Die Suche nach der perfekten Jeans

Dicke Bücher belasten den Rücken, im Kino zahlt man für Überlänge drauf. Zeit ist Geld – im wahrsten Sinne. Wofür also die knappe Freizeit verwenden? Wir lesen, spielen und schauen für euch – nach zwei Stunden hören wir auf. Entweder, weil wir fertig sind oder weil die Zeit um ist. Heute sind wir auf der Suche nach der perfekten Jeans. Der Wecker ist gestellt, los geht’s:

Schnelldurchlauf: Ich bin unterwegs in einem Einkaufscenter in Hamm. Eine Freundin begleitet mich auf der Shoppingtour. Die Bilanz: Sechs Läden in zwei Stunden. Shoppen gehört definitiv nicht zu meinen liebsten Hobbys. Das ist mir alles immer viel zu anstrengend. Nur so viel vorweg: Am Ende der zwei Stunden werde ich elf verschiedene Jeans anprobiert haben. 

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Was ist für mich überhaupt die perfekte Jeans? Sie sollte keine allzu großen Falten werfen, möglichst eng anliegen und sie muss lang sein. Denn die Beinlänge spielt bei mir eine wichtige Rolle. Bei meiner Größe von 1,84 Meter und dementsprechend langen Beinen ist es nicht immer einfach, die passende Hose zu finden. Mir persönlich hilft da immer die sogenannte ‚Inchgröße‘. Sie bedeutet, dass auf den Etiketten zwei Teilgrößen stehen – eine für den Hüftumfang und eine für die Beinlänge.

Die Tour beginnt: In Laden Nr. 1 quetsche ich mich in zwei Stretch-Jeans. Eine davon Skinny High, die Andere Skinny Low. Heißt: Nr.1 hat einen hohen Hosenbund, die Zweite einen tiefen. Beide konnten mich wegen ihres dünnen Materials nicht überzeugen. Da habe ich bereits schlechte Erfahrungen mit gemacht. Solche Jeans neigen leider dazu, schnell auszuleiern. Ein weiteres Ausschlusskriterium: Beide Hosen sind zu kurz. Sie scheiden also schonmal aus. 

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In Laden Nr. 2 gibt es reine Konfektionsgrößen. Ein klarer Nachteil. Denn ich kann mir meine Größe nicht individuell für Hüftumfang und Beinlänge zusammenstellen. Ich suche ich mir zwei eng geschnittene Jeans heraus. Beide kosten jeweils 19 Euro. Sie lassen sich äußerst schwer anziehen und werfen zugleich Falten.  

In Laden Nr. 3 naht die nächste Enttäuschung. Die Verkäuferin sagt, dass man hier nur Hosen bis Beinlänge 32 habe. Ich solle es doch in anderen Läden versuchen. 

Laden Nr. 4, das erste Geschäft, das an diesem Tag ‚Inchgrößen‘ für mich parat hat. Ein Pluspunkt. Ich nehme zwei Hosen mit in die Kabine. Bei Jeans Nr. 1 ist der Bund für meinen Geschmack zu kurz und rutscht. Bei Jeans Nr. 2 dann die erste Jeanssuche-Begleiterscheinung. Färbungen hinterlassen erste Spuren. Das Dunkelblau bleibt hartnäckig unter meinen Fingernägeln kleben. Kein schöner Anblick.  

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Begleiterscheinung: Dunkle Jeans färben häufig ab.

Wir haben den Tiefpunkt unserer Shoppingtour erreicht. Werden wir heute wohl noch fündig? Beim Gang durch das Shoppingcenter werden wir von köstlichem Waffelgeruch abgelenkt. Wir widerstehen und setzen den Shoppingtrip fort. In Laden Nr. 5, einem reinen Jeans-Fachhandel, verspüre ich erste Schweißausbrüche. Ich kämpfe mich durch und probiere wieder zwei Jeans an. Preis von Hose Nr. 1: 49,99 Euro. Nr. 2 ist mit 99,99 Euro doppelt so teuer, dunkelblau und skinny, also hauteng. Nach der Anprobe der erste Lichtblick des Tages: Nr. 2 scheint tatsächlich garnicht so schlecht zu sein. Sie sitzt gut und erfüllt auch sonst all meine Kriterien. Ich lasse sie mir von der Verkäuferin zurücklegen. 

Doch um mir der Sache wirklich sicher zu sein, steuere ich gemeinsam mit meiner Shoppingbegleitung Laden Nr. 6 an. Es braucht drei Versuche, bis ich die passende Größe der Markenjeans in Medium Blue für 99,95 Euro überhaupt über den Allerwertesten bekomme. Das zeigt: Sie fällt ‚obenrum‘ zu klein aus und der Bund ist für meinen Geschmack wieder etwas zu kurz. Ich entscheide mich gegen den Kauf. 

Kurzatmig

Auch wenn mich das Shoppingprozedere an meine Grenzen bringt – die Gesprächseinlagen mit meiner Freundin und Shoppingbegleiterin lassen mich die Anstrengung zwischenzeitlich vergessen. Da gehört es neben kleinen Witzeleien auch dazu, mit süßen Leckereien und Nervennahrung zu liebäugeln. Einkaufsmarathon hin oder her: Das Eis zum Abschluss durfte auch dieses Mal nicht fehlen – da waren doch schnell alle Shoppingsorgen wieder vergessen. Nicht zu bestreiten ist auch, dass sich einige Verkäuferinnen und Verkäufer durch hilfreiche Beratungstipps hervortaten – das macht es an so mancher Stelle doch schon viel leichter.

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Ergebnis-Check zuhause: Eine nahezu perfekt sitzende Jeans.

Langatmig 

Nicht nur das dauernde Hosen-An- und Ausziehen kann einem den letzten Nerv rauben. Mit langen Beinen nach einer passenden Jeans zu suchen, ist nicht immer einfach. Wer in Ruhe shoppen will, muss Zeit einplanen. In zwei Stunden kann das schonmal eng werden. Wir hätten zwischendurch wirklich mal ein Kaffeepäuschen gebraucht. So ein Shoppingmarathon macht schließlich ganz schön müde.

Momentaufnahme

Laden Nr. 2: Ich versuche nahezu vergeblich, mich in eine ‚Super Skinny Jegging Leg‘ zu quetschen. Voller Elan und mit Baucheinziehen schaffe ich es, Knopf und Reißverschluss zuzubekommen. Die Jeans sitzt so eng, dass mir nur einfällt: „Essen kannst ‚de danach aber nichts mehr. Sonst platzt die Hose“. 

Zeit um

Kurz vor Ablauf der Zeit: Ich habe mich tatsächlich für eine Jeans entscheiden können. Es wird die Favoriten-Hose aus dem vorletzten Laden in dunkelblau. Sie wirft keine allzu großen Falten, liegt eng an und ist lang genug. Was will man mehr? Die Verkäuferin versichert mir: „Da wirst du wirklich was von haben.“ Mal sehen, ob sie recht behält. 

 

Beitragsbilder: Maike Stutenbäumer, Irene Kastner/ Teaserbild: Jasmin Assadsolimani

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