Mit Michael Douglas für die atomare Abrüstung

Der Mythos von einer atomwaffenfreien Welt – er soll wahr werden. Zumindest wenn es nach dem Willen der Organisation Global Zero geht. Ende 2008 gegründet, hat sie sich zum Ziel gesetzt, die vollständige nukleare Abrüstung zu erreichen. Gobal Zero hat viele namenhafte Förderer: Die Liste reicht von Barack Obama über Hans-Dietrich Genscher und Michail Gorbatschow bis hin zu dem Studenten Ernesto Ruge. Wie er von der Physik zur atomaren Abrüstung kommt, und warum uns allen das Thema am Herzen liegen sollte, erklärt er im Gespräch mit pflichtlektüre online.

Ernesto, wie bist du darauf gekommen, dich für die weltweite atomare Abrüstung stark zu machen?

Auch Michael Douglas ist beim Global Zero dabei...

Auch Michael Douglas ist beim Global Zero dabei...

Daran ist Dr. Jürgen Altmann schuld! Herr Altmann bietet an unserer Universität die Vorlesung Physik und Abrüstung an und das fand ich interessant. Es gibt ja wenige Universitäten die diese zwei Themenkomplexe verbinden. Ich hing zu dem Zeitpunkt etwas in der Luft, denn mir fehlte die politische und gesellschaftliche Dimension in meinem Studium, also alles fernab der reinen Forschung oder der reinen Mathematik.

Wie sah dann die Vorlesung aus?

Es ging vor allem um konventionelle Waffen. Also zum Beispiel: Wie gut kann ein Satellit oder ein Radar sehen und wie detailliert? Wie leistungsfähig sind die Geräte?

Und wie bist du auf die Organisation „Global Zero“ gekommen?

Um ehrlich zu sein: Global Zero kannte ich bis vor kurzen eigentlich nicht. Es ging eine Mail von Herrn Altmann rum, dass man sich bei Global Zero Summit bewerben kann. Ich habe mich dann schlau gemacht, was das ist und hatte genau zwei Tage Zeit die Bewerbung zu schustern. Und nach einem Telefoninterview hat man mich dann auch tatsächlich ausgewählt! Ich dachte, die nehmen mich nicht wegen meiner miesen Englischkenntnisse.

Was ist Global Zero Summit?

Eine Tagung Anfang Februar. Insgesamt waren wir 31 Studenten aus aller Welt, aus Indien, Pakistan, Japan, Spanien, Frankreich, Großbritannien und so weiter. Dort haben wir uns dann mit verschiedenen Delegierten wie Queen Noor, Hans Blix oder Wolfgang Ischinger getroffen und diskutiert, wie wir die Organisation weiterbringen können. Es wurden Fragen gestellt wie: Was ist der Plan? Warum machen wir das?

Die große Diskussionsrunde.

Die große Diskussionsrunde.

Und: Was ist der Plan? Warum macht ihr das?

Wir arbeiten mit Führungspersönlichkeiten aus der Politik und Bürgerinitiativen zusammen. Unser Ziel ist die weltweite atomare Abrüstung. Hierfür gibt es auch einen bestimmten Plan, der vorsieht, bis wann genau und wie das geschehen soll.

Klingt nicht sehr detailliert.

Das stimmt. Das haben wir mit Absicht so gemacht, damit erst einmal alle Länder mitmachen können. Ein zu detaillierter Plan könnte vielleicht abschreckend wirken.

Ihr begreift die Atomenergie als eine Gefahr. Warum fordert ihr nur die globale atomare Abrüstung und nicht auch die Schließung aller Kernkraftwerke?

Wir empfinden Atomwaffen als eine größere Gefahr als Kernkraftwerke. Beim Einsatz von Atomwaffen können definitiv mehr Menschen sterben. Außerdem ist die Abschaffung von Atomenergie für viele Länder einfach indiskutabel. Die würden dann also nicht mitziehen und wir hätten weniger Partner. Deshalb beschränken wir uns auf Atomwaffen.

Ist das Mitmachen bei Global Zero eine Art Schuldeingeständnis der Physik nach dem Motto: Wir haben bei der Entwicklung solcher Waffen mitgeholfe, und jetzt versuchen wir es auf diese Weise wieder gut zu machen?

Nicht ganz. Ich begreife die Physik als eine Art Werkzeug, das ich in die Hand bekomme. Was ich damit mache, bleibt am Ende mir überlassen. Die Physik selbst ist aber neutral. Das ist wie mit dem Internet: An sich ist das auch erstmal neutral, aber ob ich damit Gutes oder Böses bewirke, liegt ganz bei mir.

Warum sollte der gemeine Student sich für das Thema interessieren?

Ernesto Ruge war beim Global Zero Summit dabei.

Ernesto Ruge war beim Global Zero Summit dabei.

Das ist ziemlich einfach: Wenn sich nichts tut, sind wir diejenigen, die das ausbaden müssen! Das ist wie mit dem Klimawandel. Wir oder unsere Kinder müssen am Ende den Preis dafür bezahlen. Und das will ich nicht!

Und was sind deine weiteren Pläne?

Also an der Uni arbeite ich da mit fünf bis zehn Leuten daran. Hier kann jeder mitmachen. Wir versuchen, Studenten auf dieses Problem aufmerksam zu machen, zum Beispiel mit Vorträgen. Außerdem haben wir eine Unterschriftenaktion. Das ist das einfachste. Hier kann sich Jeder für die atomare Abrüstung aussprechen. Außerdem versuchen wir gerade, diese Unterschriftenliste in den Bundestag zu kriegen. Das wäre wirklich super, wenn die Politiker das unterschreiben würden.

Text: Julia Hortig

Fotos: Ernesto Ruge

1 Comment

  • Ernesto Ruge sagt:

    Hallo allesamt,

    wie man vielleicht in der Uni schon gesehen hat kann man sich am Mittwoch den 10.03. ein bisschen mehr zu dem Thema anhören. Hörsaal 2. Würd mich über Teilnehmer freuen. 🙂

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