Querfeldein in der Westfalenhalle

Von Patricia Gabor (Text), Alex Koch, Marieluise Denecke (Video)

Die Westfalenhallen im Ausnahmezustand: Auf den oberen Ränge sind gelbe Absperrbänder gespannt, an denen Läufer entlang joggen. Wo bei Konzerten sonst die Zuschauer stehen, sind jetzt 11 Tannen in Bergen von Sand, Erde und Kies. Und dort, wo eigentlich die Bühne wäre, steht ein riesiges Start-Banner. Das ist der Ecco Trail Run, ein Hindernisparcours. Herumliegende Baumstämme, ein kleiner Tannenwald, Berge, Hängebrücken, Sumpf und Erde bilden einen Parcours, der der Natur nachempfunden ist.

Gemäß dem Motto „über Stock und über Steine“ laufen rund 3500 Teilnehmer aus ganz Deutschland diese Strecke entlang. Den meisten ist die Straße zum Laufen zu langweilig und zu eben. So ein Parcours beansprucht nämlich ganz andere Muskelgruppen als der gerade Weg und bietet viele Herausforderungen, die man zuhause auf der Joggingstrecke nicht findet. Besondere Fähigkeiten muss man nicht haben, um den Trail zu meistern, nur etwas Kondition, Freude am Laufen und geeignete Schuhe.

Der Parcours

Die 1,3 km lange Strecke führt die Teilnehmer durch alle drei Hallen und sogar einmal nach draußen. Sie müssen 56 Höhenmeter bezwingen und dabei nicht über eines der 21 Hindernisse stolpern. Die Streckenbauer haben fünf Tage gebraucht, um 903 m³ Material zu verbauen, darunter 52 LKW-Ladungen Erde. Für den Teil der Strecke, der durch die Kälte draußen führt, wurden 50m³ Schnee aufgeschüttet und geformt. Andere Teile der Strecke mussten nicht extra gebaut werden: Der Weg durch die Katakomben unter den Rängen her oder die Treppenhäuser, die auch von den Teilnehmern bezwungen werden müssen. Dieses Mal hat der Veranstalter sich einige Neuheiten einfallen lassen, wie zum Beispiel eine riesige Hängebrücke oder der „Mount Jeverest“, bei dem sich der Sponsorenname leicht erraten lässt.

Gefährlicher als eine normale Joggingstrecke sei es nicht, sagen die Läufer. Man müsse ja schließlich nicht übermütig über die Felsen springen, dann passiere einem auch nichts.

Die Teilnehmer

Oft trifft man auf geübte Jogger oder sogar Marathonläufer. Es ist mal was anderes, über Baumstämme zu springen und sich durch den Sumpf zu kämpfen, als auf den asphaltierten Straßen zu laufen. Viele wollen ihre Bestzeiten aus dem Vorjahr verbessern oder bei einem der Rennen ganz vorne mit dabei sein. Auch das Nationalteam Orientierungslauf ist mit dabei.

Aber die meisten Leute laufen aus Spaß. Viele nutzen die Chance, nicht in der Kälte draußen laufen zu müssen, sondern in der gemäßigt warmen Halle laufen zu können. Einige junge Leute wollen sich gegenseitig ihre Stärken beweisen, einige kommen schon aus „Tradition“, weil sie letztes Jahr auch dabei waren.

Die jüngsten Teilnehmer, die bei einem der Hauptrennen mitmachen sind 12 Jahre alt. Aber auch Erstklässler sind schon beim „Kids Run“ dabei. Die älteste Teilnehmerin ist 73 Jahre alt.

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Der Parcours führt die Teilnehmer durch Erde, Schlamm und Sand. Foto: Patricia Gabor, Teaserbild: Ecco Indoor Trail

Der Kick

Umso mehr Hindernisse, desto besser: Es ist die Herausforderung, die die Leute herlockt. Höher, schneller, weiter und der Spaß am Laufen vergrößert sich. Deswegen wurden auch die Neuerungen am Parcours, sprich mehr Berge und der Abstecher durch den Schnee, sehr positiv aufgenommen.

Im Rennen starteten die Läufer im Abstand auf die Strecke. Wer alle drei Hauptrennen mitmacht, hat die Chance, Trail Queen oder King zu werden. Wem das nicht reicht, der hat die Möglichkeit, im Dunklen über den Pfad zu laufen. Am Freitagabend gingen für kurze Zeit die Lichter in der Westfalenhalle aus und die Teilnehmer liefen mit Stirnlampen durch den Parcours.

Die Rennen

Es werden insgesamt drei Hauptrennen angeboten, an jedem Tag ein anderes: Sprint, 6-km-Lauf (4 Runden) und 12-km-Lauf (10 Runden). Der Beste oder die Beste aller drei Rennen wird dann zum Trail King oder zur Trail Queen gekürt. Unterteilt wird, je nach Alter und Geschlecht, in 6 Wertungsklassen. Für Familien gibt es auch noch den Family Race für 4 Familienmitglieder, die in jeglichen Verwandtschaftsverhältnissen zueinander stehen können. Kinder von Klasse 1 bis 10 laufen beim Kids Run mit

Die Aussteller und Sponsoren

Eine Menge Erde braucht auch eine Menge Sponsoren. Ansonsten zeigen 45 Aussteller ihre Produkte. Alles was mit Sport zu tun hat: Trailschuhe, Trinkflaschen und Sport-BHs zum Messepreis. Es gibt auch einen Stand, an dem Wäsche gewaschen wird, nachdem sie von den Läufern getestet wurde. Bei so viel Erde ist ein Waschgang auch nötig. Zudem gibt es Verpflegung für die Läufer, Gewinnspiele und eine Menge zum Ausprobieren: Lauftests, Geschicklichkeitstests, Produkttests.

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