einfach unter den Teppich gekehrt. Jetzt wo es die Bundeskanzlerin ist, wird auf einmal ein riesen Schuh draus.“ Anders sein Freund Wilhelm: „Wenn die Bundeskanzlerin überwacht wird ist das schon noch mal ’ne Nummer schärfer als bei normalen Bürgern“, findet der Wirtschaftsingenieursstudent. Kommilitone Mario fügt hinzu: „Ich finde es auch nicht in Ordnung, wenn ich abgehört werde, aber bei der Bundeskanzlerin sind da vielleicht noch ein paar brisante Themen dabei, die nicht direkt an die USA gehen sollten. Da sollten die Regierungschefs untereinander eigentlich eher eine Vetrauensbasis schaffen, aber wenn man quasi schon seine Freunde abhört, wo ist denn da das Konzept der Allianz hin?“ Wilhelm glaubt nicht, dass die deutsche Regierung  auf den Skandal reagieren wird. „Das wird im Endeffekt wieder im Sand verlaufen“, sagt er.

Um sich selber vor Überwachung zu schützen, hat er sich bereits vor einem halben Jahr auf Facebook abgemeldet. An anderen Stellen ist es seiner Meinung nach jedoch nicht möglich, Datenspuren zu vermeiden. „Die Standorterkennung des Smartphones zum Beispiel kann man gar nicht umgehen, wenn man das Gerät vernünftig nutzen will“, sagt er. „Ich denke oft daran, dass ich im Internet meine Daten überall verschleudere, aber ehrlich gesagt verändere ich mein Verhalten trotzdem nicht.“

Jasmin versucht sich vor Online-Überwachung zu schützen.

Jasmin versucht sich vor Online-Überwachung zu schützen.

Jasmin schützt sich vor möglicher Überwachung, indem sie versucht, im Internet nicht zu viel von sich preiszugeben. Auf Facebook ist die Grundschullehramtsstudentin beispielsweise unter einem anderen Namen angemeldet. „Ich möchte nicht, dass jemand meine Internet-Aktivitäten verfolgen kann“, sagt sie.

Sina und Friederike finden es nicht schlimm, wenn ihre Daten im Internet überwacht werden.

Sina und Friederike finden es nicht schlimm, wenn ihre Daten im Internet überwacht werden.

Die Logistik-Studentinnen Sina und Friederike auf der anderen Seite finden es nicht schlimm, wenn ihre Daten übers Internet überwacht werden, denn die würden ja keine relevanten Inhalte enthalten.

Gilbert und Youssef wissen nicht, was sie gegen die Überwachung tun können.

Gilbert und Youssef wissen nicht, was sie gegen die Überwachung tun können.

Der 20-jährige Youssef sieht das genau so. Ihm ist es egal, ob jemand Zugriff auf seine Daten hat. Sein Kommilitone Gilbert ist der Meinung, dass er gegen solche Überwachungsaktionen eh nichts unternehmen kann. Er fühlt sich hilflos.

Hannah und Felix versuchen ihre Privatsphäre so gut es geht zu wahren.

Hannah und Felix versuchen ihre Privatsphäre so gut es geht zu wahren.

Auch Lehramtsstudent Felix findet es nicht möglich, sich der Überwachung zu entziehen. Denn dafür müsste man komplett auf Internet, Computer und Smartphone verzichten, in der heutigen Zeit undenkbar. Persönliche Konsequenzen aus dem Abhörskandal zieht er, indem er sich genau überlegt, was er im Internet veröffentlicht. „Es gibt Dinge, die würde ich nie online stellen, private Bilder zum Beispiel.“ Seine Kommilitonin Hannah, die genau wie Felix Musik und Deutsch auf Lehramt studiert, würde als Lehrerin niemals ihre Schüler bei Facebook hinzufügen.

Jannik glaubt nicht, dass der deutsche Staat seine Bürger gegen Abhöraktionen schützen kann.

Jannik glaubt nicht, dass der deutsche Staat seine Bürger gegen Abhöraktionen schützen kann.

Jannik erwartet vom deutschen Staat keine große Hilfe gegen Abhöraktionen, auch nicht, nachdem nun selbst in die Bundeskanzlerin in den Skandal verwickelt wurde. Der Maschinenbaustudent befürchtet, dass auch die deutsche Regierung  an den privaten Informationen ihrer Bürger interessiert sein könnte. „Ich glaube, dass die Regierung sich eher genauso verhält wie die NSA, als dass sie eingreift um uns Bürger zu schützen“, sagt er. Deshalb versucht er lieber selber sich der Überwachung zu entziehen. „Es gibt eine App, mit der man telefonieren kann. Dabei geht das Telefonat nicht über das normale Mobilfunknetz und so sind die Gespräche viel schwerer mitzuhören“, sagt er. Er würde sich wünschen, dass sich solche Technologien weiter verbreiten und den Bürgern auf dieser Weise etwas Kontrolle  zurückgeben. Seiner Meinung nach könnte hier auch die Regierung ansetzten: „Was die Regierung machen könnte, ist zum Beispiel Geld in einen Dienst zu investieren, der vor Abhöraktionen schützt und den alle Bürger nutzen können.“

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