Roboter als Profikicker

Wenn es auf dem Fußballfeld rattert und piept sind die Roboter los. Einmal jährlich treten sie zu ihrer eigenen Fußball-Weltmeisterschaft an, bei der das menschliche Publikum nur im Hintergrund steht und staunt.

Nur 40 Zentimeter misst jeder Spieler des Teams.

Nur 40 Zentimeter misst jeder Spieler des Teams. Fotos und Teaserfoto: Nao Devils

Wenn der Roboter mit der Spielernummer 2 das Feld betritt, gibt er eine Reihe von Pieptönen von sich und erkundet unter beständigem Rattern das Spielfeld. Kameras an Stirn und Kinn übertragen Bilder von der Umgebung und ein Ultraschallsensor an seiner Brust erkennt, welche Hindernisse sich auf dem Feld befinden. „Das ist wichtig, denn der Lauf der Roboter ist nicht immer stabil. Wenn sie gegen einen anderen Roboter laufen, fallen sie schnell um“, erklärt Oliver Urbann. Er ist Trainer von sechs kleinen Robotern, die in diesem Jahr zum RoboCup – der Fußball-WM für Roboter – nach Mexiko geflogen sind.

„Nao Devils“ nennt sich das Team, das schon seit rund 10 Jahren beim RoboCup antritt. Neben Teamleiter Oliver Urbann besteht das Team nämlich noch aus einer Projektgruppe von 12 Informatikstudenten der TU Dortmund, die sich in ihrem Studium mit Robotik beschäftigt.

Für den Traum vom Titelgewinn trainiert das Team jede Woche. „Das Training sieht bei uns so aus, dass wir tausende Zeilen von Codes in den Computer tippen, um den Robotern Treffsicherheit und einen stabilen Lauf anzueignen“, erklärt Urbann. Vor dem RoboCup läuft aber oft nicht alles glatt: Die Motoren in den Robotern sind überhitzt, viele der maschinellen Fußballspieler müssen noch komplett repariert werden. „Dafür haben wir aber auch immer unsere Mechaniker bei der WM vor Ort“, erzählt Urbann.

Ohne Farbe kein Fußball

Hinter den Robotern steht die Projektgruppe von Oliver Urbann. Foto: Nao Devils

Hinter den Robotern steht die Projektgruppe von Oliver Urbann.

Und wie kann man sich jetzt so ein Fußballspiel mit Robotern vorstellen? „Ganz einfach, fast wie ein ganz normales Fußballspiel eben – nur, dass halt Roboter kicken“, lacht Oliver Urbann. Das Feld besteht aus einem grünen Filzteppich mit weißen Linien, es gibt zwei gelbe Tore und einen orangenen Ball. „Es ist wichtig, dass sich die Farben deutlich voneinander abheben. Sonst kann sich der Roboter nicht auf dem Feld orientieren“, erklärt er. Das Feld sieht einem gewöhnlichen Fußballfeld sehr ähnlich, es ist nur kleiner: 4×6 Meter misst es, so dass die Roboter etwa 30 Sekunden benötigen um das Feld zu überqueren.

Auch die Spielzeit ist kürzer als beim menschlichen Fußball. Eine Halbzeit beim Robo-Fußball dauert nicht 45, sondern nur 10 Minuten.

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Gelbe Karte für Roboter-Rüpel

Mit rund fünf Kilometer pro Stunde läuft der Roboter über das Spielfeld. Fotos: Nao Devils

Die Roboter schaffen ungefähr 45 Zentimeter Strecke pro Sekunde.

Vom 18. bis 24. Juni fand der RoboCup dieses Jahr in Mexiko statt. „An den ersten beiden Tagen führen wir aber nur Testspiele, Reparaturen und letzte Änderungen an der Programmierung durch“, so Urbann. Während der Spiele sind die etwa 40 Zentimeter großen Roboter dann auf sich allein gestellt. Das Team muss alle Computer ausschalten, Programmierungsfehler können schnell das Aus bedeuten. So auch für die „Nao Devils“: Im vergangenen Jahr waren sie noch Vizeweltmeister, dieses Jahr hat es nur für den Einzug ins Viertelfinale gereicht. Zu früh sei das Dortmunder Team auf den neuen Weltmeister, Austin Villa aus Texas, getroffen. „Die Lichtverhältnisse waren mies und darauf waren unsere Roboter nicht eingestellt. Aber eingreifen dürfen wir ja nicht mehr“, erklärt der Teamleiter.

Bei groben Regelverletzungen, wie wenn ein Roboter einen anderen schubst, gibt es dann aber noch den menschlichen Schiedsrichter. Und der verteilt auch schon mal die eine oder andere gelbe Karte und nimmt die größten Roboter-Rüpel vom Platz. „Letztendlich liegt es dann natürlich nicht am Roboter, sondern an Fehlern in der Programmierung“, weiß Urbann. Dennoch: Irgendwie wirkt das Verhalten der Roboter fast schon menschlich und das ist auch das Ziel des RoboCups. Bis 2050 sollen die Roboter den amtierenden menschlichen Weltmeister schlagen können. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg: „Menschengroße Roboter müssen einen stabilen Lauf entwickeln und taktische Spielzüge lernen. Abwarten, ob wir das schaffen.“

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