Duell am Donnerstag: Black Friday – viel Hype um nichts?

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Der Freitag nach Thanksgiving ist für den Einzelhandel und für Online-Shops auf der ganzen Welt einer der wichtigsten Tage des Jahres. Sie zelebrieren am 25. November den sogenannten „Black Friday“: Supersonderaktionen und Sparangebote treffen auf scheinbar nicht zu bändigende Sparfüchse im Kaufrausch. Aber während sich die einen über ihre Schnäppchen freuen, können andere dem Massenkonsum nichts abgewinnen. Ob so ein Tag überhaupt sinnvoll ist? Unsere Autoren sind sich uneinig.

Ein Paradies für jeden Konsumenten,

findet Robert Tusch.

Der Black Friday ist für mich ein vorgezogenes Weihnachtsfest. Es ist der Tag, an dem meine Wünsche in Erfüllung gehen. Der Tag, an dem ich mir endlich gönnen kann, was im Rest des Jahres kaum bezahlbar war, ohne danach mit geplündertem Konto dazustehen. Sei es der Laptop, mit dem ich so lange geliebäugelt habe, das Hemd, das ewig auf meiner Wunschliste stand oder die Kopfhörer, die schon Monate im Warenkorb auf mich warten mussten. Der Black Friday ist ein Tag zum Gönnen – und zum Sparen.

Luxus zum Spottpreis

An keinem anderen Tag im Jahr können wir uns darauf verlassen, dass die Händler Rabatte von 60, 70 oder gar 80 Prozent anbieten. Neuerdings darf sich schon „groß angelegte Rabattaktionen“ nennen, was mit einem Nachlass von zehn Prozent über die Ladentheke geht. Einzig und allein am Black Friday gibt es sie wirklich, die Traum-Rabatte. Und selbst die Gier der Verkäufer macht an diesem Tag eine Pause, schließlich wollen ja auch sie am Hype teilhaben. Das ist das Gute: Je größer die Konkurrenz unter den Einzelhändlern, desto größer sind letzten Endes die Rabatte. Wie kann man das nicht ausnutzen wollen?

Bis zu 40 Prozent sparen Einkäufer im Schnitt, wenn sie am schwarzen Freitag auf Shopping-Tour gehen. Das hat das Schnäppchenportal mydealz auf der Datenbasis der vergangenen Jahre errechnet. Bei Kleidung sind sogar durchschnittlich etwa 50 Prozent drin. Am Beliebtesten sind an diesem Tag aber Produkte aus dem Elektronik- und Entertainment-Bereich – und auch hier halbieren die Händler in der Regel den Preis aller Produkte.

Fast zwölf Prozent der Deutschen haben sich den Black Friday laut mydealz fest im Kalender markiert. Denn das ist ein weiterer Vorteil dieses groß angelegten Spar-Tages: Er ist planbar. Jedes Jahr findet er am Freitag nach Thanksgiving statt. Gewiefte Konsumenten warten also ab – und schlagen dann kräftig zu.

Und mal ehrlich: Wer liebt nicht das Gefühl, ein richtiges Schnäppchen gemacht zu haben? Genau das zu bekommen, was man schon immer besitzen wollte, und trotzdem dabei noch Geld zu sparen? Und dann die Blicke der Freunde, die neidisch auf die Designerlampe in der Wohnung schauen, die man zum Spottpreis ergattert hat … einfach unbezahlbar. 

Von wegen Rabatt-„Schlacht“

Und wer beim Gedanken an den Black Friday sofort Bilder von drängelnden Menschenmassen und vollen Shopping-Malls vor sich sieht und denkt „diesen Stress tu ich mir bestimmt nicht an“, dem sei gesagt: In Deutschland hat der schwarze Freitag solche Dimensionen noch längst nicht erreicht. Hierzulande wird der Schnäppchen-Tag vor allem online zelebriert. Das ist sowieso wesentlich bequemer. Vom Nahkampf am Ladentisch kann also nicht die Rede sein – auch wenn Black-Friday-Gegner das immer wieder beteuern und mit Verachtung strafen.

Was sie verkennen: Der Black Friday ist schlicht und einfach ein Tag für uns Konsumenten. Ein Tag, an dem Wünsche in Erfüllung gehen, weil sie endlich bezahlbar werden. Und Produkte so günstig sind wie nie. Wer sich das entgehen lässt, dem ist nicht zu helfen.

Einfach nervig,

meint Jule Zentek.

SALE – die vier Buchstaben springen mich am Black Friday förmlich an. Egal, ob ich durch die Stadt gehe oder einfach nur meinen Browser öffne: Überall scheint es Waren für praktisch umsonst zu geben. Das bringt bei Shoppingwahnsinnigen nicht nur die Augen zum Leuchten, sondern vor allem die Kreditkarte.

Fröhlich wird sie wieder und wieder durch das Lesegerät gezogen und dabei das Monatsgehalt auf den Kopf gehauen. „Zwei zum Preis von einem“? Was für ein super Angebot! Wer braucht sie schließlich nicht, die Spitzenunterwäsche im Leoprint – und dann gleich in doppelter Ausführung.

Alles her und bitte im Überfluss

Doch nicht alles was die Konsum-Industrie da anpreist, ist auch wirklich ein „Supersonderangebot“. Wo in Großbuchstaben mit Aussagen wie „10 Prozent auf den gesamten Einkauf“ geworben wird, steht gerne mal der nicht ganz unwichtige Nebensatz „aber erst ab einem Bestellwert von 1 000 Euro“ in Fliegenschiss-Größe alias „das Kleingedruckte“ dabei. Und nicht einmal Coupon-Bunkerer kommen auf ihre Kosten: „Diese Rabattaktionen lassen sich nicht miteinander kombinieren, tut uns leid“, flöten die Verkäuferinnen. Ja, natürlich tut es ihnen leid. Mir nicht!

Ich meide diese profitgeilen Tage. Während in Amerika die Menschen den Geschäften ihre Türen einrennen und in Deutschland die virtuellen Einkaufskörbe bis zum Rand gefüllt werden, verzichte ich auf den ganzen Stress. Und gucke lieber dabei zu, wie die Welt meiner Freundinnen zusammenbricht, weil der Server vom Zara-Online-Shop streikt. Oder plötzlich unerwartet ein Mindestbestellwert auftaucht. Oder jetzt doch per Vorkasse gezahlt werden muss.

Im Geschäft gibt es dieses Problem nicht, das stimmt schon. Dafür bilden sich dort vor den Umkleidekabinen Warteschlangen wie im Disneyland, der Anteil Make-Up-beschmierter Oberteile ist so hoch wie an keinem anderen Tag des Jahres und es herrscht eine Atmosphäre wie auf einem türkischen Basar. Hat doch was.

20, 30, 70 Prozent – wer bietet mehr Konsumgeilheit?

Hinzu kommt: Im Kaufrausch vergessen scheinbar alle ihre Menschlichkeit. Da wird vorgedrängelt, aus den Händen gerissen und sich auch mal mitten im Laden umgezogen – dabei will das doch wirklich niemand sehen.

Wer sich am Abend des Black Friday am meisten freut, sind sowieso nicht die Kunden, sondern die Händler. Sie können nun fröhlich alle verbleibenden Restgrößen raushauen und mit seinen 70 Prozent-Schildchen markieren. Irgendwer wird’s schon kaufen!

Obacht im Schnäppchenparadies!

Lasst euch nicht mehr blenden! Glaubt nicht der Rabattaktion von eurem Lieblingsshop, wenn sie euch den Kaschmirpullover oder das neuste Handy mit dem „Supersonderrabatt“ ans Herz legen wollen.

Ihr seid es, die ihr eine Woche später dasitzt, in der Spitzenunterwäsche im Leo-Look und dem Make-Up-beschmierten Hemd, und euch fragt, ob es das wert war. Zur Rechten die Billig-Schokolade, zur Linken die letzten Reste aus dem Kühlschrank. Der kann erst gefüllt werden, wenn das nächste Gehalt da ist. Aber immerhin habt ihr Leo-Unterwäsche. Zweimal.

das-duell-feederFoto: stockxchng/bizior, S. Hofschlaeger/pixelio.de
Teaserfoto: flickr.com/Marco Verch, Titelbild: HIExGuetersloh / Flickr.com

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