Zwei Stunden Dschungelcamp: Selten so gelangweilt!

Dicke Bücher belasten den Rücken, im Kino zahlt man für Überlänge drauf. Zeit ist Geld – im wahrsten Sinne. Wofür also die knappe Freizeit verwenden? Wir lesen, spielen und schauen für euch – nach zwei Stunden hören wir auf. Entweder, weil wir fertig sind oder weil die Zeit um ist. Heute geht’s in den Dschungel: Wir schauen „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“. Der Wecker ist gestellt, los geht’s:

Schnelldurchlauf

Samstagabend, 22.15 Uhr. Fernseher an, auf die Couch werfen und los geht es. Ich, Nina, 19 Jahre, Studentin und die absolute Dschungelcamp-Hasserin, schaue mir zwei Stunden von eben dieser Sendung an. Eine echte Premiere! Bisher konnte ich die Sendung erfolgreich verweigern. Das, was meine Freunde über die Ekelprüfungen und vermeintlichen Stars erzählen, reichte mir. Normalerweise würde ich jetzt auch lieber einen spannenden Fantasyfilm schauen, aber meine beste Freundin hat mich überredet, mir doch mal das Dschungelcamp anzuschauen. Erwartungen habe ich nicht viele, schließlich habe ich so gut wie keine Ahnung, wer überhaupt dabei ist. Sind ja sowieso nur irgendwelche Z-Promis. Die einzigen Namen, die mir was sagen, sind Gina-Lisa und „Honey“. Allein die Tatsache, dass man ein Star ist, weil die Ex-Freundin Germany’s next Topmodel geworden ist, lässt mich erschaudern. Honey – mit bürgerlichen Namen heißt der Gute übrigens Alexander Keen – postete übrigens noch vor Beginn der Staffel einige interessante Bilder auf Instagram… Hoffentlich zeigt er im Fernsehen etwas weniger nackte Haut.

Gute zwei Stunden später schalte ich den Fernseher aus und lasse die Sendung Revue passieren. Ich habe „hautnah“ miterlebt, wie diese mir vorher beinahe unbekannten „Stars“ sich gegenseitig gestritten, über andere gelästert und unglaublich sinnlose Aufgaben erfüllt haben. Dabei hat einer mal mehr, mal weniger Haut gezeigt und ich habe bestimmt hundert Mal den Kopf geschüttelt. Bereits nach dem Rückblick auf die letzte Sendung war mir klar: Noch mal werde ich sicher kein Dschungelcamp schauen.

Dschungelcamp: Nur mit Schokolade zu ertragen! Foto: Nina Louwen

Kurzweilig

Zugegeben, einige Witze der Moderatoren bringen sogar mich zum Grinsen. Einfach, weil sie genau das ausdrücken, was ich in dem Moment denke. Zum Beispiel, als die „Stars“ als Marvel Superhelden vorgestellt werden. Das ist einfach so paradox, dass auch ich lachen kann. Besonders, weil Marc auf einmal der Held des Dschungels zu sein scheint und das durch passende Musik noch dramatischer wird.

Mein anderes Highlight: Die Werbung, da kann ich nämlich kurz mal Twitter checken und Schokolade holen. Ohne diese Nervennahrung würde ich es sicher nicht weiter aushalten.

Langatmig

Gelangweilt habe ich mich während der ganzen Sendung. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass ich sie sonst verweigere und sicher nicht unvoreingenommen den Fernseher eingeschaltet habe. Außerdem kenne ich die ganzen Hintergrundstories der Kandidaten nicht, sodass mich die Streitereien nur gelangweilt haben und ich mir dachte: „Jetzt komm doch mal zum Punkt!“

Höhepunkt meiner Langeweile war allerdings die Dschungelprüfung. Ich hatte etwas mit gefährlichen Tieren erwartet oder etwas Ekliges zu essen. Und dann das: Die beiden Kandidaten, ich glaube, sie hießen Marc und Jens, mussten sich an einem Seil entlanghangeln. Ganze zehn Minuten lang. Während dieser zehn Minuten war ich kurz davor umzuschalten und etwas anderes zu schauen. Einfach weil Jens sich wirklich sehr ungeschickt anstellte und darüber schimpfte, dass er „zu fett“ sei. Apropos, wer ist das überhaupt und wofür ist er berühmt? Das Einzige was ich, dank „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ über ihn weiß, ist die Tatsache, dass er „zu fett“ ist. Was für eine bahnbrechende Erkenntnis. Allerdings auch die einzige während der ganzen Sendung. So sieht es offenbar auch Twitternutzer „Björn“, der unter dem Hashtag #ibes über die Sendung twittert.

Momentaufnahme

Ich sitze gelangweilt auf dem Sofa, als es tatsächlich einmal lustig wird. Kader (heißt die wirklich so?) und ein Mann, dessen Namen ich leider nicht mehr weiß, gehen auf Schatzsuche und bekommen eine Aufgabe. Er ist an eine Scheibe gefesselt und sie muss bunte Kugeln neben ihm treffen. Dabei trifft sie natürlich deutlich öfter ihn als die Löcher. Das darf sie allerdings nur, wenn sie vorher einige Fragen beantwortet. Ihre richtige Antwort auf die Frage nach dem ersten deutschen Bundeskanzler erfüllt mich tatsächlich einen Moment mit Hoffnung. Gibt es vielleicht doch ein Bildungslicht am Horizont? Nein, denn Kader gibt zu, dass sie bei einigen Antworten geraten hat.

Zeit ist um

Kaum wird verkündet, wer das Camp verlassen muss, schalte ich schnell aus. Mehr muss ich mir wirklich nicht davon antun. Viel lieber hätte ich eine unschuldige Tierdoku geschaut, denn während der Sendung habe ich Sachen über das Sex- und Liebesleben einiger Kandidaten erfahren, die ich nicht wissen wollte. Und beim Auszug von Sarah Joelle habe ich teilweise mehr gesehen, als ich eigentlich sehen wollte. Dass manche Menschen so etwas lustig finden, kann ich absolut nicht verstehen.

Und immer wieder frage ich mich, wieso diese Menschen sich so etwas antun und sich auf diese Art und Weise der Öffentlichkeit präsentieren. Entweder sind sie total pleite oder suchen verzweifelt nach Aufmerksamkeit. Denn ein Star ist sicher keiner dieser Kandidaten. Sympathisch ist mir auch niemand, sodass ich nichts dagegen hätte, wenn alle im Dschungel bleiben würden. Nur dann bitte ohne Live-Übertragung.

Beitragsbild: Pflichtlektüre

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert