Urlaub? Zeit für die Forschung!

Die vorlesungsfreie Zeit hat begonnen. Für viele Studenten heißt das: Hausarbeiten und Lernen, aber auch Urlaub und Entspannung. Aber wie sieht es in der Universitäts-Forschung aus? Nehmen sich Profs und Doktoranden auch mal eine Auszeit oder wird gerade jetzt intensiver geforscht?

Semesterferien sind keine Schulferien! Das steht schon mal fest. In den rund 25 Wochen vorlesungsfreier Zeit im Jahr gibt es immer etwas zu tun. Das gilt nicht nur für Studenten, sondern auch für Professoren, wissenschaftlich Beschäftigte und Doktoranden. Neben Klausuren und Korrekturen von Bachelor- und Masterarbeiten wird natürlich das gemacht, was auch im Semester einen hohen Stellenwert einnimmt: die Forschung.

Für Prof. Gößling steht der Forschungsbetrieb nie still. Foto: www.e4physiktu-dortmund.de

Für Prof. Gößling steht der Forschungsbetrieb nie still. Foto: www.e4physiktu-dortmund.de, Teaserbild: Michael Staudinger, www.pixelio.de

Klausuren in der vorlesungsfreien Zeit

Vorlesungsfreie Zeit bedeutet vor allem eines: Es finden keine Vorlesungen statt. Dadurch sinkt der Aufwand für die Lehre, erklärt Claus Gößling, Lehrstuhlinhaber der experimentellen Teilchenphysik an der TU Dortmund: „Personen, die im Semester durch das Lehrangebot intesiv eingebunden sind, haben natürlich in der vorlesungsfreien Zeit mehr Gelegenheit zur Forschung.“ Natürlich verschwindet die Lehraktivität nicht vollkommen, schließlich werden auch in den Ferien Klausuren geschrieben – und die müssen korrigiert werden. Mehr Zeit zum Forschen bleibt vor allem den Doktoranden, so Gößling. Sie leiten während des Semesters Übungsgruppen und Tutorien, helfen bei Demonstrations-Experimenten. Das fällt in der vorlesungsfreien Zeit natürlich weg. 95 Prozent ihrer Zeit können sie nun der Forschung widmen.

Ralf Weberskirch ist Prodekan der Fakultät Chemie an der TU. Er sagt, dass zwar nicht unbedingt mehr geforscht werde, aber es mehr Zeit für Dinge gäbe, die sonst oft auf der Strecke blieben: Anträge und Publikationen schreiben oder auch wissenschaftliche Tagungen besuchen. „Ein wenig Urlaub wird natürlich auch in diese Zeit eingeplant.“

Uni ist nicht mehr Schule

Auch Professor Gößling gönnt sich zwei bis drei Wochen Urlaub. Trotzdem pocht er darauf, diese Zeit nicht Semesterferien zu nennen, sondern vorlesungsfreie Zeit.“Weil es eben keine Ferien sind! Für viele Studierende sind es keine Ferien, und eben auch nicht für die Forschung.“ Seine Nachbarn fragen ihn oft, wieso er trotz Semesterferien in die Uni muss. Das ärgert ihn, denn die Universität ist eben keine Schule. „Hier geht der Betrieb weiter. Es finden nur keine Vorlesungen statt.“ Und seine Arbeitsgruppe, mit der er für das Schweizer Institut CERN arbeitet, kann auf Ferienzeiten sowieso keine Rücksicht nehmen. „Unsere Gruppe besteht aus internationalen Forschen. In jedem Land liegen die Ferien ja anders, da würden wir ja nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen.“

Normalerweise immer in Betrieb: Der Elektronenbeschleuniger der TU Dortmund. Foto: www.delta.tu-dortmund.de

Normalerweise immer in Betrieb: Der Elektronenbeschleuniger der TU Dortmund. Foto: www.delta.tu-dortmund.de

Doch es gibt auch Orte, an denen steht der Betrieb zurzeit tatsächlich still. Noch hinter dem Chemie- und Maschinengebäude befindet sich das DELTA – die Dortmunder Elektronen Speicherring Anlage. Kurz gesagt: Elektronenbeschleuniger. Der wird gerade gewartet. Für diese Reparaturen ist Professor Kahn zuständig. Er ist gerade aus dem Urlaub zurückgekommen und kümmert sich nun um die Anlage. „Deshalb ist für mich die Forschungsaktivität in den Semesterferien am höchsten. Masterstudenten zum Beispiel, die den Teilchenbeschleuniger für Messungen nutzen wollen, können hier zur Zeit nicht so viel arbeiten. “

Endlich mal „nur“ Dekan sein

Ähnlich sieht es in der Mathematik aus, erzählt der Dekan der mathematischen Fakultät, Professor Stefan Turek: „Wir forschen als großer und drittmittelstarker Lehrstuhl eigentlich immer. Aber es stimmt: In den Semesterferien habe ich mehr Zeit, nur Dekan und somit Chef unserer Forschungsaktivitäten zu sein.“

In den Semesterferien findet also  jede Art von Forschung statt, die es auch während der Vorlesungszeit gibt: Forschung in Bachelor-, Master- und Dokotrarbeiten. Aber auch die Studenten können sich nicht komplett drücken. Oft müssen sie in den Semesterferien Laborpraktika absolvieren – die gehören zum Pflichtprogramm des Studiums. Im August startet zum Beispiel ein Biochemie-Praktikum für Nebenfachstudierende. Hier sollen sie lernen, Proteine aus Lösungen zu extrahieren oder Gemische zu aufzureinigen.

Kulturforschung geht anders

Ein bißchen Urlaub gibt´s dann doch: Forscher sind schließlich auch nur Menschen. Foto: Twinilili, pixelio.de

Ein bißchen Urlaub gibt´s dann doch: Forscher sind schließlich auch nur Menschen. Foto: Twinilili, pixelio.de

Wie die Forschungsaktivität der Geisteswissenschaftler der TU aussieht, ist schwer zu sagen. Professoren und wissenschaftlich Beschäftigte aus diesem Bereich ließen sich schwer erreichen. Doch deshalb gleich auf eine allgemeine Urlaubsflucht zu schließen, wäre falsch. Denn Geistes- und Kulturwissenschaftler sind in ihrer Forschung weniger an den Arbeitsplatz Universität gebunden, als es die Naturwissenschaftler sind. Labore und Gerätschaften sind hier nicht notwendig, Aufsätze und Monographien lassen sich auch von zu Hause verfassen.

„Schwarze Schaafe gibt es überall“, sagt Professor Gößling. „Die sind dann nur während des Semesters für ihre Studenten erreichbar.“ Letztendlich ist es wohl bei der Forschung ähnlich wie bei Studenten unterschiedlicher Studiengänge: Manche haben Ferien, manche ein bißchen, manche gar nicht. Doch einen Komplett-Urlaub für die Forschung gibt es auch in der vorlesungsfreien Zeit nicht.

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