Zurück nach Deutschland? Für Konny Reimann fast ausgeschlossen

Mit seiner Hamburger Schnauze und seiner unverwechselbar prolligen Art hat Konny Reimann nicht nur den Sprung über den großen Teich geschafft, sondern auch viele Fans gewonnen. Mittlerweile ziert sein Gesicht sowohl Buchcover als auch Barbecue- und Steak-Saucen. pflichtlektüre hat mit Deutschlands bekanntem Auswanderer über sein neues Leben und seine Vorbildfunktion für potenzielle Auswanderer gesprochen.

Konny Reimann präsentiert sein Buch (Foto: Florian Hückelheim)

Konny Reimann präsentiert sein Buch Foto: Florian Hückelheim

Herr Reimann, warum sind Sie eigentlich in die USA ausgewandert?

Konny Reimann: Wir hatten in Deutschland ein wunderbares Leben. Unsere Auswanderung hat also nichts damit zu tun, dass wir Wirtschaftsflüchtling gewesen sind. Im Gegenteil: Wir wollten einfach nur etwas anderes machen, etwas Neues erleben.

pflichtlektüre: Sind Sie jetzt zufriedener mit Ihrem Leben?

Reimann: Wir sind nicht zufriedener. Wir hatten ein sehr schönes und sorgenfreies Leben in Hamburg – ohne finanzielle Sorgen. Und auch da hatten wir schon unsere amerikanischen Fahrzeuge und einen großen amerikanischen Wohnwagen. Wir hatten das Privileg, nicht fünf Tage die Woche arbeiten zu müssen. Aber dann haben wir das Leben gegen ein anderes Leben eingetauscht. Im Moment arbeiten wir wesentlich mehr. Aber wir haben auch mehr Freude bei der Arbeit. Deswegen stört es mich auch nicht, so viel zu arbeiten. Ich würde sagen, wir erfüllen uns Kindheitsträume.

pflichtlektüre: Was gibt Ihnen die USA, was Ihnen Deutschland nicht bieten kann?

Reimann: Meine Antwort möchte ich mal lieber auf Texas begrenzen. Hier ist deutlich die Freundlichkeit der Menschen zu spüren und ihre Hilfsbereitschaft. Man kann sich in Texas freier bewegen und freier entfalten.

pflichtlektüre: Zu Beginn Ihres neuen Lebens mussten Sie einige Zeit im Wohnwagen verbringen und haben kaum Englisch gesprochen. Muss man sehr leidensfähig sein können, wenn man auswandern will?

Reimann: Ich glaube nicht, dass man leidensfähig sein muss. Aber wenn man diesen Schritt, den wir gegangen sind, wagen will, dann muss man sich im Klaren darüber sein, dass man ein komplett neues Leben anfängt und man sich erst mal durchbeißen muss. Vor allem in Übersee. Das ist schon ein größerer Schritt. Jemand, der sehr zaghaft ist, sollte dann lieber innerhalb Europas auswandern.

pflichtlektüre: Sind  Sie jetzt ein waschechter Amerikaner oder im Herzen immer noch ein Hamburger?

Reimann: Ich sage immer: Texas ist unser Zuhause und Hamburg die Heimat. Und egal, ob ich jetzt nach Amerika auswandere oder sonstwohin, ich werde immer Deutscher und Hamburger bleiben.

pflichtlektüre: Ihre Familie ist für viele potenzielle Auswanderer ein Vorbild. Haben Sie Tipps, wie das Auswandern am besten klappt?

Reimann: Ich denke, Auswandern ist eine Sache, die muss jeder selbst in die Hand nehmen. Wenn man sich auf Tipps von anderen verlässt, dann fällt man auf den Bauch. Denn jeder Mensch ist anders, jeder wandert anders aus. Erst einmal sollte man sich dreimal überlegen, ob man aus Deutschland weggeht. Deutschland ist nach wie vor ein geiles Land und ich möchte die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe, nicht missen. Es ist sozial abgesichert, was fast einmalig ist auf der ganzen Welt. Als Grundlegendes ist es natürlich ratsam, die Sprache zu sprechen. Wie man in meinem Fall gesehen hat, geht es aber auch ohne. Und damit man unabhängig ist, sollte man einen Haufen Geld mitnehmen. Wenn man nicht über genug Geld verfügt, ist das Auswandern schon fast zum Scheitern verurteilt.

Konny Reimanns Familie

Konny Reimanns Familie Foto: Florian Hückelheim

pflichtlektüre: Womit verdienen Sie heute Ihre Brötchen?

Reimann: Wir haben mehrere Standbeine: Zum einen die Vermietung der Ferienhäuser, zum anderen Testimonial-Verträge mit Werbefirmen, für Schrauben und Würstchen und so etwas. Und dann mache ich nebenbei noch meine Klimaanlagen. Manu arbeitet im Verkauf in einem Klamottenladen und die Kinder verdienen auch ihr eigenes Geld.

pflichtlektüre: Werbeverträge konnten Sie vor allem durch Ihre Berühmtheit einheimsen. Wie gehen Sie damit um?

Reimann: Ich wollte nie berühmt werden und ich glaube, meine jetzige Berühmtheit ist mir in keinster Weise zu Kopf gestiegen. Ich bin ziemlich normal und auf dem Teppich geblieben. Und so lange ich in Deutschland bin, ist es vollkommen in Ordnung, wenn mich jemand um ein Autogramm bittet oder mir Fragen stellt. Wenn mich in Texas jemand aufsucht und mich über den Zaun belästigt, dann werde ich sauer. Dann stören mich die dreisten Deutschen, die gucken wollen, ob es wirklich so ist wie im Fernsehen. Denn in Texas ist mein Zuhause und da möchte ich gefälligst auch in Ruhe gelassen werden. Da werde ich dann manchmal auch unhöflich. Aber ich denke, dass kann jeder Prominente nachfühlen.

pflichtlektüre: Vermissen Sie Deutschland und wollen Sie irgendwann mal wieder zurückkommen?

Reimann: Wenn ich etwas vermisse, dann ist es das Flair und die Menschen in Hamburg, den Kiez. Aber dafür habe ich ja meine eigene Hafenkneipe. Dass ich für immer zurückkomme,  ist fast ausgeschlossen. Dafür gibt es noch schönere Ecken als Deutschland, in denen man sich niederlassen kann.

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