Die kulturelle Durststrecke am Dortmunder Stadttheater hat ein Ende: Vor einem Monat startete die neue Eigenproduktion „DIE SHOW“ mit einem Knall, am Samstag sorgte eine Inszenierung des Berliner Künstlerkollektiv Zentrum für Politische Schönheit mit dem Stück „2099“ deutschlandweit für Aufregung. Was in dieser Spielzeit noch zu erwarten ist und welche Bilanz das Schauspiel nach dem ersten Jahr Theaterflatrate für Studierende zieht.
Jaguarbaby Raja hat Glück gehabt. Im Vorfeld der Premiere von „2099“ am Dortmunder Schauspiel hatte das Zentrum für Politische Schönheit angekündigt, das Tier aus dem Dortmunder Zoo im Anschluss an ihre „Entlarvung der verlogenen Doppelmoral einer bürgerlichen Gesellschaft“ zu erschießen. Noch bevor sich die Aktion als künstlerische Provokation heraus stellte, hatte sich Intendant Kay Voges davon sicherheitshalber distanziert. Mit diesem Paukenschlag war dem Schauspiel schon vor Start der Spielzeit überregionale Presse garantiert.
Doch auch ohne die prominenten Gäste aus der Hauptstadt testet das Schauspiel in der gerade angelaufenen Saison seine Grenzen aus: mit „Besessen“ kommt ein Horrorstück ab 18 auf die Bühne, „Die Möglichkeit einer Insel“ wird komplett animiert. Generell gilt wie schon in den letzten Jahren: Video ist ein Muss!
Dank der Theater-Flatrate, die vor einem Jahr eingeführt wurde, können Dortmunder Studierende all diese Stücke gratis sehen. Die Bilanz nach dem ersten Jahr ist positiv: Über 5000 TU-Tickets wurden herausgegeben, davon entfiel rund die Hälfte auf das Schauspiel. Stark vertreten waren auch die Oper und das Ballett mit jeweils circa 20 Prozent. „Die Nachfrage hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt Alexander Kalouti, Leiter der Pressestelle. Noch eine gute Nachricht: Zumindest diese Spielzeit bleibt Kultur für Studis kostenlos, über eine Fortsetzung der Kooperation wird schon diskutiert. Auch Studierende der TU stehen der Theaterflatrate positiv gegenüber, obwohl nicht jeder sie nutzt.
Umzug in den Megastore
Die größte Änderung am Theater ist sicherlich der Wechsel der Spielstätte mitten in der Saison. Während das Schauspielhaus im Theaterkarree renoviert wird, zieht das Schauspiel in unübliche Räumlichkeiten: in den Megastore des BVB nach Hörde. „Darauf sind wir selbst gespannt“, sagt Pressesprecherin Djamak Houmayon. Der Store sei ein „neu entdeckter Theaterort mit Werksatmosphäre“, den das Publikum Anfang 2016 besichtigen kann. Ein neuer Raum für Ideen, für den das Schauspiel noch einige Überraschungen bereit hält. Schon im Oktober kommt ein extra Programm mit Stücken speziell für die neue Location heraus.
Beitragsbild: Birgit Hupfeld/Pressefoto Theater Dortmund