Belästigung im Netz

Von Identitätsklau bei Facebook, Cybermobbing und  Shitstormen hat jeder schon gehört, doch scheinen die Phänomene selten und weit weg zu sein. Beleidigungen, sexuelle Belästigungen, Drohungen und Stalking im Internet sind jedoch häufiger als gedacht. Eine Studie des PEW Research Center in den USA hat sich mit dem Thema beschäftig und herausgefunden, dass 40 % der amerikanischen Internetnutzer schon einmal im Internet belästigt oder schikaniert wurden. 

Kinder und Jugendliche wurden in der Studie des PEW nicht untersucht. Trotzdem fällt auf: Jüngere Internetnutzer sind häufiger von Belästigungen im Internet betroffen als ältere. Das liegt sicher auch daran, dass jüngere Generationen öfter und mehr im Netz aktiv sind. 70% der Nordamerikaner im Alter zwischen 18 und 24 Jahren waren schon einmal Opfer von solchen Belästigungen. Dabei werden Männer häufiger beleidigt und bedroht, Frauen eher sexuell belästigt und gestalkt. Wenn jemand dauerhaft im Internet genötigt, diffarmiert oder belästigt wird, spricht man von Cybermobbing. Ort dessen sind meist die sozialen Netzwerke. Die Täter nutzen aber auch die Kommentarfunktionen von Webseiten oder Online-Spielen.

Doch Cybermobbing findet nicht nur in den USA statt. Wir haben auch auf unserem Campus Studierende der TU Dortmund gefunden, die Erfahrungen mit Belästigung im Internet haben. 

Marie-Louise, 21, studiert Wissenschaftsjournalismus

Marie-Louise, 21, studiert Wissenschaftsjournalismus

 Der Facebook-Account einer Freundin von Marie-Louise Timcke wurde gehackt: „Der Hacker hat Nachrichten an Freunde geschrieben, zum Beispiel an die Oma, die richtig übel beleidigt wurde. Das ganze ist in Schulmobbing ausgeartet, sodass sie die Schule wechseln musste. Gestern wurde über sie über Umwege von einem Experten für Netzkriminalität kontaktiert, der auf einer Pornoseite in Togo Bilder von ihr gefunden hat – mit echtem Namen und freizügigen Bildern aus einem Australienurlaub. Meine Freundin reicht Klage gegen Unbekannt ein.“  

Henrik, möchte seinen Nachnamen lieber nicht veröffentlichen lassen. Er studiert Alternde Gesellschaften.

Hendrik möchte seinen Nachnamen lieber nicht nennen. Er studiert Alternde Gesellschaften.

Hendrik hat auf Facebook den Post eines Kumpels gelesen: „Life is shit, I want to cancel it!“. Der Freund hatte am letzten Tag seines Neuseelandaufenthaltes vergessen sich auszuloggen. „Ich hab mir schon gedacht, dass er das nicht selbst geschrieben hat, aber es gab einige besorgte Kommentare unter dem Status.“
Ganz so eng sieht Hendrik den Schabernack mit fremdem Accounts aber nicht: „Ich habe auch selbst schon einmal das Handy von einem Freund genommen, den Pin geknackt und Nachrichten über WhattsApp verschickt.“

 

 Was kann man gegen Cybermobbing tun?

Um sich vor Belästigung im Internet zu schützen, wird auf der Seite der Polizeilichen Kriminalprävention empfohlen, auf die persönlichen Daten aufzupassen und sie nicht leichtfertig herauszugeben. Handynummern, Post- oder E-Mail-Adressen sollten nicht im persönlichen Profil stehen. Sollte es dennoch zu Cybermobbing kommen, kann die Löschung der Daten beantragt werden. Dieses Angebot gibt es bei jedem seriösen Anbieter. Außerdem sollten Beweise wie Bilder und Textverläufe gespeichert werden, damit diese in schweren Fällen bei der Polizei vorgelegt werden können, empfiehlt die Webseite weiter.

Rechtslage

In Deutschland gibt es bisher keine eigene Rechtsprechung zu Belästigung im Internet und Cybermobbing. Mobbing im Internet setzt sich aber aus vielen Straftaten zusammen, die einzeln bestraft werden können. Dazu gehören beispielsweise Beleidigung, üble Nachrede und Verleumdung.

 Formen der Belästigung im Internet

Auf der Internetseite www.cybermobbing-hilfe.de sind Informationen über Cybermobbing zusammengestellt. Sie bietet eine erste Anlaufstelle und Tipps für Opfer von Mobbing im Internet. Außerdem erlärt sie ausführlich, welche Formen der Belästigung es im Internet gibt:

Flaming
kurzlebige, meist von vulgärer Sprache geprägte Auseinandersetzung im Chat.
Harassment
wiederholter Versand von Beschimpfungen an eine Person über persönliche, d. h. in der Regel nicht-öffentliche Kommunikationskanäle.
Denigration
Versand/Posten falscher bzw. beleidigender Aussagen über eine Person an andere innerhalb eines meist begrenzten Öffentlichkeitsraumes.
Impersonation
Identitätsraub, dem Aktionen folgen, die der Zielperson schaden.
Exclusion
Ausschluss aus den Kommunikationskanälen anderer.
Outing/Trickery
öffentliches Posten von Kommentaren, Bildern und Videos, die dem Ruf schaden. Trickery bezeichnet dabei das Entlocken von persönlichen Informationen durch falsche Angaben über den wahren Empfängerkreis einer Nachricht.
Happy Slapping
begann ursprünglich als Freizeitspaß unter britischen Jugendlichen, muss nicht zwangsläufig mit Cybermobbing einhergehen, findet jedoch vielfach gemeinsam Anwendung. Heute sind als Happy Slapping körperliche Angriffe gegen unbekannte Passanten oder Mitschüler, seltener auch Lehrer, zusammengefasst, die gefilmt und öffentlich in Internetportalen zugänglich gemacht werden. Die Angriffe erstrecken sich bis hin zum Verprügeln bis zur Bewusstlosigkeit oder zur Vergewaltigung des Opfers. Im schulischen Kontext sind vor allem psychische und verbale Formen des Happy Slappings bedeutsam und weisen eine immer stärkere Normalisierung auf.
Cyber Grooming
gezielte Anbahnung sexueller Kontakte mit Minderjährigen über das Internet, meist durch ältere Männer, die sich in Chats gegenüber Minderjährigen als gleichaltrig ausgeben. Das Ziel ist dabei, deren Vertrauen zu gewinnen, um sich in der realen Welt zu treffen und die Kinder sexuell zu nötigen/missbrauchen.
Cyberstalking
wie Harassment, aber bedrohlich wirkend für die Zielperson, die durch systemaische Drohungen in Angst versetzt wird.
Cyberthreads
Drohung, sich oder anderen physisch zu schaden.
Mehr zum Thema

web: Studie der PEW zu Belästigung im Internet
web: Liste mit Straftaten, die häufig im Rahmen von Cybermobbing stattfinden
web: Mehr zum Thema Cybermobbing

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