Wasserball: Präzisionssport für Kraftpakete

Aus 5 Metern Entfernung  zum Tor werden Würfe geübt.

Anfang August ist es soweit – die Olympischen Spiele in Rio starten. Aber olympische Sportarten gibt’s auch im Pott. Wir stellen euch fünf davon vor. Den Abschluss unserer Reihe macht heute Wasserball. Dort geht es mitunter robust zu – eine gute körperliche Konstitution ist das A und O. Außerdem gibt es beim Wasserball einiges zu beachten.

25 Jahre ist Cedric Cieplinski aus Dortmund alt, 19 davon spielt er schon Wasserball – aktuell beim SV Westfalen. „Meine Eltern wollten, dass ich früh lerne, gut zu schwimmen. Mit sechs Jahren wurde ich dann angesprochen, ob ich nicht Lust auf Wasserball hätte“, sagt er vor dem Mittwochstraining im Dortmunder Südbad. Seitdem ist er bei der Sportart hängen geblieben, auch wenn es ab und zu Phasen gibt, in denen er nicht spielt – meistens, wenn Klausurenphase ist.

Cedric Cieplinski spielt seit 19 Jahren Wasserball.

Cedric Cieplinski spielt seit 19 Jahren Wasserball.

Doch mit denen ist es jetzt erstmal vorbei, denn: Cedric steht kurz vor dem Abschluss seines Bachelors in Architektur an der Fachhochschule Dortmund. Ob er seinen Master macht, weiß er noch nicht. Unabhängig davon wohin sein Weg ihn führt, möchte er aber möglichst dem SV Westfalen als Spieler erhalten bleiben. „Ich spiele hier seit 4 Jahren und habe schon früher mal beim SV gespielt. Ich fühle mich hier sehr wohl, der Verein hat gute Strukturen“, sagt der Architekturstudent.

Über 35 Aktive zählt die Abteilung Wasserball des SV Westfalen. Die meisten Spieler sind bereits berufstätig, doch auch Studierende sind viele dabei. Rund um die Saison und währenddessen sind auch immer fast alle beim Training. „Gerade haben wir jedoch Sommerferien, da kommen nicht so viele zum Training“, sagt der 25-Jährige. Ab November geht es dann erst wieder los mit dem aktiven Spielbetrieb.

Die Mannschaften des SV Westfalen
Der SV Westfalen stellt drei Mannschaften für den Liga-Betrieb. Die erste Mannschaft spielt in der Südwestfalen-Liga, allerdings außer Konkurrenz. Denn: Für die Teilnahme an dieser Liga müsste der Verein Stammspieler abstellen, die für jede Partie zur Verfügung stehen müssen. Das ist seitens der Spieler jedoch nicht gewollt.
Der Hauptfokus liegt daher auf der zweiten Mannschaft, die in der Bezirksliga spielt. Dort können die Mannschaftsmitglieder rochieren. Hier spielt auch Cedric.
Die dritte Mannschaft spielt in der Kreisliga – wie beim Fußball die unterste Liga. Hier sind auch Frauen zugelassen, obwohl es für die auch eine eigene Liga gäbe.
Trainer ist Michael Sendlinger.

Bis dahin gilt es zunächst hauptsächlich, sich fit zu halten. Beim Wasserball geht es nämlich anstrengender zu, als man vielleicht denkt. „Man muss sich die ganze Zeit über Wasser halten, denn das Becken ist zu tief um zu stehen. Und um richtig gut werfen zu können, muss man hoch aus dem Wasser aufsteigen können“, sagt Cedric. Deswegen gibt es häufig beim Training erst einmal verschiedene Kraftübungen, bevor es überhaupt ins Wasser geht. Dann geht es ab ins Becken – Kraulschwimmen. Eine dreiviertel Stunde am Stück ist für die meisten Wasserballer des SV Westfalen kaum ein Problem.

Bei jedem Training wird die Kondition trainiert.

Bei jedem Training wird die Kondition trainiert.

Erst für den letzten Teil des Trainings wird für das Wurftraining ein Tor am Beckenrand eingehangen. Dann geht es reihum: Anschwimmen, aus dem Wasser abstoßen und Wurf. Durch die Schwimmhalle knallt es alle paar Sekunden, wenn einer der volleyballgroßen Wasserbälle gegen die Latte oder den Beckenrand schmettern. „Mit der richtigen Technik werden die Bälle ziemlich schnell“ sagt der Wasserballer. So einen ins Gesicht zu bekommen, ist unschön. „Aber noch schlimmer sind die Ohren“, erzählt er. Denn: „Wenn da ein Ball drauf knallt, ist ratzfatz das Trommelfell gepatzt.“ Aus diesem Grund tragen Wasserballer auch Plastikschalen darüber – die einzige Schutzkleidung.

Die Regeln beim Wasserball
  • Ein Wasserball-Spiel hat vier Viertel à acht Minuten. Die Uhr zeigt effektive Spielzeit, bei Unterbrechhungen wird auch die Uhr angehalten. Jede Mannschaft hat 30 Sekunden Zeit für einen Angriff. Jede Mannschaft hat zwei Auszeiten à eine Minute.
  • Jede Mannschaft besteht aus maximal 13 Spielern. Auf dem Feld sind sechs Feldspieler und ein Torwart. Die Heim-Mannschaft trägt weiße Badekappen, die gastierende blaue. Torwarte tragen Rot.
  • Das Spielbecken ist mindestens 5 Schwimmbahnen breit, mindestens 25 Meter lang und mindestens 1,80 Meter tief. Die Strafstoßlinie liegt 5 Meter vor dem Tor. Die Tore sind 90 Zentimenter hoch und drei Meter breit.
  • Der Trainer kann jederzeit und unbegrenzt Spieler aus- und einwechseln.
  • Der Ball darf nur vom Torwart mit beiden Händen gehalten werden, alle anderen müssen ihn immer einhändig führen.

Diese würde im Spiel nur stören, auch wenn Wasserballer den Schutz ganz gut gebrauchen könnten. Denn manchmal geht es mitunter etwas ruppig zu. „Ich – und auch viele andere Wasserballer – trage immer zwei Badehosen. Es kann nämlich gut passieren, dass sich eine im Eifer des Gefechts verabschiedet“, sagt der Student. Auch Schwimmbrillen seien nicht zu empfehlen. „Die verliert man sowieso sofort. Entweder aus Versehen oder ein Spieler reißt sie einem unauffällig absichtlich ab. Das ist ein gängiger Spaß unter Wasserballern. Habe ich auch schon gemacht“, erzählt er und grinst.

Die Wasserballer des SV Westfalen beim Technik- und Taktiktraining.

Die Wasserballer des SV Westfalen beim Technik- und Taktiktraining. Foto: Frank Wilkens

Beim Waserball auf olympischen Niveau geht es um viel mehr – und daher auch gesitteter zu. Da riskiere niemand ein unnötiges Foul. „Generell ist ein Spiel unter Profis etwas gänzlich anderes. Das sieht auch schon anders aus – viel schneller, mehr Bewegung und dadurch viel mehr spritzendes Wasser.“ Das kann schnell mal unübersichtlich werden und damit für Laien undurchschaubar. Vor allem die Regelungen für Fouls seien umfangreich. „Aber eigentlich ist es ganz einfach. Wenn der Schiedsrichter pfeift, war es ein Regelverstoß“, sagt Cedric grinsend. Er selbst steht auf Kriegsfuß mit dem Beleidigungsverbot von Schiedsrichtern. „Ich muss gestehen, dass ich deswegen nicht nur einmal hinausgestellt worden bin. Da reicht schon ein ‚Bist du blind‘ aus dem Affekt und man darf runter.“

Früherer syrischer Nationalspieler beim SV Westfalen

Besonderer Trainingspartner von Cedric ist Moayad Alhammal. Der Syrer ist seit knapp einem Jahr beim SV Westfalen und war vor vier Jahren Mitglied der syrischen Wasserball-Nationalmannschaft. Durch die Flucht aus Syrien trennten sich die Wege der Mannschaftsmitglieder. Seitdem hält er sich beim SV Westfalen fit – ab und zu auch Mal gemeinsam mit seinem Bruder Amjad, der ebenfalls erfahrener Wasserballer ist. Im Sommer kam es sogar zu einer kurzen Wiedervereinigung der syrischen Mannschaft bei einem Turnier in Schweden. „Mo ist ein klasse Junge und eine Verstärkung für uns“, sagt Cedric. „Allerdings muss er sich noch ein bisschen an die Spielweise hier gewöhnen. Es mangelt noch ein wenig am Zusammenspiel, aber ich denke wenn er mal eine ganze Vorbereitung mit uns durchmacht, dann wird er das Spiel nochmal mit anderen Augen sehen.“

Moayad und Amjad Alhammal spielten in der syrischen Nationalmannschaft.

Moayad Alhammal (hier mit Bruder Amjad) spielte in der syrischen Nationalmannschaft.

Ob Cedric neben der eigenen Vorbereitung auf die kommende Saison in der Bezirksliga auch Wasserball bei Olympia guckt, weiß er noch nicht. „Um ehrlich zu sein gucke ich das eher selten. Wasserball bekommt eh kaum Sendezeit im TV und die Streams im Internet machen überhaupt keinen Spaß“, sagt er. Er spiele lieber selbst, als es zu gucken. Der sportliche Wettkampf ist für ihn auch gar nicht erste Priorität, ihm geht es um den Sport und um die Mannschaftskollegen. „Nach dem Training trinken wir nicht selten zusammen noch ein Bierchen. Das gehört auch dazu.“

 

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Beitragsbilder: Marc Baumunk, Frank Wilkens
Teaserbild: Leonie Rottmann

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