Nicht viel los in Oz

Die Geschichte des Zauberers von Oz ist für die Amerikaner das, was für uns Europäer die Märchen der Gebrüder Grimm sind. Die Geschichte der kleinen Dorothy, die durch einen Wirbelsturm im dem verzauberten Land landet, besitzt auch in Deutschland Kultcharakter für Jung und Alt. Das Stück nach einer Erzählung von Lyman F. Baum feierte am Donnerstagabend seine Premiere im Dortmunder Schauspielhaus unter der Regie von Andreas Gruhn.

Die böse Hexe sticht mit ihrem Kostüm ins Auge. Foto: Birgit Hupfeld

Die böse Hexe sticht mit ihrem Kostüm ins Auge. Fotos und Teaserbild: Birgit Hupfeld

Ein lauter Schrei. Der Himmel verdüstert sich. Das Publikum blickt gespannt auf die Bühne. Ein Sturm zieht auf und mittendrin die kleine Dorothy (Désirée von Delft), die sich schützend in ihr Bett im Haus verkriecht. Auf einmal fällt das Haus um und alles wird still. Der Himmel wird heller und Dorothy lugt vorsichtig unter ihrer Bettdecke hervor.

Wo ist sie nur gelandet? Alles ist viel bunter und schöner, als in ihrer Heimat Kansas. Plötzlich hört sie ein Murmeln und drei zwergenartige Wesen tauchen auf. Es sind die Mümmler, die Dorothy für eine große Hexe halten. Denn sie ist mit ihrem Haus nicht nur im wundersamen Land des Zauberers von Oz gelandet. Nein, sie hat auch gleichzeitig die böse Hexe des Ostens erschlagen. Doch ihre Abenteuer sind noch lange nicht zu Ende.

„Peng, da war die Hexe platt.“

Die Hexe des Nordens erzeugte nicht viel Stimmung. Foto: Birgit Hupfeld

Die Hexe des Nordens erzeugte nicht viel Stimmung.

Die Schauspieler des Kinder- und Jugendtheaters Dortmund führen die Zuschauer mit Musik und Tanz in das geheimnisvolle Land von Oz, in dem Magie und Zauberei zur Tagesordnung gehören. Viele Gefahren lauern auf Dorothy, die nun die Schuhe der toten Hexe des Ostens trägt. Die böse Hexe des Westens hat es auch auf die Zauberschuhe abgesehen und versucht mit aller Macht sie in ihren Besitz zu bringen.

Aber Dorothy will eigentlich nur nach Hause zurück. Dafür braucht sie aber die Hilfe des Zauberers von Oz und begegnet auf dem Weg dorthin seltsamen Gestalten. Einer Vogelscheuche, die gerne mehr Verstand hätte, einem Blechmann, der ein Herz haben will und einem ängstlichem Löwen, dem der Mut fehlt. Also beschließt das Quartett gemeinsam den Zauberer um Hilfe zu bitten. Beschützt werden sie durch Glinda, die gute Hexe des Nordens. Aber die böse Hexe legt den Vieren immer wieder Steine in den Weg.

Eine eiserne Schildkröte

Was bei der Aufführung im Dortmunder Schauspielhaus als erstes auffällt sind die Kostüme der Protagonisten. Mit großer Detailverliebtheit kann man jede Figur auf den ersten Blick erkennen. So trägt die gute Hexe ein hellblaues, vielschichtiges Kleid, während die böse Hexe in einem schwarz-grünen Kleid herumwirbelt. Vor allem das Kostüm des Blechmannes ist gut gelungen. Er trägt eine Art Ritterrüstung mit einer stählernen Wanne für den Mittelkörper. Dadurch wirkt er wie eine eiserne Schildkröte. Weil er dauernd rostet und sich dann nicht mehr bewegen kann, ist auf seinem Kopf ein Kännchen mit Öl befestigt.

Der Wachmann sorgte für Lacher im Zuschauerraum. Foto: Birgit Hupfeld

Der Wachmann sorgte für Lacher im Zuschauerraum.

Kleine Details sorgen gelegentlich für Lacher im Publikum. So zucken kurz die Füße der toten Hexe, wenn Dorothy ihr die Schuhe abstreift. Und der Wachmann fängt lautstark an zu schluchzen, weil er nicht will, dass die kleine Dorothy weint.

Auch das Bühnenbild ist schön anzuschauen. So werden die jeweiligen Wetterlagen auf den Hintergrund projiziert und schaffen einen lebendigen Hintergrund. Dadurch wirkt besonders der Sturm real. Bei gutem Wetter leuchten bunte Farben im Hintergrund und verursachen  ein gewisses „Sommerfeeling.“

Kalter Norden

Aber leider hält der Sommer nicht an, wenn Glinda, die Hexe des Nordens (Bettina Zobel) auftaucht. Ihre Mimik und ihr Spiel wirken, als wäre sie zu lange im hohen Norden gewesen, nämlich eingefroren. Selbst bei den zahlreichen Kindern im Publikum kommt wenig Begeisterung auf, wenn Glinda erscheint. Die Stimmung ist eher unterkühlt. Aber auch Dorothy wirkt an vielen Stellen eher aufgesetzt fröhlich als natürlich kindlich. Allein der Blechmann (Randolph Herbst) und die Vogelscheuche (Götz Vogel von Vogelstein) bringen am Anfang das Publikum zum Lachen. Wenn der Blechmann stöhnend sein Öl verlangt und die Vogelscheuche über die Bühne schlackert, hört man ehrliches Lachen. Ansonsten war die Aufführung erstaunlich ruhig dafür, dass sehr viele Kinder im Zuschauerraum saßen.

Gesang bitte weglassen

Die Musik verfehlte ihre Wirkung beim Publikum. Foto: Birgit Hupfeld

Die Musik verfehlte ihre Wirkung beim Publikum.

Auch die Musik konnte das Stück nicht aufwerten. Gerade die Stimme der Dorothy war in den hohen Tonlagen fast unangenehm. Bei dem Klassiker „Somewhere over the rainbow“ wären tiefere Töne schöner gewesen. Auch das Lied „Willkommen“ von Glinda am Anfang des Stückes war ermüdend und hatte wenig Schwung. Den neuerdachten Liedertexten fehlte es ebenso an Originalität wie den Zaubersprüchen. Obwohl beides enthusiastisch von den Schauspielern vorgetragen wurden, wollte keine rechte Stimmung beim Publikum aufkommen. So fiel der Applaus nach den Liedern eher mäßig aus.

Zurück nach Hause

Das Theaterstück ist in vielerlei Hinsicht durchwachsen. Es hat seine komischen Momente, die aber durch die Musik unterbrochen werden. Das Bühnenbild und die Kostüme sind mit Liebe zum Detail gearbeitet, können aber allein nicht für eine gute Stimmung sorgen. Das wäre die Aufgabe der Schauspieler gewesen.

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