Ausgeflippte Strumpfhosen: Von Gelsenkirchen in die Welt

Sie sind aus Nylon und Latex. Erwecken den Eindruck, als würde Wachs am Bein ihrer Trägerin herab laufen. Und ihre Namen sind Multitone Bubblegum oder Blueberry Vanillacrema: Melting Tights.
Die ausgefallenen Strumpfhosen sind in Asien und Amerika längst zum Trend geworden. Erfunden wurden sie allerdings weder von einem ausgeflippten Fashionstar, noch von einem durchgeknallten Laufstegvamp – sondern von zwei Schwestern aus Gelsenkirchen. Bekannt wurde die Mode von Sara und Jo Urbais durch einen Internet-Blog. Mittlerweile haben sie ihren ersten Shop eröffnet – mit gerade einmal 21 und 24 Jahren.

Industriecharme: Models führen die aktuelle Kollektion auf einer Holzpaletten-Bühne vor.

Industriecharme: Models führen die aktuelle Kollektion auf einer Holzpaletten-Bühne vor.

Vor dem Eingang der ehemaligen „Engel“-Apotheke in Gelsenkirchen versammelt sich bereits eine Gruppe von Rauchern: Die Zigarette in der einen, das Sektglas in der anderen Hand. Sara und Jo Urbais feiern die Eröffnung ihres ersten Shops. Der spiegelt ihren Style gekonnt wieder: Alte Steinmauern, braun gestrichene Wände, eine Bühne aus Holzpaletten – Industriecharme halt. Statt Medikamente für Kranke, wird in der ehemaligen Apotheke nun Medizin für Fashionsüchtige verkauft. 

Sara hat Modedesign studiert, ihr Studium aber mittlerweile aufgegeben. Die Kollektionen der URB-Schwestern verkaufen sich gut – manchmal sogar zu gut. „Alle sagen immer, wir sollen uns über die viele Arbeit freuen. Also tun wir das…,“ meint Sara über ihre Schulter hinweg, während sie einen Gast begrüßt.

In der aktuellen Kollektion sind mehrere Stücke für Herren dabei. Foto: Claudia Wiggenbröker

In der aktuellen Kollektion sind mehrere Stücke für Herren dabei.

Ihren Erfolg verdanken die Jung-Designerinnen einer befreundeten Bloggerin. Die berichtete von den ausgefallenen Strumpfhosen. Kurz darauf wurde ein weiterer Blogger auf die Melting Tights aufmerksam: Perez Hilton, dessen Internet-Tagebuch wohl zu den bekanntesten weltweit gehört. „Er hat darüber geschrieben – und danach war plötzlich die Hölle los,“ meint Jo, die jüngere der beiden Schwestern.

Die 21-jährige Jo arbeitet seit ihrem Abitur im eigenen Atelier. Sara unterstützt sie dort, seitdem sie ihr Studium an den Nagel gehangen hat. Das ist jetzt der Beruf der beiden – ein Full-Time-Job. Denn jede Strumpfhose, jeder Rock, jedes Shirt, das die beiden verkaufen, ist ein handgefertigtes Einzelstück. Das hat natürlich seinen Preis: Eine Melting Tight kostet um die 50 Euro.

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Sara Urbais: Freude, wenn die eigene Mode getragen wird

 

Sara (l.) und Jo Urbais bei der Eröffnung ihres ersten Ladens.

Sara (l.) und Jo Urbais bei der Eröffnung ihres ersten Ladens.
Fotos: Claudia Wiggenbröker

Leben können die beiden Schwestern schon längst von ihrer Mode. Dennoch möchten sie für eine größere Zielgruppe designen – und haben deshalb die Stücke ihrer neuen Kollektion alltagstauglicher gemacht. „Vorher hatten wir recht extreme Mode mit viel Latex – jetzt gibt es viele Basics mit unserem Touch. Wir wollen, dass auch normale Leute unsere Sachen kaufen,“ erklärt Jo. Die Leute auf der Straße erreichen, Menschen, die nicht prominent sind – das ist auch eins von Saras Zielen.

Genaue Pläne, wie es zukünftig mit ihrem Label weitergehen soll, haben die beiden noch nicht, verrät Jo. „Ich lass mich treiben. Und hoffe einfach, dass es so weiter geht wie bisher – ich bin sehr zufrieden.“ 

 

 

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