Zugang für alle – Hochschulgruppen an der TU

Mitglied in einer studentischen Hochschulgruppe? Das können wohl nur die wenigsten Studenten von sich behaupten. Und doch begegnet man ihnen regelmäßig an Informationsständen, als Veranstalter von Vorträgen, als Organisatoren von Demonstrationen. Die pflichtlektüre hat sich einen Überblick über die Dortmunder Hochschulgruppen verschafft.

Der AStA und das StuPa nehmen die Anerkennung von Hochschulgruppen sehr ernst. (Foto: AStA)

Der AStA und das StuPa nehmen die Anerkennung von Hochschulgruppen sehr ernst. Foto: AStA

Sitzung des Studierendenparlaments (StuPa) im September 2010: Der Antrag auf Anerkennung als Hochschulgruppe, oder auch studentische Arbeitsgemeinschaft, der Studentischen Initiative der Kurdischen Studierenden Dortmund wird nach einer hitzigen Debatte abgelehnt, die Gruppe Vegane Mensa wird anerkannt.

StuPa-Sitzung im Oktober 2010: Anträge auf Abschaffung der studentischen Arbeitsgruppen „Komitee für freie Bildung“ und „Vegane Mensa“ stehen auf der Tagesordnung. Beide Anträge werden abgelehnt. Unbemerkt von der Mehrheit der Studierenden kann es schon mal heiß hergehen bei den Dortmunder Hochschulgruppen.

Jeder Student kann Mitglied werden

Um anerkannte studentische Arbeitsgemeinschaften an der TU Dortmund zu werden, muss das Studierendenparlament einem Antrag mehrheitlich stattgeben. Für die Gruppen heißt das, dass sie Haushaltsmittel beim StuPa beantragen können, für deren Verwendung sie dann auch rechenschaftspflichtig sind. Außerdem werden ihnen dadurch Räume an der Uni für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt.

Florian Feldhaus vom StuPa erklärt welche Voraussetzungen die Gruppen erfüllen müssen: „Exklusive Mitgliedschaft und Beitragszahlungen schließen eine Anerkennung als Hochschulgruppe aus. Zu den Gruppen müssen alle Studenten Zugang haben.“ Einer studentischen Consulting Gruppe wurde aus diesen Gründen die Anerkennung verweigert, sagt Feldhaus.

Politische Organisationen können keine anerkannte Hochschulgruppe werden

Für Sandra Gimbel ist die Unterschrift selbstverständlich: "Man kann nicht in einem demokratischen Land leben, ohne dich für andere Staaten zu engagieren." Foto: Jennifer Bühsing

Die Gruppe von Amnesty International sammelt Unterschriften am Campus. Foto: Jennifer Bühsing

Ole Lünemann von der TU-Pressestelle sagt, dass auch für religiöse und politische Veranstaltungen im Allgemeinen keine Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt würden.

„Wenn der akademische Bezug nicht erkennbar ist, werden Veranstaltungen nicht genehmigt.“ So seien die JuSos, die Jugendorganisation der SPD, zwar sehr aktiv am Campus, aber keine anerkannte Hochschulgruppe, sondern hätten eine Liste im StuPa, erklärt Feldhaus.

Im StuPa kann es schon mal rauh zugehen

Nach mehreren hitzigen Debatten im StuPa wurde wegen dieses Grundsatzes auch die Initiative kurdischer Studierender nicht als Hochschulgruppe anerkannt, da diese nicht von ihrer politischen Neutralität überzeugen konnten.

„Bei solchen Diskussionen kann es schon mal rauh und teilweise auch nicht besonders sachlich zugehen“, beschreibt Johannes Blömeke, Referent vom allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), diese StuPa-Sitzungen.

Eine Anerkennung als Hochschulgruppe ist ein Freifahrtschein

Für die kurdische Gruppe wurde ein Kompromiss gefunden. Sie darf nun zwar Veranstaltungen an der Uni durchführen, muss diese aber vom AStA genehmigen lassen. „Eine Anerkennung als Hochschulgruppe kommt einem Freifahrtschein gleich, in diesem Fall wollten wir aber die Kontrolle behalten“, erklärt Feldhaus.

Das Komitee für freie Bildung (KffB) ist eine der aktivsten aber auch umstrittensten studentischen Arbeitsgemeinschaften. Die Gruppe setzt sich besonders für die Abschaffung der Studiengebühren ein und ist Mitbegründer des Bildungsstreikbündnisses Dortmund.

Das KffB in der Kritik

Die UNESCO-Hoschschulgruppe ist momentan dabei sich neu zu organisieren. (Foto: privat)

Die UNESCO-Hochschulgruppe ist momentan dabei sich neu zu organisieren. Foto: privat

Dem KffB wurden aber auch wiederholt linksradikale Tendenzen vorgeworfen. So haben 2010 die ASten der TU und der FH, die DGB-Jugend, die Falken und die Jusos aufgrund angeblich geplanter Störaktionen des KffB im Rahmen der Demonstration nicht am Bildungsstreik teilgenommen.

Ein Antrag zur Abschaffung des KffB wurde vom StuPa abgelehnt. Die Gruppe distanzierte sich von den Vorwürfen und setzt sich weiterhin aktiv gegen Exzellenzinitiativen, Polizeigewalt und für Bildungsgleichheit ein.

Menschenrechte auf dem Campus

Amnesty International ist noch keine anerkannte Hochschulgruppe bewirbt sich aber momentan beim StuPa. „Unser Ziel ist es, die allgemeinen Anliegen von Amnesty International in den Uni-Alltag einzubringen. Dies geschieht meistens in Form von Informationsständen und Petitionslisten,“ erklärt Gruppensprecher Leonard Kleinschmid.

„Einzig der Kontakt mit dem StuPa sowie dem AStA ist sehr träge. Man bekommt selten bis gar keine Antwort. Vielleicht ändert sich das sobald wir volle Mitglieder sind.“

Wir wollen nicht passiv bleiben

Mit der Uni selbst hat auch die Hochschulgruppe von Unicef wenig zu tun. „Wir werden vom AStA unterstützt und unsere Gruppentreffen finden hier statt, ansonsten spielt die Uni aber keine große Rolle“, erzählt Marina Allhoff, die derzeitige Leiterin der Gruppe.

Im Debattierclub geben die Studenten ihren rhetorischen Fähigkeiten den letzten Schliff. (Foto: Andreas Bäumer)

Im Debattierclub geben die Studenten ihren rhetorischen Fähigkeiten den letzten Schliff. Foto: Andreas Bäumer

Unicef ist bereits seit 2006 mit einer Hochschulgruppe am Campus vertreten. „Uns geht es vor allem darum, gemeinsam gegen Kinderarmut vorzugehen“, sagt Allhoff.

„Wir möchten mit unseren Aktionen aktiv etwas an dem Problem der Armut ändern und nicht nur passiv Spenden leisten“, erklärt sie die Motivation der Studenten sich bei Unicef zu engagieren. Im Moment organisiert sich die Gruppe neu und sucht nach weiteren Studenten die der Gruppe beitreten möchten.

Diskriminierungsdatenbank soll aufklären

Auch bei den anderen studentischen Arbeitsgemeinschaften gibt es neue Projekte. Die Hochschulgruppe Forum gegen Rassismus baut momentan eine Diskriminierungs-Datenbank auf.

Studenten können hierbei Diskriminierungen die Ihnen an der Uni oder in ihrem Alltag, aufgrund ihrer Nationalität, ihres Geschlechts oder einer Behinderung widerfahren sind, melden. Die Berichte sollen dann anonymisiert auf der Internetseite der Gruppe veröffentlicht werden.

Im Debattierclub der TU und FH Dortmund kann jeder bei den wöchentlichen Treffen mit diskutieren und seine rhetorischen Fähigkeiten verbessern oder auch einfach nur zuschauen.

Erste Erfolge für Veganer

Die Arbeitsgruppe vegane Mensa hat im vergangenen Semester revolutionäres erreicht. Nach Gesprächen mit den Studentenwerken wurde ihr primäres Ziel zumindest teilweise damit erreicht, dass jetzt jede zweite Woche ein veganes Gericht auf dem Speiseplan der Mensa steht.

2 Comments

  • Heval sagt:

    Dieser Artikel erscheint einem, wie ein Tropfen auf den heißen Stein…

    So viele Probleme und Ungerechtigkeiten von denen berichtet wird, da kann man auf keine einzelne Gruppe explizit eingehen, sehr schade!
    Was man sich davon erhofft, wenn man engagierten Studierenden die Wegen der Hochschulpolitik verweigert, das ist eigentlich die Frage, die mal beantwortet werden müsste.

    Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass die pardoxen und widersprüchlichen Argumente von den Gremien sicherlich nicht dazu führen werden, dass aktive Studierende ihre Augen vor der aktuellen Politik, sozialen Geschehnissen und der Umwelt schließen werden.

    Ganz im Gegenteil: Wenn wir hier sind dann gestalten wir auch mit!

    Was die YXK/HSG Dortmund angeht: Die werden sicherlich weiterhin ihre positiven Aktivitäten weiterführen, ob mit „Anerkennung“ oder nicht.

  • Kevok sagt:

    Hallo zusammen,

    nur zur Richtigstellung für die Redaktion: Die kurdische Gruppe heißt nicht Kurdische Studierende Dortmund, sondern YXK/HSG Dortmund. Dieser Unterschied ist gerade deshalb so wichtig, weil es bereits eine Gruppe gibt mit der ersten Bezeichnung und sie es nicht war, worüber hier geschrieben wird. Das wollte ich erwähnen, um wegen falscher Informationen nicht neue Diskussionen aufkommen zu lassen.

    Ich hoffe, die Redaktion beachtet das.

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