Die Deutschen sind zugegebenermaßen schon ein merkwürdiges Volk. Sie sind überpünktlich, ihre Hauptnahrungsmittel sind Bier und Bratwurst, die Sandalen mit Socken dürfen nicht vergessen werden und es gibt allerhand weiterer Vorurteile. Am Mittwoch kann eine der wohl am tiefsten sitzenden Eigenheiten ausgelebt werden – und zwar die Liebe zum Handtuch.
Heute ist internationaler #TowelDay! Aber keine Panik. Der Tag wird nicht gefeiert, weil Handtücher so großartig sind sondern vielmehr weil er als Tribut für den britischen Autor Douglas Adams gilt. Fans der Romane, Filme, Hörspiele und gar Serien von „Per Anhalter durch die Galaxis“ tragen den Fetzen Frottee als Reminiszenz für ihren Erschaffer herum.
In der Buchreihe reist Arthur Dent mit seinem außerirdischen Freund Ford Prefect durch die Galaxis. Die Erde wurde in die Luft gesprengt. In letzter Sekunde können sich die beiden auf ein Raumschiff retten und suchen bei ihrer Reise Antworten auf die grundlegenden Fragen des Lebens. Immer dabei: ein verblichenes Frotteehandtuch. Warum? Weil es „so ziemlich das nützlichste ist, was man mit sich tragen kann“, erklärt Adams im ersten Teil.
Als Segel, Waffe oder Kuscheldecke: Dieses Handtuch ist während der ganze Reise treuer Begleiter auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Die Antwort auf alle Fragen „des Lebens, des Universums und des ganzen Rests“? Die Zahl 42. Das sagt zumindest ein Computer, der die Antwort auf das alles berechnet hat. Ein weiterer Rat, an den sich Arthur Dent und sein intergalaktischer Freund halten: don’t Panic – so steht es in ihrem Reiseführer. Satiristischer Witz und ein Hauch Gesellschaftskritik, das werden wohl die Gründe sein, warum Adams‘ Fans ihm auf solch skurrile Art und Weise huldigen.
Mit Handtuch
Warum auch nicht? Handtücher sind schließlich super cool. Ob Lässig über die Schulter geworfen, als modisches Accessoire oder vielleicht sogar als Cape: Handtücher sind für uns schon lange nicht mehr das, was sie mal waren: Nässe absorbierende Trockenheitsspender. Wir wissen sie noch geschickter anzuwenden, etwa als Platzhalter und Aushängeschild unserer Herkunft.
Doch hält ein Handtuch im Alltag wirklich das, was es verspricht? Wir haben es gecheckt.
Bringt ein Handtuch einen Vorteil für Sparfüchse?
Ganz klar: Jein!
Leider gab es beim morgendlichen Kaffee-Kauf keinen Rabatt, aber immerhin ein Paar Gratis-Stempel auf die Kundenkarte. Ob es nun am Handtuch, oder doch eher an allgemeinem Mitleid gelegen hat, sei dahingestellt.
Mittags, der Magen rumort, die Essenschlange lang und die Muße zu stehen nicht vorhanden. Als Deutsche setzten wir unser Handtuch gerne als Platzhalter ein. In der Theorie oder am Stand mag das funktionieren. In der Mensa leider nicht.
Fazit: Unser Handtuch wurde ignoriert, es wurde seltsam angeschaut und einfach nicht beachtet. Immer diese Vordrängler…
Das Revier zu markieren wir mit unserem Handtuch, in der Regel klappt das auch ganz gut. Ob man damit auch „das ist Meins“ ausdrücken kann, wissen wir nicht genau…
Die H-Bahn kann auch wirklich schmutzig und ekelig sein! Da bedarf es nunmal einer Sitzunterlage.
Die Universität bietet auch ausreichend Möglichkeiten, sein Handtuch nach dem Sport oder Duschen zum Trocknen aufzuhängen. Oder aus ästhetischen Gründen.
Und bei einem Anflug von Schläfrigkeit kann einem nicht nur die Vorlesung als geeignetes Plätzchen zum Verschnaufen erscheinen. Auch hier ist das Handtuch abermals mehr als nur ein Accessoire.
Und, kann ein Handtuch wirklich alles?
Wie Adams uns rät: don’t panic – das Handtuch kann wirklich „so ziemlich das nützlichste sein (…) was man mit sich tragen kann“. Nützlich um Vorurteile weiter zu schüren, nützlich um komisch angeschaut zu werden, nützlich um seinem Lieblingsautor zu gedenken.
„Der Nicht-Anhalter wird denken, dass mit jemandem, der sich gegen alle Widerstände quer durch die Galaxis durchgeschlagen hat und sein Handtuch immer noch bei sich trägt, nicht zu spaßen ist“ – demnach müsste ein Handtuch auch Respekt einflößen. Respekt für den Mut vielleicht.
Fotos: Anna Kipnis