Belgische Liebe in Schwarz-Gelb

Jedes zweite Wochenende reisen tausende BVB-Fans nach Dortmund an, um ihren Verein zu unterstützen. Doch nicht nur aus Deutschland. Der Fanclub Süd-Winners ist ein belgischer Fanclub des BVB und seine Mitglieder sind ebenfalls bei jedem Heimspiel dabei.

Schwitzige Hände, schneller Atem, Finger trommeln gegen Bierbecher. Dann die ersten Töne. „When you walk, through the storm…“. 80 000 Fans stimmen in die Stadionhymne “You’ll never walk alone” mit ein. Jonas Wenselaers und Niko Lams aus Belgien liegen sich in den Armen. Schon seit sie Kinder waren, fahren die beiden zu jedem Heimspiel des BVB. Der Verein ist ihre große Leidenschaft. „Unser gesamtes Geld und unser ganzer Urlaub gehen für den BVB drauf“, sagt Jonas (28).

Die beiden reisen jedes zweite Wochenende 240 Kilometer aus Flandern an. Aber wozu der weite Weg? Auch in Belgien gibt’s Fußballfanclubs und gute Stimmung. Für Jonas ist das aber trotzdem keine Option. „Der BVB gibt mir etwas, was mir die belgischen Fanclubs nicht bieten können“, sagt der 28-Jährige.

Treffpunkt „Zur Sonne“

Das sehen Millionen Fans genauso. Die Dortmunder Fanszene ist eine der Größten europaweit. Jonas und Niko sind Mitglieder des Fanclub Süd-Winners. Vor dem Spiel treffen sie sich traditionell in der Kneipe „Zur Sonne“ im Dortmunder Kreuzviertel. Als Jonas und Niko in die Bar kommen, werden sie von allen Seiten begrüßt. Küsschen links, Küsschen rechts. Die Mitglieder des Fanclubs wirken vertraut, fast wie eine Familie eigentlich. Gemütlich sitzen die Belgier in der Runde. Gemeinsam wird gelacht, gegessen und sich auf das kommende Spiel vorbereitet. Dabei wird schon das ein oder andere Bier getrunken.

 

Bier. Shots. Pommes. Schnitzel. Bei all den Bestellungen kommen die Kellnerinnen kaum hinterher. „Ein Bier, bitte!“, schallt ständig durch den Raum. Für Barbesitzer Lucky Kakitsos ein gutes Geschäft. „Die Belgier kamen durch Zufall in die Bar, fühlten sich wohl und blieben“, sagt der Wirt. Das ist nun schon knapp zehn Jahre her. Damals war Jonas noch 18, doch auch während seiner Kinder- und Jugendzeit prägte ihn der BVB. „Von meinem Onkel bekam ich zu meinem zehnten Geburtstag eine Karte für ein BVB-Spiel geschenkt, das war am 28. März 1998 gegen den MSV Duisburg.“ Danach kehrte er immer wieder für den BVB nach Dortmund zurück. Mit zwölf Jahren holte er sich dann schließlich eine Dauerkarte.

Los geht’s zum Stadion

Gegenseitig erzählen sich die Süd-Winners von ihrer Liebe zum BVB, besonderen Ereignissen oder einfach was sie am letzten Wochenende gemacht haben. Die Stimmung ist ausgelassen und vertraut. Man merkt, wie lange sich die Mitglieder schon kennen.  Langsam macht sich Aufbruchsstimmung breit. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr rücken die Ersten ihre Stühle zurück und stehen auf. Jacke anziehen, Sachen zusammenpacken und los geht’s. In der Gruppe machen sich Jonas und die anderen auf den Weg zum Stadion – den könnten sie schon im Schlaf laufen.

Der Fanclub Süd-Winners
Der Fanclub Süd-Winners wurde im September 1998 gegründet. In den letzten Jahren lag die Zahl der Mitglieder zwischen 100 und 200. Zu den Heimspielen des BVB fahren immer zwischen 30 bis 50 Mitglieder des Vereins. Auch außerhalb des Fußballs sehen sich die Mitglieder, zum Beispiel zum Barbecue im Sommer oder dem Fanclubfest im Winter. Im Vordergrund stehen aber die Spiele des BVB, die sie gemeinsam besuchen.

Am Stadion angekommen geht es direkt Richtung Süd-Tribüne. Zwischen den anderen BVB-Fans fühlen sie sich zu Hause. Gemeinsam verschmelzen sie zu einer gelben Wand. Besonders ist vor allem, Trauer und Glück gemeinsam zu erleben. „Viele Leute sagen zu mir, es ist doch nur Fußball. Aber das stimmt nicht. Für mich sind es Freundschaften, die es anderswo so nicht gibt. Wir waren zusammen in Porto, London, Istanbul, Turin, Marseille… und überall im Deutschland“, sagt der belgische BVB-Fan.

 

Das Lied singen Jonas und Niko aus Überzeugung. Für sie ist es nicht nur die Hymne des BVB, es ist eine Lebenseinstellung. Den Anfang der neuen Saison können die beiden jetzt schon kaum erwarten.

Beitragsbild: Laura-Sophie Lang

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